laut.de-Kritik

Gute Vibes und Naturschutz: nicht die schlechteste Kombination.

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Dominik Eulbergs künstlerische Leistungen und Schaffensdrang finden auch im Zeitalter der sozialen Netzwerke unverändert Anklang. Auftritte im YouTube-Erfolgsformat 'Boiler Room' oder für das Eventlabel Cercle, die Star DJs an besonderen Orten oder in luftigen Höhen auftreten lassen, sind ein weiterer Beweis für sein Standing in der Szene. Seit über 15 Jahren vereint Eulberg seine Liebe zum Wald, der Ornithologie und der Biologie im Allgemeinen mit seinem musikalischen Output. Seien es Samples, Titel ("Basstölpel") oder jüngst die Zusammenarbeit mit dem profilierten Naturfilmer Jan Haft - Dominik betreibt Umweltschutz auf seine ganz besondere Art. Und die kommt so gar nicht moralinsauer oder mit erhobenem Zeigefinger daher, vielmehr verpackt er seine Anliegen informativ und aufklärerisch.

"Mannigfaltig" nennt er dann auch konsequent seinen neuesten Longplayer. Schon die Gestaltung mit Abbildungen klassischer Stiche aus Flora und Fauna, die allesamt zu einem Play Button angeordnet sind, veranschaulichen, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat und macht. Das setzt sich erfreulicherweise auch im Gesamtkonzept fort, denn die Albumtracks zeigen wie die Vielfalt im Tierreich auch ihre verschiedenen Spielarten und Ausprägungen. Die "Eintagsfliege" macht ihrem Namen überhaupt keine Ehre, denn das aufwändig gelayerte, deepe Arrangement weiß man eigentlich erst nach mehrmaligem Hören zu schätzen. Das Mastering ist übrigens ebenfalls exquisit, jedes noch so kleine Geräusch ist am Platz und verschafft sich Gehör.

Sicherlich handelt es sich um Tanzmusik im Allgemeinen, aber im Speziellen vor allem um sehr gut 'hörbare', auch außerhalb des Club-Kontextes. Verspielte Melodiösität ("Goldene Acht") und gemächliche Track-Aufbauten sind nach wie vor beliebte Elemente und Stilmittel in Eulbergs Produktionen. Das mündet dann auch schon mal in elfminütigen Ambient-Orgien wie beim "10 Punkt Marienkäfer". Ein Stück, das den Kölnern von Kompakt Records sicherlich auch Freude bereiten dürfte. Darüber hinaus meint man sogar einen gut gelaunten, aber nicht ganz so vertrackten Aphex Twin herauszuhören.

Der "Neuntöter" ist ein gefiederter Bewohner vornehmlich niedriger Hecken, der immer erst neun Beutetiere an Dornen, Ästen oder ähnlichen Accessoires aufspießt, bevor er dann eines frisst. Zwanghafter Psycho, denkt man da zunächst. Dominiks Track gleichen Namens fällt dementsprechend verrückt und geordnet zugleich aus. Gerade Beats und eine weirde Bassline setzen dem putzig aussehenden Pfähler ein angemessenes musikalisches Denkmal. Favorit und Ohrwurm-Initiator zugleich ist der geschützte "Siebenschläfer", der hier als Namensgeber für eine ganz hervorragende, klappernde, groovige Trance-Hymne fungiert. Gute Vibes und Naturschutz sind doch wirklich nicht die schlechteste Kombination, kann man subsumieren und dann noch kurz bei den Rotbauchunken vom Tegernsee vorbeischauen.

Trackliste

  1. 1. Eintagsfliege
  2. 2. Zweibrütiger Scheckenfalter
  3. 3. Dreizehenspecht
  4. 4. Vierfleck
  5. 5. Fünffleck-Widderchen
  6. 6. Sechslinien-Bodeneule
  7. 7. Siebenschläfer
  8. 8. Goldene Acht
  9. 9. Neuntöter
  10. 10. Zehnpunkt-Marienkäfer
  11. 11. Elfenbein-Flechtenbärchen
  12. 12. Zwölfpunkt-Spargelkäfer

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