24. April 2014

"Sein Glied ist wirklich sehr groß"

Interview geführt von

Die Jungs aus Austin befinden sich seit Veröffentlichung ihres Debüts "Scorpion Child" letzten Sommer mehr oder weniger durchgehend auf Tour. Wenn sie gerade nicht in den USA die Bühnen stürmen, reisen sie in Europa umher. Ich treffe mich am letzten Abend ihrer Europa-Tournee im Essener Turock mit ihnen. Tags zuvor haben sie noch in der Schweiz gespielt, nur neun Stunden Autobahnfahrt später hängen sie müde in den Sofas des Backstagebereiches ab.

Aryn nimmt sich trotzdem Zeit für laut.de. Er spricht sehr ironisch, manchmal ist nicht vollständig klar, was er ernst meint und was nicht. Ein unterhaltsames Gespräch entwickelt sich. Schön, dass manche Klischees einfach nicht totzukriegen sind. Als mir Aryn Jonathan Black, Sänger der texanischen Retrorocker Scorpion Child, backstage Whiskey aus der Flasche anbietet, ist klar: Rock'n'Roll wird für immer leben.

Gestern habt ihr noch in der Schweiz gespielt, heute in Essen. Warum tut ihr euch diese langen Entfernungen an?

Black: Ich bin wahnsinnig fasziniert von ... (zögert)

... Straßen, mehr Straßen und noch mal Straßen?

Exakt. Ich hasse mich selbst. (lacht)

Außerdem ist das heute eure zwölfte Show hintereinander, ohne Day Off. Wer denkt sich denn sowas aus?

Frag das unser Tourmanagement, die haben bestimmte eine gute Ausrede parat. Aber wir sind auch ziemlich arm, müssen also jede Chance nutzen, aufzutreten.

Ihr seid zum ersten Mal als Headliner in Europa unterwegs, wenn ich richtig informiert bin.

Nein, wir waren schon mal vor ein paar Monaten mit einer Band namens Spiral Arms aus San Francisco bei euch unterwegs. Auch ungefähr in denselben Ländern. Vorher waren wir schon als Support von Orchid hier. Ich liebe Europa. Lustigerweise ist unser letztes Konzert auf dieser Tour an derselben Stelle wie das erste auf der vorherigen.

Gibt es deiner Meinung nach Unterschiede beim Publikum in den einzelnen Ländern?

Bei den Ländern kann ich das wirklich nicht sagen, aber bei den Städten. Wenn wir noch ein paar Mal hier spielen, kann ich deine Frage genauer beantworten.

Welcher Auftritt war der beste?

Der in London. Wir haben das Underworld ausverkauft, da passen ein paar Hundert Leute rein.

Seid ihr denn zufrieden, wie die Tour gelaufen ist?

Ja, doch. Die Streckenführung war aber echt krass dieses Mal und wir haben viel Zeit im Bus verbracht. Möchtest du etwas Triple Age Jim Beam? (hält mir die Flasche hin)

Danke, aber ich muss noch fahren. Eine letzte Frage zur Tour: Bei Facebook habt ihr eure Fans in Europa gefragt, ob ihr bei ihnen übernachten könnt. Hat sich da jemand gemeldet?

Ja, das stammt noch aus der Zeit, als wir komplett abgebrannt waren. Aber das macht richtig Spaß, zu Hause bei den Leuten abzuhängen anstatt zurück ins Hotel zu fahren und sich da zu langweilen. Ben, unser Tourmanager, hat bei den Gigs in England ein paar nette Plätzchen für uns gefunden und wir haben einige wundervolle Menschen kennen gelernt.

Ich hätte mich auch angeboten, aber meine Freundin hat nein gesagt.

Aha, sie ist also der Boss. Hat sie die Hosen an oder teilt ihr euch das?

50/50, würde ich sagen.

Also teilt ihr euch die Hose? Ist das nicht schwierig beim Laufen?

Mein Bein ist hellblau, ihres rosa.

Ihr habt Hosen mit verschiedenfarbigen Beinen? Verrückt. Trotzdem, das Laufen wird nicht einfacher. So ähnlich wie Sackhüpfen stell ich mir das vor.

"Graham ist untenrum sehr gut ausgestattet"

Lass uns mal wieder über Musik reden. Ein paar Fragen zur Band hätte ich jetzt. Gib uns mal einen kurzen Abriss eurer Geschichte.

Der Einfachheit halber fangen wir erst beim Album an, ja? Das Vorher ist nicht so spannend. Naja, jedenfalls haben wir unser Debüt letzten Sommer rausgebracht. Seitdem mussten wir schon den Schlagzeuger austauschen, John trommelt jetzt für uns. (Anm. d. Autors: Ex-Schlagzeuger von Job For A Cowboy) Auch unser zweiter Gitarrist, der mit auf Tour war, ist schon nicht mehr dabei. Wir spielen jetzt einfach mit vier Leuten weiter. Graham Mace spielt Bass und ist untenrum sehr gut ausgestattet. Er mag Bäume und lange Spaziergänge am Strand. Sein Glied ist wirklich sehr groß. Möglicherweise ist es ihm unangenehm, wenn wir darüber reden. (Der Bassist sitzt die ganze Zeit etwa drei Meter entfernt und tut so, als würde er nicht zuhören.)

Ist es für euch denn leichter, jetzt als Quartett aufzutreten?

Absolut. Zum einen kann ich jetzt singen und mich tatsächlich auch dabei hören. Zum anderen sind wir dadurch in einer Position, wo wir merken, was die Songs wirklich brauchen und was nicht. Eine Weile haben wir zu viel reingepackt und auch nicht so gespielt, dass wir hinterher zufrieden waren. Zwar immer auf vollen Umdrehungen, aber nicht richtig ausgegoren.

Also sucht ihr keinen neuen Gitarristen?

Will ich nicht unbedingt sagen, im Moment aber nicht. Ich kann mir auch gut vorstellen, vielleicht eine schöne Schweineorgel mit reinzunehmen und also lieber einen Orgelspieler anzuheuern.

Als Scorpion Child angefangen haben, wieso habt ihr euch da für diesen Retro-70er-Jahre-Rockstil entschieden?

Ich war vorher in einigen Hardcore- und Punkbands. Irgendwann hatte ich aber genug. All meine Freunde fingen plötzlich an, in Rockbands zu spielen, die wie die Stooges oder MC5 klangen. Sowas wollte ich auch machen, aber mit mehr Einflüssen des Southern Blues. Seit damals haben wir unseren Stil aber schon deutlich verändert. Der Blues-Einfluss wird wohl immer bleiben. Was ich alles schon an Stilbezeichnungen für uns gehört habe... Unterm Strich wollen wir die Alben aufnehmen, die uns gefallen. Wie die dann kategorisiert werden, ist uns egal.

Wer schreibt bei euch die Songs?

Alle zusammen. Wir jammen viel.

Mögt ihr auch Musik fernab von Rock?

Na klar. Ich hab einen ziemlich breitgefächerten Geschmack und such mir raus, was mir gefällt. Auch Darkwave, experimentellen Kram oder total hartes Zeug, das ist stimmungsabhängig. Zum Einschlafen beispielsweise darfs gerne brutaler, extremer Metalkram sein, so richtig intensiver Lärm, der klingt wie weißes Rauschen.

Ich würde kein Auge zumachen.

Ich schon, ich schlafe dann wie ein Baby.

"Ich stelle mir nie Fragen an mich selbst"

Eure Platte hat mir gut gefallen, ich finde, die sticht aus der Retro-Welle hervor. Seid ihr zufrieden mit den Verkäufen?

Doch, ja. Speziell für eine Band, die niemand in der Welt vorher kannte. Dass wir bei Nuclear Blast gelandet sind, war natürlich super, da wurde uns viel Aufmerksamkeit entgegengebracht. Und hat uns ermöglicht, hier in Europa zu spielen. Nuclear Blast sind zufrieden mit uns, wir mit ihnen.

Seid ihr schon dazu gekommen, neue Songs zu schreiben?

Seit Jon in der Band ist, touren wir wirklich viel. Er lebt in Seattle, wir in Austin. Trotzdem haben wir innerhalb von ein paar Tagen zwei neue Nummern fertig bekommen. Die spielen wir auch heute Abend.

Da du gerade Austin erwähnt hast: Die Stadt soll ja eine vibrierende Musikszene haben. Läuft man öfter anderen Musikern über den Weg?

Es ist sogar eher selten, jemandem über den Weg zu laufen, der kein Musiker ist. Ich hab mal eine Weile mit Trail Of Dead zusammengewohnt. Die kenne ich sehr gut. Wir kommen alle aus dieser 90er Punkecke. Die Musikszene in Austin ist sehr facettenreich, aber momentan auch stark von Indie geprägt. Als ich 2006 hingezogen bin, ging da deutlich mehr in Sachen Rock'n'Roll.

Abschließend: Jetzt ist eure letzte Chance, der Welt mitzuteilen, was ihr schon immer mal loswerden wolltet. Fragen, die ihr nie gestellt bekommt, aber gerne beantworten würdet.

Du meinst, ohne über Penisgrößen zu sprechen? Hmm, mal überlegen. Ich stelle mir selbst nie Fragen an mich selbst.

Ich normalerweise auch nicht, das ist eine typisch blöde Musikjouralistenfrage. Vergiss sie.

Ich geb dir trotzdem eine Antwort. Die Leute fragen sich bei unserer aktuellen Shows hier, ob unser Tourmanager der Sänger von Orange Goblin ist. Ich kann dir hiermit hochoffziell bestätigen: Er ist es. Na, wie war das?

Super! Vielen Dank für das Gespräch.

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1 Kommentar

  • Vor 10 Jahren

    naja....weiß es eigenltich ja nicht ganz genau so wirklich, aber es böte sich ob der Überschrift der Nachsatz 'aber nicht so groß wie D....o seiner...' an. böte sich an. irgendwie. (aber, möchte ihm auch nicht zu sehr persönlichdirket....ihr wisst schon, es böööte sich halt fast ein bisserl an...)