Papa Het und Band demonstrieren die ganz große Schule des Stadion-Rocks und zelebrieren obendrein auch noch rheinisches Liedgut.

Köln (kluk) - Überteuerte T-Shirts, schwitzende Kuttenträger in der Sonne, und vor der Türe spielt allen Ernstes jemand Dudelsack. Eigentlich ist eine Metallica-Stadion-Show ja doch nichts anderes als ein dickes Festival.

Dementsprechend tragen 44.000 von etwa 45.000 anwesenden Personen ausschließlich Headliner-Merch. Zu den Vorbands bemühen sich natürlich auch nur die wenigsten in ihren Stadionsitz. Bei den Ulrich-Lieblingen Bokassa herrscht nüchterne Tribünen-Leere, zu Ghost füllt sich das Stadion immerhin zur Hälfte.

Betriebstemperatur? Kommt schon noch. Zwar hat bisher keiner seinen persönlichen Elfmeterpunkt ins Infield erbrochen, und auch der Handyempfang bleibt noch erschreckend stabil, aber zumindest ein paar freudig johlende Ghost-Fans schmücken die vorderen Reihen. Wie lässt das FC-Köln-Banner verlauten: Spürbar anders.

Dann bald Showtime: Nach den letzten Checks lehnt sich ein freundlich dreinblickender Bühnentechniker hinunter in den Fotograben. Mit ebenso freundlichem Schwiegersohn-Grinsen verkündet er dann, sollten die Herren Berichterstatter Onkel Hetfields Monitorbox zu nahe kommen, sei er jederzeit bereit, uns "die Rippen rauszureißen". Ach so, okay. Neben mir ein Typ im "Peace, Love and Metal"-Shirt. Er grinst.

Alles viel zu nett hier

Schnelldurchlauf: AC/DC vom Band, dann "Ecstasy Of Gold", dann volles Rohr mit "Hardwired". Fremde Fanclubs aus halb Europa invadieren den kostengünstigen Snake-Pit, liegen sich erst noch wehmütig in den Armen, klatschen im nächsten Moment brüderlich ab. Hach, das ist alles viel zu nett hier.

Nach kurzem Thrash-Intro tüten Metallica dann auch gleich ein: Mit "The Memory Remains" folgt die bestmöglich in Form gegossene Mitgröhl-Ouvertüre, die gleich mal alle Promillekategorien an die Hand nimmt.

"Papa Het" (vielleicht auch einfach eine neue Ghost-Kunstfigur?) rockt den Ü50-Schnubbi wie kein zweiter, Kirks Dauergrinsen kontrastiert seine schwarz lackierten Fingernägel und Lars suhlt sich wie immer im wuchtigsten Bass-Drum-Sound, der beim kleinsten Pedalhieb halb Müngersdorf zum Erbeben bringt.

Überraschungen im Mittelteil

Marginale Überraschungen birgt die Setlist im Mittelteil, jedoch schleppt sich die "S&M"-B-Seite "No Leaf Clover" wesentlich angestrengter durch den halbballadesken Gesang als das vorangehende "Unforgiven". Mit "Frantic" folgt die augenzwinkernde "St. Anger"-Krawallinszenierung. Robert Trujillos "Orion"-Tribute an Cliff Burton jedoch versinkt dank viel zu wummerndem Sunn O)))-Sound unerwünschterweise im Drone.

Doch die Dunkelheit bricht herein, nach kurzer Bier- und Pinkelpause setzt die Stimmung zu neuen Höhen an. Und dann spielen Metallica endgültig das Einmaleins des Stadion-Rocks durch – und das auch über alle Scheuklappen hinweg.

Kölle Alaaf!

Trujillo lässt sich den Notenständer reichen. Und dann – gemeinsam mit Hammett – tut er es einfach: Er spielt "Viva Colonia". Mit punktgenauer Leadgitarre, überraschend solidem Deutsch und zwei vollen Strophen. Ab hier ist einfach alles nur noch schön.

Zu "Creeping Death" steigt die Pyroshow, 45.000 Menschen singen das "Master Of Puppets"-Solo im Falsett, bei "One" marschieren animierte Schattensoldaten durch zerbombte Pop-Art-Landschaften. Noch einmal: Euphorie, wohin man blickt.

"Take a look to the sky just before you die", laut Statistik muss James diese Worte heute zum 1502. Mal singen, doch der untersetzte Herr vor mir auf der Tribüne weint. Weint, als gebührten diese Zeilen ihm, weint, als höre er "For Whom The Bell Tolls" überhaupt zum ersten Mal.

Die Puppen tanzen

Nachdem sich die Mehrwegbecher zur Zugabepause dann also wahlweise noch einmal mit Tränen oder Bier füllen, setzen Metallica mit "Spit Out The Bone", "Nothing Else Matters" und "Enter Sandman" zum einem Bilderbuch-Triple an, wie man es sich wochenends in diesem Stadion eher selten zu erträumen wagt. Wahrlich milde stimmt es, wie Hetfield, Hammet, Trujillo und Ulrich sich teils gar nicht erst über die 30 Meter Bühnenlänge verteilen – sondern mehr denn je die persönliche Nähe im Halbkreis suchen.

Im 2017er Thrash-Hit tönt es noch: "Plug into me and I'll save you from emotion." Doch von Emotionslosigkeit ist Köln heute Abend weit entfernt. Die Puppen tanzen und Metallica halten die Fäden rutschfest in den Händen. Keine 360-Grad-Bühne, keine Stunts, kein Bullshit. Nun ja, vielleicht bis auf die zehnminütige Dankesorgie und die Gewitterladungen Plektren, die die Band zum Abschluss hier wirklich becherweise entleert. Ansonsten einfach nur Peace, Love and Metal. SO geht Stadionkonzert.

Fotos

RheinEnergieStadion, Köln, 2019 Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln.

Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Europe Awakens! Papa Het and Friends live in Köln., RheinEnergieStadion, Köln, 2019 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug)

RheinEnergieStadion, Köln, 2019 Stadion-Rock können sie: Ghost als Metallica-Support-Act.

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3 Kommentare

  • Vor 4 Jahren

    Wie selbstverliebt ist denn bitte dieser Kommentar, ohne jeglichen Bezug zum Konzert selbst, wie gut oder schlecht es auch gewesen sein mag, Selbstdarstellung des eigenen geheuchelte Musikwissens ohne jeglichen Informationsinhalt, ohne Worte

  • Vor 4 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 4 Jahren

    Frei nach James: YEAH !

    Das Konzert war geil, Setlist war fast perfekt , (Spit Out the Bone ! \m/ \m/ \m/) "mein" Lied, Whiplash, hat leider gefehlt... :/
    Du merkst denen immer noch an, die lieben was sie machen ! ♥ \m/

    Aber !

    Wir standen im Innenraum, was weiter hinten, aber gute Sicht & Sound. Für's Stadion war's gut!
    Was mir aber mehr & mehr auffällt und tierisch auf die Eier geht, sind diese kack "Modefans" ! -_-
    Hauptsache, doof rumstehen, Handy in der Hand, Videos & Bilder machen...
    Mit der Freundin kuscheln & vor den "bösen" Headbangern beschützen... :-/ -_-
    Verschränkte Arme unso...

    Wenn man "nur" das Konzert sehen möchte, gerne!
    Dann setzt euch auf die, sorry, verfickte Tribüne ! Oder guckt ne DVD !
    Aber ein bisschen bewegen, ein bisschen headbangen, das ist ja wohl ein Minimum !

    Ich habe auch Bilder gemacht, klar, aber ich war nicht ständig am Handy... !
    Die geben Vollgas, tut es auch !

    Ansonsten war's, wie erwähnt, geil !! \m/ :D
    It's fucking MetallicA !!! \m/ \m/ \m/