laut.de-Kritik

Endlich klettern die Schweden mal wieder aus ihren Särgen.

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Nach neun Jahren kommen Deathstars wieder aus ihren Särgen geklettert. Die Gothic Metal-Gruppe lädt ihre Hörer erneut in eine pechschwarze Welt ein, wie der Titel "Everything Destroys You" vorab ankündigt. Die LP nahmen sie in überarbeitetem Lineup auf: Oscar Leander alias "Vice" stieg 2017 vom Schlagzeughocker, seinen Posten übernahm Marcus Johansson, der in der Band fortan den Namen "Nitro" annimmt. 2019 hießen die Schweden pünktlich zum Start der Aufnahmesession Gitarrist Eric Bäckman aka "Cat Casino" ein zweites Mal willkommen.

In neuer Formation starten sie auf altbekannte Weise in ihr fünftes Studiowerk. Der Synthesizer spielt im Intro von "This Is" kurz in Zweisamkeit mit einem elektronischen Beat und wird schließlich von einem Headbang-tauglichen Riff ergänzt. Zwischendrin heult ein Synth auf, später folgt an gleicher Stelle eine echte Sirene, die die Dramatik weiter zuspitzt. Dafür sind die Fill Ins des Schlagzeugs aber allzu stumpf und ragen unpassend aus dem Song hervor, in dem sie wie immer lyrisch düstere Kost servieren: "A taste of darkness for me and you", fasst Andreas Bergh es treffend zusammen.

Der Hintergrundgesang, der den Frontmann im Refrain begleitet, macht "Midnight Party" zu einem einprägsamen Stück. Im Gegensatz zu "This Is" startet es ohne vorherige Einleitung und die Gitarren sind eher für die Fülle des Klangs zuständig. Dafür steht der Gesang im Vordergrund, der in der Bridge zu einem heiseren Flüstern wechselt. Darunter bewegen sich die Drums in einem Rhythmus, der sich bestens zum Mitklatschen eignet. Die Gitarren, die auch in "Anti All" nur eine untergeordnete Rolle spielen, setzen an diesem Punkt vollständig aus. Die Nummer treibt Drummer-Neuling Johansson in einem ordentlichen Tempo voran, das er in den Strophen wieder drosselt. Dadurch beruhigt sich die Stimmung und bekommt Zeit und Raum, sich zu entfalten.

Der Titeltrack beginnt mit dem Surren des Synths und Berghs in die tiefstmögliche Tonlage runtergeschraubter Stimme. Die Dominanz des verzerrten Basses bietet zunächst eine Abwechslung, auf Dauer wirken die Strophen allerdings ermüdend. Auch das Ende kommt einfallslos daher: Den Refrain wiederholen sie eine Terz höher, der Gesang fällt weg und es Johansson haut noch ein letztes Mal auf's Schlagzeug, bevor es zusammen mit dem Synth ausklingt.

Auf "Between Volumes And Voids" wecken die weibliche Stimme, die echoartig Berghs Texte wiederholt, und das Klavier, das kurz seine Premiere feiert, den Hörer wieder auf. Dass Deathstars gerne öfter die Instrumente für sich sprechen lassen könnten, zeigt "An Atomic Prayer". Schrittweise bauen sie es im Intro auf, verknüpfen ein Element mit dem nächsten. Würde es öfter die Taktart wechseln, könnte das djenty Gitarrenriff zu Beginn auch von Dream Theaters John Petrucci stammen. Deathstars stapeln viele Komponenten übereinander, besonders experimentell ist die Bridge, in der mal die Gitarre, mal der Synth, mal der Gesang das Steuer übernimmt.

Nach "An Atomic Prayer" kehren sie zu ihrem patentierten Industrial- und Gothic Metal-Stil zurück. Am Anfang von "The Churches Of Oil" steht ein Hauchen, das das Setting für den Song setzt. Ein nettes Detail ist die Abstimmung der Gitarren- auf die Synthmelodie, später sind Gesang und Synth im Einklang. Mit "Blood For Miles" fügen Deathstars ihrer schwarzen Leinwand ein paar rote Kleckse hinzu. Neu ist die Soloeinlage der Gitarre, die in die weitere Begleitung eingebettet ist, und dadurch nicht so sehr hervortritt, wie man es sich wünscht. Stark ist die Kombination aus Pre-Chorus und Chorus, ansonsten fällt "Blood For Miles" nicht weiter auf.

Das Beste kommt zum Schluss, zumindest für Fans der beiden ersten Deathstars-Alben. Ein rohes und hartes Riff, das an die Debütscheibe "Synthetic Generation" erinnert, beherrscht "Angel Of Fortune And Crime". In Verbindung mit dem Syntheinsatz zeigt es Parallelen zu "Termination Bliss".

Viel hat sich in den vergangenen neun Jahren nicht geändert. Das schwedische Quintett geht auf "Everything Destroys You" wenige Risiken ein und setzt auf gewohnte Sounds und Strukturen. Nach der langen Pause können sich Deathstars-Anhänger auf etwas freuen, das ihnen sicher gefallen wird, jedoch nicht sehr innovativ ist. Kleinere Experimente wie "An Atomic Prayer" peppen das Album aber auf.

Trackliste

  1. 1. This Is
  2. 2. Midnight Party
  3. 3. Anti All
  4. 4. Everything Destroys You
  5. 5. Between Volumes And Voids
  6. 6. An Atomic Prayer
  7. 7. Blood For Miles
  8. 8. The Churches Of Oil
  9. 9. The Infrahuman Masterpiece
  10. 10. Angel Of Fortune And Crime

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2 Kommentare

  • Vor einem Jahr

    Find das Album geil. Endlich sind sie back! +-+

  • Vor einem Jahr

    Sympathische Gruppe, schon des Camp-Faktors wegen. Ein paar neue Ideen wären trotzdem nett gewesen; das hier klingt exakt wie alles was sie zuvor gemacht haben, was nach neun Jahren freilich als Kompliment wie auch als Kritik verstanden werden kann. Mich lässt's leider kalt, bin wohl mittleweile zu alt dafür.

    Die Rezi allerdings...

    "Die Nummer treibt Drummer-Neuling Johansson in einem ordentlichen Tempo voran, das er in den Strophen wieder drosselt."

    Das Tempo bleibt im Song durchgehend gleich. Gemeint ist vermutlich, dass der Trommler manchmal in Halftime wechselt.

    "Dafür sind die Fill Ins des Schlagzeugs aber allzu stumpf und ragen unpassend aus dem Song hervor"

    Verstehe, was die Rezensentin meint. Ist aber in erster Linie einfach ein zu penetrant in den Vordergrund gemischter Snare-Roll. Also lieber dem Mixing die Schuld geben. Ansonsten - seine Fills sind bread-and-butter, nicht mehr und nicht weniger. Klar ein bisschen plakativ hier und da, vielleicht tatsächlich sogar stumpf, aber das erfordert deren Ästhetik auch. Bei deren Rammstein-artigen Geriffe brauchts weder Subtilität noch übertriebene Chops, sondern eben genau das.