laut.de-Kritik

Chaz Bear haut Ausschussware raus.

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Chaz Bear – der Typ hinter Toro y Moi – hat "Soul Trash" bereits im Januar per Dropbox-Link in die Weiten des Internets geschleudert. Nun ist das Mixtape mit vier zusätzlichen Songs und einem Kurzfilm auf den gängigen Streaming-Plattformen erschienen.

Anfang des Jahres ging "Soul Trash" unter, da der Südkalifornier parallel sein sechstes Studioalbum "Outer Peace" veröffentlicht hat. Mit der Hochglanz-Optik und den nachvollziehbaren Song-Strukturen dieser Platte konnte sich die Misch-Kassette nicht messen. Fans schwören jedoch auf deren Experimentierfreude und musikalische Bandbreite.

Tatsächlich lassen sich beide Veröffentlichungen kaum miteinander vergleichen. "Outer Peace" ist ein aufgeräumtes Album mit abgeschlossenen Songs, während "Soul Trash" skizzenhaft und unfertig wirkt. Stücke enden abrupt, verzichten auf Refrains und überschreiten nur selten die Zweiminuten-Marke. Das unterstreichen auch die kryptischen Songtitel, die an die damaligen Dropbox-Dateien erinnern.

Der 32-Jährige bedient sich unterschiedlicher Stile wie Psychedelic Rock, Hip Hop, Soul und House. Das Instrumental "3-28-18b" schreckt mit verstimmter Funk-Gitarre ab, "b_elijah_therapy_v2" ist alternativer Autotune-Rap mit Kick-Drums aus dem Weltraum und "drip bounce _ 7_24_18" Schlafzimmer-Rock für Menschen mit Schlafstörungen. Ein Problem teilen sich alle zwölf Stücke: Hat man sich ansatzweise eingegroovt, sind sie schon wieder vorbei.

Toro y Moi spielt mit seinen Möglichkeiten. Er setzt alberne Stimmeffekte ("tron_new_rose_hifi_v2") und Trillerpfeifen ("atherton_hifi") ein. Manchmal zupft er vermeintlich ziellos an seiner Gitarre herum ("4-26-18_tonys_drewbanga_hifi"), manchmal knallen sperrige Sounds auf zugänglichen Gesang ("5-11-15_outdated_hifi_v3"). Ob all das Ausschussware der "Outer Peace"-Sessions ist – Toro y Moi hat es bis heute nicht zugegeben.

Mit 30 Minuten fällt der Kurzfilm sechs Minuten länger als das Mixtape aus. In Kombination bereitet die Musik tatsächlich Freude. Einzeln bleibt nicht mehr als eine Werkschau, die zeigt, was Toro y Moi könnte, ohne dass er es tatsächlich tut. Auf "Soul Trash" hat er keine noch so gute Idee zu Ende gedacht.

Trackliste

  1. 1. 3-28-18b
  2. 2. 9-19-17_b_blackhole_hifi_v3
  3. 3. b_elijah_therapy_v2 (feat. Elijah Kessler)
  4. 4. 7-21-17_substitute_hifi_v3
  5. 5. tron_new_rose_hifi_v2 (feat. Old Grape God)
  6. 6. 5-11-15_outdated_hifi_v3
  7. 7. 1-27-17_intro_function_wifi_v3
  8. 8. zeiss_hifi_v2 (feat. Caleon Fox)
  9. 9. 4-26-18_tonys_drewbanga_hifi
  10. 10. castaway_tron_hifi_v2 (feat. Old Grape God)
  11. 11. atherton_hifi
  12. 12. drip bounce _ 7_24_18

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