laut.de-Kritik

Auf den Spuren von Muse und Placebo.

Review von

Junge britische Bands, die sich mit vielversprechenden Debütalben an die Fersen von Bands wie Placebo, Muse und Co heften, gab es in der Vergangenheit viele. Man erinnere nur an General Fiasco oder Colour Of Fire; vielversprechende Kollektive, denen ein langfristiger Ritt auf der Erfolgswelle allerdings verwehrt blieb. Nun versucht sich mit Nothing But Thieves eine weitere Band am Erfolgsrezept der Branchenführer. Vielleicht haben Conor Mason (Gesang), Joe Langridge-Brown (Gitarre), Dom Craik (Gitarre/Keyboards), Philip Blake (Bass) und Drummer James Price ja etwas mehr Glück. Zu gönnen wäre es den fünf Twens aus Essex allemal. Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum schicken sie nämlich eine erste Kostprobe ihres musikalischen Könnens ins Rennen, die es hörbar in sich hat.

Nothing But Thieves brauchen sich für nichts zu entschuldigen; schon gar nicht für "Excuse Me", die Musik gewordene Einstiegsdroge des Albums. Wer zu Beginn der Karriere schon dermaßen elegant mit Emotionen jonglieren kann, ohne dabei in Kitsch abzudriften, der darf sich den lieben langen Tag selbst auf die Schultern klopfen.

Mit einer hypnotisierenden Mixtur aus locker aus der Hüfte geschütteltem Pianobar-Pop und voluminösem Indie-Rock macht das Newcomer-Quintett alles richtig. Und man sollte ihnen Gehör schenken, denn es wäre eine Schande, würden Songs, wie der bereits erwähnte Opener, die mit allen Wassern gewaschene Festival-Hymne "Ban All The Music", der sanft groovende Wachmacher "Wake Up Call", oder der flirrende Alternative-Rocker "Itch" in der Versenkung verschwinden.

Die größte Stärke der Band ist das bereits perfektionierte Gespür für hochgradig süchtig machende Melodien. Nahezu jeder Refrain des Albums betört und will aus den Gehörgängen nicht mehr raus. Das liegt zum einen an der warmen Opulenz des Vorgetragenen und zum anderen an dem jauchzenden Falsett-Gesang von Sänger Conor Mason. Der junge Derwisch am Mikrofon mimt nahezu durchgehend den großen Entertainer. Und hält er mal inne und überlässt seinem Background das Feld, beeindrucken die vier Mitstreiter mit technisch brillant inszeniertem zeitlosen 80s-Indie-Pop ("Graveyard Whistling", "Hostage").

Nothing But Thieves sind bereit für die große Bühne. Bleibt nur zu hoffen, dass die fünf Jungspunde von der Insel nicht dasselbe Schicksal erleiden, wie die eingangs erwähnten Kollegen, die zu Beginn ihrer Karrieren ebenfalls auf der Überholspur loslegten. Heute spricht über General Fiasco und Colour Of Fire kaum noch jemand. Drücken wir also die Daumen, dass Nothing But Thieves in ein paar Jahren immer noch Gesprächsthema sind.

Trackliste

  1. 1. Excuse Me
  2. 2. Ban All The Music
  3. 3. Wake Up Call
  4. 4. Itch
  5. 5. If I Get High
  6. 6. Graveyard Whistling
  7. 7. Hostage
  8. 8. Trip Switch
  9. 9. Lover, Please Stay
  10. 10. Drawing Pins
  11. 11. Painkiller
  12. 12. Tempt You (Evocatio)

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