laut.de-Kritik

Modern-Soul-Masterpiece aus London.

Review von

Die 38-jährige Londonerin Izo FitzRoy tischt mit "A Good Woman" eine piekfeine Soul- und Storyteller-Produktion auf. Ihr ruhiger Erzählgestus lässt einen bei Akustikgitarren-Perlen wie "Call Me Pilgrim" an Klassiker-Alben von Joni Mitchell denken. Auch der Vintage-Folkrock im kristallinen Hippie-Stück "Somewhere Beyond The Wreckage" neigt dieser Richtung zu.

Eingängige Melodien kitzeln die Freude beim Hören noch mehr heraus, denn die Stücke sind einerseits sehr anspruchsvoll, dann aber auch sehr zugänglich. "Scram" spielt sich aus der Fülle extrem guter Songs nach vorne und setzt auf einer Afrofunk-Wah-Wah-Gitarre an, die das tragende Riff bildet. Flirrende Percussion-Arbeit verbreitet ein aufregendes Flair, dabei durchläuft Izo verschiedene Stimmlagen und beeindruckt mit perfekter Phrasierung.

Der Titeltrack "A Good Woman" folgt den Pedal-Läufen der Klavier-Stücke des Vorgängers "How The Mighty Fall", einer Platte, die 14 Tage nach Beginn des ersten Lockdowns 2020 leider völlig unterging. Die engagierte, ernste wie raue Gospel-Rock-Walze "God Gets A Little Busy Sometimes" löst Gänsehaut aus und wandelt auf Skins Pfaden. Wirkungsvoll zum Runterkommen sind kleine Überleitungen wie die "Released (Interlude)", Acapella mit Piano.

"Give Me The High" gibt jedem das Ultra-High, der auf die Kombi aus sentimentaler Melancholie und treibenden Beats steht - ein powervolles Modern-Soul-Masterpiece. Die gekonnte Northern Soul-Einlage "Small Mercies" über Dank und Hoffnung setzt mehr auf Rhythmik und eine abwartende Stimmung mit lässig angejazztem Urban-R'n'B und Gospelchor-Elementen. 

"Chasing Days" lässt ein funky E-Piano zu einer an "Underneath The Red Moon" erinnernden Melodie zappeln. "Keep Your Light On Me" folgt einer eiernden Blues-Bassgitarre zum Tresor der Geheimrezepte für smarten Memphis-Groove, obwohl das Ding in Holland gefertigt wurde. Das Cover eines ansonsten eher übersehenen Joan Armatrading-Stücks, "Love And Affection", toppt dann noch glatt das großartige Original. Bei 100 Prozent Treffern unter den Tracks ist das grazil schwebende "A Good Woman" ein unerwartetes Meisterwerk geworden.

Trackliste

  1. 1. Hope Divine
  2. 2. Chasing Days
  3. 3. Keep Your Light On Me
  4. 4. Call Me Pilgrim
  5. 5. Pilgrim (Interlude)
  6. 6. Somewhere Beyond The Wreckage
  7. 7. Scram
  8. 8. God Gets A Little Busy Sometimes
  9. 9. Released (Interlude)
  10. 10. A Good Woman
  11. 11. Sum Of Its Parts (Interlude)
  12. 12. Small Mercies
  13. 13. Give Me The High
  14. 14. Love And Affection

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2 Kommentare mit 10 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Bin bei Jessie Ware noch Fan, weil sie in die Hintern geht und halbwegs eigenständig klingt. Hab aber allmählich genug von Engländern, die meinen, möglichst originalgetreu alten Soul machen zu müssen. Ich höre da meistens null Mehrwert darin, eine weitere dieser Scheiben zu produzieren. Ja, handwerklich alles super gemacht, für mich aber null mitreißend und extrem flüchtig.

    • Vor einem Jahr

      OK das ist deine Meinung ich finde die Soul Musik von heute klingt fast wie früher.

    • Vor einem Jahr

      Endlich mal wieder ein Hottake von dir, den ich nachvollziehen kann.
      Ich kann das mit dem künstlerischen Mehrwert mitgehen und wenn es zu doll nach Retro klingt, tut sich bei mir emotional auch eher wenig. Da sind mir Künstlerinnen wie Fiona Apple lieber, die aus bekannten Elementen noch einmal ihr ganz eigenes Ding machen. Würde das aber nicht auf Soul beschränken; sowas gibt es ja in jedem Genre.
      Auf der anderen Seite haben solche Alben für mich durchaus eine Berechtigung, nicht zuletzt, wenn sie zeitgemäß produziert ist und die Tonqualität dadurch aufgewertet wird. Kann natürlich auch in die Hose gehen, aber dafür klingen manche Klassiker halt auch nach dem Fallout-Soundtrack. Außerdem habe ich keine Lust mich mit Hyperpop zu beschäftigen :D

    • Vor einem Jahr

      "Hab aber allmählich genug von Engländern, die meinen, möglichst originalgetreu alten Soul machen zu müssen."

      Gäbe es doch nur irgendwas, was du da unternehmen könntest.

      Und Jeudi ist mal wieder der Oberdepp vor'm Herrn. :D

    • Vor einem Jahr

      Darf ich nicht meine eigene Meinung äußern mir gefällt die Musik von Izo FitzRoy auch wenn es wie fast jedes aus der Soul Musik klingt.

    • Vor einem Jahr

      Niemand darf Jeudi was tun :(

  • Vor einem Jahr

    Auf dem neuen Album von Izo FitzRoy - A Good Woman gefallen mir am Besten die Lieder Hope Divine, Chasing Days, Keep Your Light on Me, God Gets a Little Busy Sometimes und Give Me the High.