NIN-Frontmann Trent Reznor kriegt sich gar nicht mehr ein: Seiner Meinung nach sind die Labels die wahren Diebe, und nicht diejenigen, die sich Musik herunter runterladen. Gleichzeitig gibt er zu, auch ab und zu Musik zu stehlen.

Melbourne (sk) - Trent Reznor hat etwas gegen Majorlabels. Bereits in der vergangenen Woche zog der NIN-Frontmann vom Leder, beruhigt hat er sich seither noch nicht. Im Interview mit der australischen Zeitung Herald Sun zog er wieder über Labels her und bezeichnete sie gar als Diebe.

Reznor beteuert, er schulde Universal nur noch ein Album, dann sei Schluss mit der Abzocke. Für die Zeit danach hat er schon ganz andere Ideen. Er will den Vertrieb seiner Musik in Zukunft selbst übernehmen.

Denjenigen, die einen richtigen Tonträger bevorzugen, wolle der NIN-Frontmann ein nett verpacktes Merchandise-Paket schicken. Alle anderen hätten die Möglichkeit, sein komplettes Album für vier Dollar von seiner Webseite zu laden. Und das, sobald die Arbeiten im Studio abgeschlossen sind, denn auch gegen die "Lass uns noch drei Monate warten"-Strategie der Labels hegt Reznor einen Groll.

Doch auch die Downloader geraten in sein Kritikfeld. "Es ist eine merkwürdige Zeit, ein Musiker bei einem Majorlabel zu sein, denn es gibt so viel Abneigung gegenüber der Musikindustrie, dass es wirklich schwierig ist, sich so den Fans gegenüber zu positionieren, ohne als gieriges Arschloch dazustehen", beklagte sich Reznor. Gleichzeitig sei er aber enttäuscht gewesen, als die aktuelle Platte rauskam und er sehen musste, wie wenige sich "Year Zero" tatsächlich gekauft hätten.

"Wäre das zehn Jahre früher gewesen, hätte ich gesagt, 'Naja, viele mögen es halt nicht. Das ist Scheiße. Klar könnte ich mit dem Finger auf jemanden zeigen, aber die Schuld läge bei mir, vielleicht bin ich unwichtig.'" Aber bei dieser Platte wisse er, dass sie viel gehört werde. Es sei eben einfacher, die Musik zu stehlen.

Reznor bekennt sich auch dazu, ab und an Musik zu stehlen. Aber es sei eben schwer, dies den Leuten nicht übel zu nehmen, wenn man derjenige sei, der die Musik mache und daraus einen Nutzen ziehen wolle. Die Hauptschuld gibt er dennoch den Labels: "Auf der anderen Seite gibt es die Plattenlabels, die alles tun, was sie können, um die Leute zu verärgern und sie abzuzocken."

Er habe sich deswegen auch in Brisbane mit den Leuten von der Plattenfirma getroffen, um zu erfahren, wie so eine Preispolitik zustande kommen kann. Die Antwort: "Deine Aufmachung kostet viel mehr als andere." Reznor erklärt daraufhin im Interview genau, dass das nicht stimme. Die CD, die die Farbe wechselt, wenn man sie abspielt, kostet tatsächlich 83 amerikanische Cent mehr. Diese 83 Cent gingen aber nicht vom Konto des Labels ab, sondern Reznor selbst zahle dafür. In dem Gespräch mit den Plattenbossen habe er dies auch vorgerechnet, woraufhin diese sich mit dem Statement, NIN-Fans würde alles bezahlen, rechtfertigten.

Reznors Schlussfolgerung: "Das ist das Beleidigendste, was ich jemals gehört habe." Er würde Leute nicht mehr dafür verurteilen, dass sie Musik stehlen, wenn Majors so einen Mist abziehen.

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Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Nine Inch Nails,  | ©  (Fotograf: ) Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Nine Inch Nails,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger)

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22 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    teils, teils. man könnte auch sagen, die leute saugen sich die scheibe aus dem netz, weil sie dem arroganten arschloch keine kohle geben wollen. ich finde es etwas heuchlerisch von herrn reznor, jetzt hier einen auf gutmensch zu machen.

  • Vor 17 Jahren

    noch jemand, dem das verdammt nach vorhersehbarer marketingmasche müffelt?

  • Vor 17 Jahren

    @pausenclown (« noch jemand, dem das verdammt nach vorhersehbarer marketingmasche müffelt? »):

    Naja, das werden wir erst wissen, wenn er die letzte Scheibe bei Universal abgeliefert hat...

    Ich muss bei sowas immer an ein Waterdown-Konzert vom letzte Jahr denken, wo die Jungs auf der Bühne standen und meinten: "Unsere letzte Scheibe ist ja bei Victory Records erschienen, aber das ist ein beschissenes Label, deswegen saugt euch die Platte bitte illegal aus dem Netz!". ^^

  • Vor 17 Jahren

    @The Great Destroyer (« Ich versteh nicht ganz, wie man das als Marketingkampagne sehen kann?!
    Es werden jetzt sicherlich keine Leute in den Plattenladen rennen und sagen: "Eigentlich wollte ich mir das Album ja ziehen, aber weil Herr Reznor so gegen die Labels ist, kauf ich mir das jetzt doch!" »):

    Unter anderem war ein Grund für mich, das Album doch noch gekauft zu haben, nachdem ich es sowieso schon 2 Wochen vor Release aus dem Webplayer gerippt habe, dass er den Fans die Möglichkeit gegeben hat, das Album schon lange vor dem Release komplett anzuhören/herunterzuladen. Ich musste dieses Engagement einfach unterstützen.

    Aber eine "Marketingkampagne" ist das sicherlich nicht, genausowenig wie das Year Zero ARG.

  • Vor 17 Jahren

    Ich kaufe als intensiver File-Sharer in hoher Regelmäßigkeit Alben. Erstens weil es sich einfach schön macht, ein gutes Album mit Booklet etc. im Regal stehen zu haben, zweitens, weil man die Musik dann mehr zu schätzen weiß und drittens, weil die Bands auch etwas verdienen sollten, bzw. unterstützt werden sollten.

    Trotzdem ist der Aspekt der Bands praktisch irrelevant. Hier wurde schon ein paar mal gepostet, wieviel Geld ein Künstler für ein verkauftes Album erhält, obwohl mit seiner Arbeit praktisch alles steht und fällt. Wenn es gut läuft, dann einen Euro. Als moralisch denkender Mensch zahle ich also 14-19€ an ein Label, welches Promoting etc. macht. Aber das Label ist es nicht, welches es wert macht, eine Scheibe zu kaufen.

    Was meint ihr, warum so viele Künstler File-Sharing unterstützen? Weil so eine riesige Gemeinde angesprochen wird, es ist also kostenlose Werbung. Keine Peer-Group-Studie mit aus Durchschnittsmeinungen zusammengesetzten Unpersönlichkeitsbands kann den optimalen Kosten/Nutzen-Faktor besser erreichen als diese Form der Werbung (guckt mal auf die Arctic Monkeys). Künstler verdienen ihr Geld mit Konzerten, also tun wir ihnen am meisten einen Gefallen, wenn wir (die Community) sie bekannter machen und mehr Leute auf ihre Konzerte gehen lassen. Saugt euch die Musik, erfahrt vor dem Kauf, was gute Musik ist und dann kauft euch Album und Tickets.

  • Vor 17 Jahren

    patrick wolf kostet 100.000 €? wow