laut.de-Kritik

Auf der Suche nach dem Erbe von Guru und Preem.

Review von

Conway lässt keine Zeit verstreichen, um nach seinem MVP-würdigen 2020 auch im Folgejahr seinen Anspruch auf den US-Rap-Thron geltend zu machen. Drei größere Projekte veröffentlichte er in den letzten zwölf Monaten (für seine Verhältnisse fast schon wenig). Nach "Griselda Ghost" (zusammen mit Westside Gunn) und "No One Mourns The Wicked" ist "If It Bleeds It Can Be Killed" nun die dritte Zusammenarbeit zwischen Big Ghost Ltd und Conway The Machine.

Als Intro dient ein schleppender Gitarrensolo-Beat, der selbsternannte Skit-God Lukey Cage leitet mit etwas Street Knowledge ein, R.I.P. an den gerade erst eingestampften Dafukumean-Podcast. "J-Batters" zieht den Hörer ins Geschehen zwischen theatralische Streichersamples und Conways Höhenflüge: "No rapper alive has a catalogue to match with mine, no rapper as fly, except the guy with a patch on eye".

Wahrscheinlich würde ihm da nicht jeder zustimmen, aber an gesundem Selbstvertrauen mangelt es dem Rapper aus Buffalo nicht. Passend zum Songtitel (J-Batters ist ein berüchtigtes Mitglied der Drogenbande Bailey Boys aus Conways Heimatstadt) dürfen die typischen Coke Rap-Anspielungen nicht fehlen. Am besten serviert La Machina sie immer noch mit Basketball-Vergleichen: "Sold eight, played with snow too, god, I'm Allen I / I don't need rap, I just contact my guy / he throwin' bricks like Shaq at the line / when he was past his prime".

Insgesamt hangelt sich Conway smooth von einem Track zum nächsten über Big Ghosts makellose Boom-Bap-Produktion. Überhaupt muss man hier über den Producer reden. Conway ist "nur" Rapper, Big Ghost hat sich nicht nur um die Beats, sondern auch ums Mixing und Mastering gekümmert, dazu sind die Songtitel seine Ideen, das Artwork (zwei verschiedene Cover, eins von Cep, eins von Jelle Smid, beide geil) wurde von ihm in Auftrag gegeben, und nicht zuletzt hat er sich auch um die Features gekümmert. Natürlich sind die dann perfekt ausgewählt. Neben Shots und Roc-Marciano-Kumpane Knowledge The Pirate bildet das Kernstück der Platte der Track "Kill All Rats" mit Ransom und Rome Streetz. Beide bewerben sich hier jetzt schon um die Line des Jahres. Ransom ("The Larkin ripped ’em / then it's back to the long-nose like I’m Larsa Pippen") hat selbst mit seiner Director's-Cut-Reihe ein beachtliches Jahr 2020 hingelegt. Rome Streetz ("I came up the con way, sellin' everybody food") hat erst Ende Februar ein Projekt mit Legende DJ Muggs veröffentlicht.

Parallelen zu "No One Mourns The Wicked" sind selbstverständlich zahlreich vorhanden. Es gibt nicht nur inhaltliche Anlehnungen, auch in der Produktion hat Big Ghost Finessen eingebaut. So findet sich zum Beispiel im sechsten Track der letztjährigen Platte, "Bricks to Murals", ein perfekter Beatswitch. Ein ebensolcher ist auch im sechsten Lied von "If It Bleeds It Can Be Killed" vorhanden, nämlich auf "Losses To Blessings".

"Forever Ago" ist der letzte Song der Platte. Big Ghost schlägt sanftere Töne an und Conway zeigt sich von seiner softeren Seite. Der Titel bildet mit seinem Outrocharakter einen runden Abschluss des Projekts. Wenn man bedenkt, dass 2021 für Conway richtig stark startet und er immer noch das bereits vor Jahren angekündigte Shady-Debüt in der Hinterhand hat - wo soll das alles noch hinführen? Conway selbst hat eine Antwort darauf: "Yeah, me and Big Ghost like the new Guru and Preem". Wieder recht hoch gegriffen, aber wer weiß, wie man in ein paar Jahren über diese beiden redet?

Trackliste

  1. 1. Commencement feat. Lukey Cage
  2. 2. J-Batters
  3. 3. Way We Move feat. Shots
  4. 4. Kill All Rats feat. Ransom & Rome Streetz
  5. 5. Toast
  6. 6. Losses To Blessings
  7. 7. Highly Praised
  8. 8. Sons Of Kings feat. Knowledge The Pirate
  9. 9. Red Beams
  10. 10. Forever Ago

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