laut.de-Kritik

Weit entfernt von braunem Gedankengut.

Review von

Wenn sich eine Band Riefenstahl nennt, legt sie es bewusst auf Provokation an. Dass man sich damit einen Namen machen kann, haben schon ganz andere Band bewiesen. Nach einem ähnlichen Prinzip versuchen auch die Hannoveraner auf ihrer Debüt Scheibe "Seelenschmerz" aufmerksam zu machen.

Auch wenn man, wie ich, kein Freund von solchen Aktionen ist, so besteht meines Erachtens an der politischen Einstellung der vier Mitglieder von Riefenstahl kein Zweifel. In die Texte lässt sich eh kein rechtsradikaler Blödsinn hinein interpretieren, auf ihrer Homepage supporten sie eine Kampagne gegen Kindesmissbrauch, und auch wenn Sänger Jens "Die Schabe" eine Fleischmütze mit sich rumträgt, so ist der Bursche doch weit davon entfernt, sich mit braunem Gedankengut zu identifizieren.

Doch genug davon, konzentrieren wir uns auf die Musik, die auf "Seelenschmerz" durchaus für sich selbst sprechen kann. Auch wenn es wirklich nicht leicht fällt, die Band in irgendeine Schublade zu packen oder großartige Vergleiche heran zu ziehen. Zwar klingt bei "Nichts" oder 1001 Nacht" Jens' deutliche Vorliebe für Godsmack durch, doch wird hier nur zitiert und nicht kopiert. Das Unwort Neue Deutsche Härte will ich an dieser Stelle eigentlich bewusst vermeiden, da es sowieso nichts aussagt und die Mischung aus Metal, Rock und Gothic nur unzureichend beschreibt.

Spielerische Glanzleistungen sind bei Riefenstahl nicht gefragt, viel eher steht der Song im Vordergrund und die Bedingung, dass es rockt. Diesem Anspruch werden sie mit dem Opener "Ist Es?" und dem Titeltrack durchaus gerecht. Die Ideal Coverversion "Eiszeit" geht dann leider voll in die Hose, ist damit aber die Ausnahme. Des weiteren gehören "Was Wäre, Wenn" (nicht nur wegen des Textes), das düstere "Dunkle Zeit" oder das ruhige und zynische "Ich Will Dich Nicht Mehr" zu meinen Favoriten.

Die Texte von Jens sind hin und wieder eine sehr zwiespältige Sache. Zwar gelingt es ihm, sich von dämlichen Klischees fern zu halten, jedoch sind nicht alle Metapher immer treffsicher, und Flow und Rhythmik müssen hin und wieder zu Gunsten des Textes den kürzeren ziehen. Größtenteils gelingt es ihm aber recht gut, dem Hörer seine Gedankenwelt mit seiner ausdrucksstarken Stimme mitzuteilen.

"Seelenschmerz" ist somit für mich ein sehr beachtliches Debüt mit Tendenz zu vier Punkten geworden. Ob sich die Provokation mit der Namensgebung auszahlt oder sich eher als Bumerang erweist, wird die Zeit zeigen.

Trackliste

  1. 1. Ist Es?
  2. 2. Seelenschmerz
  3. 3. Eiszeit
  4. 4. Fremdes Land
  5. 5. Was Wäre Wenn
  6. 6. Nichts
  7. 7. Dunkle Zeit
  8. 8. 1001 Nacht
  9. 9. Ich Will Dich Nicht Mehr
  10. 10. Erhör Meine Worte
  11. 11. So Wie Ich

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