laut.de-Kritik

Ein neues Indie-Rock-Traumpaar ist geboren.

Review von

"Da lob' ich mir ein Stück Musik von Hand gemacht", sang Reinhard Mey auf seinem Album "Alleingang" anno 1986. Mit dem Stück prangerte der Liedermacher vor allem bombastische Rockshows und "Steckdosenmusik" an, die seiner Meinung nach jede Nähe zum Künstler vermissen ließe. Zwar stöpseln Kurt Vile und Courtney Barnett ihre Gitarren auf "Lotta Sea Lice" auch in die verteufelten Verstärker, dennoch dürfte die vielleicht beste musikalische Teamarbeit 2017 ganz nach Meys Gusto klingen.

Auf der einen Seite der Gitarren-Querdenker Vile, der bereits solo so zurückgelehnt klingt, als würde er aus Sicherheitsgründen nur auf Schaukelstühlen Platz nehmen, und der seit "B'lieve I'm Going Down..." von 2015 dem Geheimtipp-Status entwachsen ist. Auf der anderen Barnett, die schon äußerlich als Viles Schwester durchginge und deren burschikoser Gesang und die eigenwillige Gitarrenarbeit perfekt mit Vile harmoniert.

Die Australierin legte 2015 mit ihrem Debüt eine neue Definition für bodenständigen Indie-Rock fest. Diese interkontinentale Freundschaft trägt auf "Lotta Sea Lice" süße Früchte, was sich in herrlich unverfälschten Blues-Balladen ("Untogether", "On Script"), Indie-Melancholie ("Let It Go") und heiteren Duetten zwischen Americana und Rock ausdrückt. Der Wohlklang-Opener "Over Everything" legt die Latte gleich in enorme Höhen, doch das Duo zeigt sich über die gesamte Albumlänge in Hochform und spielt sich wunderbar die Bälle zu.

Wie der Songwriter aus Philadelphia erzählte, lag das Geheimnis hinter der fruchtbaren Kooperation schlicht im Ausbleiben jeglicher Drucksituationen: "Keiner von uns dachte je an ein Album, wir haben uns einfach hier und da getroffen und losgelegt. Der Vibe war sofort da.". Da beide Künstler ihre Zeit vor allem auf der Straße verbringen, war es nämlich nur schwierig, überhaupt mal zusammen zu treffen. Als dies gelang, war "Lotta Sea Lice" in acht Tagen eingespielt. Allerdings verteilt über den Zeitraum von 15 Monaten.

Die Leichtigkeit des Projekts fängt wohl besonders der Song und besonders das Musikvideo zu "Continental Breakfast" ein. Vile und Barnett sind dort beim Familienbesuch und zusammen auf dem Rummelplatz zu sehen. Mehr Nähe geht wohl kaum, Herr Mey.

Trackliste

  1. 1. Over Everything
  2. 2. Let It Go
  3. 3. Fear Is Like A Forest
  4. 4. Outta The Woodwork
  5. 5. Continental Breakfast
  6. 6. On Script
  7. 7. Blue Cheese
  8. 8. Peepin' Tom
  9. 9. Untogether

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