laut.de-Kritik

"Altes Spiel, neuer Name, ich drück Strom wie Tesla, fick' Jonesmann, was ich mach ist besser."

Review von

Irgendwie fiel es mir schwer zu akzeptieren, dass Jonesmann im letzten Jahr zu Samson Jones wurde, um 'nur' noch die Pop-Schiene zu fahren. Keine Frage: Was den jungen und hungrigen Rapper aus Frankfurt-Bonames schon immer ausgezeichnet hat, ist seine musikalische Variabilität. Den Wechsel zwischen druckvollen und bitterbösen Raps auf der einen und souligen, entspannten und persönlichen Klängen auf der anderen Seite, schafft er wie kaum ein zweiter Rap-Künstler. Mit "Schmetterling" hebt er diese beiden Seiten der Medaille auf ein neues Level.

Allein der Opener "Yisssooo" zeigt, dass Samson Jones wieder mit voller Energie im Spiel ist, wenn es um die Frage geht, wer den lässigsten Style in unsrer aller Kopfhörer pumpt. Auf einem phreQuincy-Beat flowt Jones so herrlich erfrischend, dass in den nächsten rund 60 Minuten kein Getränk vonnöten ist. Das Wasser läuft einem schon selbst im Mund zusammen.

Die Zeile "Ich lieb die Frauen, was wollt ihr Schwänze von mir" stammt zwar aus "Yisssooo". Sie steht aber exemplarisch für einige Tracks ab dem Titeltrack "Schmetterling". Sie thematisieren allesamt seine Beziehungen zur Frauenwelt, mit all ihren Irrungen und Wirrungen. Rein musikalisch über jeden Zweifel erhaben, stellt man sich allerdings dann doch die Frage: "Darf's auch ein bisschen weniger sein?"

Dass es für Samson Jones "Kein Zurück" mehr aus dem eingeschlagenen musikalischen Pfad gibt, beweist auch "Bluesmusika". Hier rollt er seine musikalische Entwicklung noch einmal schön auf ("Das, was ich liebe, ist das was ihr hört"). Man würde im Hip Hop-Fachjargon von "Rapresentern" sprechen, wenngleich die Atmosphäre hier eher ruhig ist.

"Na Olle, erinnerst du dich an mich? / Wir warn Nachbarn, immer uninteressant für dich / Du warst so nice, unerreichbar für mich", fragt er in "Wie Siehts Jetzt Aus?". Hier passen Gesang und Raps sehr harmonisch zusammen. Die Parts sind kurz und unterhaltsam gehalten. Überhaupt klingt Samsons Stimme nie unnötig angestrengt oder zu kompliziert.

In "Wald" schildert er selbigen als einen Ort der Ruhe und des Rückzugs vor der digitalen Welt, die uns alle tagtäglich in Atem hält ("Hier brauchst du kein Telefon und auch nicht twittern, hör leise hin, er setzt so viel Energie frei, ne große grüne Batterie, hier kann ich laden so viel wie ich will – das ist dein digitales Timeout"). Vielleicht findet er im Wald ja "Nachhaus", denn wo sich dieses befindet, weiß der Gute im folgenden Song leider nicht.

Zum Schluss der LP geht's dann noch mal zurück zu jenem Samson Jones, der es liebt, für ein "Feuerspiel" und "Terror" zu sorgen und das am liebsten mit einer "Spatzenschleuder". Die Tracktitel halten was sie versprechen. Jones entpuppt sich erneut aus seinem Kokon und droppt Zeilen, die sich gewaschen haben ("Ich bin offen und spendier' den kleinen Tanz / Du befriedigst gar nix, hast Panik und hältst nen kleinen Schwanz / Ich räum' hier auf wie Müllabfuhr, Dicker mit der Arroganz / Hab hart getankt und nenn den Nuttensohn-Raptalk Markus Lanz"). Zudem lädt er hier mit Jeyz, Blaze & Twin ein paar alte sowie mit Blut & Kasse und Johnny Pepp auch einige neue Weggefährten ein, ihn beim Spitten zu unterstützen.

Der Titel "Schmetterling" passt zu diesem Album buchstäblich wie die Faust aufs Auge, steht das Insekt doch für ständigen Wandel und Erneuerung. In ein enges musikalisches Korsett konnte man Samson Jones noch nie stecken. So bleibt vor allem folgende Punchline bei mir hängen: "Altes Spiel, neuer Name, ich drück Strom wie Tesla, fick' Jonesmann, was ich mach ist besser." Ich konstatiere: Samson Jones hat Recht.

Trackliste

  1. 1. Yisssooo
  2. 2. Wie Siehts Jetzt Aus
  3. 3. Wie Viel
  4. 4. Kein Zurück
  5. 5. Bluesmusika
  6. 6. Skit
  7. 7. Schmetterling
  8. 8. Verbrannt
  9. 9. Kein Draht
  10. 10. Nichts Halbes
  11. 11. Briefe Ins All
  12. 12. Feuerball
  13. 13. Wald
  14. 14. Nachhaus
  15. 15. Terror feat. Jeyz
  16. 16. Spatzenschleuder feat. Blut & Kasse
  17. 17. Feuerspiel feat. Blaze & Twin
  18. 18. Dein Saft feat. Johnny Pepp
  19. 19. Maschine feat. Meezy

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5 Kommentare mit 2 Antworten

    • Vor 6 Jahren

      Ja?

      Die zig Features und Kollabo-Tracks in FFM vor einigen Jahren zu "Echte Musik"-Zeiten fand ich ziemlich dick vong seinem Rap her.

      Befürchte hier aber seichte Themen und einen seichten Jones, den ich dann auch nicht brauch. Aber wenn er

    • Vor 6 Jahren

      Ich konnte Jonesmann ehrlich gesagt noch nie Irgendwas abgewinnen. Paar Kollegen von mir haben den früher todeshart abgefeiert, Meins war seine Mucke nie.

  • Vor 6 Jahren

    Was ist hier los mit den ganzen Robins und Jans?

  • Vor 6 Jahren

    Der Typ ist ne Granate gewesen. Ich sag nur "Macht, Käse, Flows und Cash" Mixtape. Oder das Tape mit Pal One. Richtig viel dopes Zeug gemacht und dann den Fehler es als zweiter J-Luv zu versuchen (der btw der Hängengebliebenste Musiker, noch vor Xaver, ever ist).

    Das Ding mit Jeyz geht schon mal gut ab und werde mir den Rest schnellstmöglich geben.

  • Vor 6 Jahren

    Mh, hab noch keine Meinung. Hätte jetzt nen klaren Fail erwartet und finde "Yisssooo" im Gegensatz zum Rezensenten ziemlich schwach, nichtssagender Representer und stimmlich und lyrisch nix, was man gehört haben muss. "Terror" ist dann irgendwie doch so 2000er, dass es irgendwas bei mir anspricht. "Kein zurück" ist überhaupt nicht mein Stil und Geschmack eigentlich, funktioniert aber dann doch und mit dem Beat kann ich es mir im Auto ganz gut chillig vorstellen, obwohl das Z von "zurück" auf meinen Kopfhörern echt beschissen lispelig, falsch abgemischt whatever klingt. "Wie viel" ähnlich. Insgesamt war ich über einzelne Features hinaus nie Fan von Stimme und Stil von Jonesmann, ein ganzes Album kann ich mir immer noch kaum antun denke ich, nachdem ich gerade das Snippet höre. Aber ein paar gute Tracks traue ich ihm jetzt durchaus zu, was schon eine positive Überraschung ist. Hierbei scheinen mir die laid back-Sachen wesentlich stimmiger als einige der bemühteren Raps und zu poppige Sachen.