laut.de-Kritik

Unbeständigkeit schwächt die genialen Ansätze ab.

Review von

"If I ain't better than Kendrick, then nobody is", zeigt sich Ab-Soul auf "These Days..." seiner Stärken bewusst. Eine Einschätzung, die sicher nicht nur hartgesottene TDE-Jünger teilen. Ganz gleich ob er Verschwörungstheorien mit dem Blick durchs Third Eye heraufbeschwört, sich an allerlei Metaphorik mit dem Sinn fürs große Ganze bedient oder schlicht seinem Lieblingskraut huldigt – selten traf so viel lyrisches Feingefühl auf die Visionen eines Querdenkers mit reifem Geiste.

Ihren Höhepunkt erreichte besagte Mixtur auf dem unfassbar homogenen 2012er-Album "Control System". Leider hält "These Days...", das im Endeffekt zu viel auf einmal sein will, im LP-Kontext nicht ganz das Niveau. Was wiederum wenig bis nichts über die Qualität der Einzelsongs aussagt. Zumindest nicht über die des deutlich stärkeren zweiten Teils der Platte. Denn auch wenn "Gods Reign" mithilfe der wunderbaren TDE-Chanteuse SZA gebührend einläutet und "Tree Of Life" mit seinen unzähligen Doppeldeutigkeiten beeindruckt, zünden anfangs insbesondere die Feature-Tracks nicht.

Das vertrippte "Hunnid Stax" mit ScHoolboy Q-Gastbeitrag und gedankenverlorener Mac Miller-Hook ist zwar alles andere als ein Aussetzer, kann aber bei weitem nicht an die vergangenen "Druggys wit Hoes"-Hits anknüpfen. Auch liefern weder Rick Ross noch Lupe Fiasco in ihren jeweiligen Auftritten mehr als belanglose Durchschnitts-16er ab. Den traurigen Tiefpunkt bildet allerdings "Twact", über das ich am liebsten gar nicht erst sprechen würde. Wie man den trivialen Tyga-Club-Sound auf ein hörenswertes Level bringt, zeigten im Frühjahr bereits YG und DJ Mustard eindrucksvoll – Ab-Soul bleibt davon bedauerlicherweise meilenweit entfernt.

Die zweite Hälfte des Split-Tracks "Just Have One" läutet dann aber den wesentlich stärkeren zweiten Abschnitt von "These Days..." ein. Das staubige Soul-Sample und die Trademark Migos-Stakkato-Flow funktionieren erstaunlich gut im gemeinsamen Zusammenspiel. Einmal an Fahrt aufgenommen, kommt das "Kendrick Lamar Interlude", quasi die Fortsetzung von "Ab-Souls Outro" auf "Section.80", wie gerufen. Wie King Kendrick orkanartig über den jazzigen Saxophon-Beat fegt, lässt keine weiteren Zweifel an einem neuen Meisterwerk, das bereits für den September angekündigt ist.

Das toppt höchstens das emotionale Herzstück der Platte: "Closure". In Schlafwandler-Manier croont Soul über einen schleppenden Beat und behandelt gleichermaßen den Suizid seiner ehemaligen Freundin und Sängerin Alori Joh, wie auch die darauf folgende Trauerphase, die er durch eine neue Person in seinem Leben überstand. "Still think about you everyday/ [...]/But things just ain't the same no more".

Noch unzugänglicher präsentiert sich allerhöchstens "Ride Slow", das in seinen besten Momenten an die Sperrigkeit des frühen Tyler, The Creator erinnert und mit einem gewohnt abgedrehten Danny Brown-Part den perfekten Gast wählt. Ziemlicher "Insane in the membrane"-Shit eben. Überaus kontrastreich muten dagegen "Feelin Us" und "Stigmata" an, die den klassischen Westküsten-Sound in einer moderneres Gewand hüllen.

Den besten und vor allem rundesten Song spart sich Soulo aber bis ganz zum Schluss auf. "W.R.O.H. (We Really Out Here)" ist in seiner inneren Schlüssigkeit eine willkommene Abwechslung auf einem Album, das sich zu einem nicht unwesentlichen Teil nicht recht entscheiden kann, was es denn sein möchte. So macht auch das zwanzigminütige Acapella-Rap-Battle zwischen Ab-Soul und Daylyt, das als Hidden Track abschließt, zwar Spaß, aber auf Albumformat nur bedingt Sinn.

Falls Ab-Soul es also schaffen sollte, die vereinzelt großartigen Ansätze in ein organischeres Ganzes umzusetzen, könnte ihm das für 2015 angekündigte Major-Debüt tatsächlich den großen Sprung bescheren, den die Kollegen K.Dot und Q bereits hinter sich haben.

Trackliste

  1. 1. Gods Reign Feat. SZA
  2. 2. Tree Of Life
  3. 3. Hunnid Stax Feat. ScHoolboy Q
  4. 4. Dub Sac
  5. 5. World Runners Feat. Lupe Fiasco & Nikki Jean
  6. 6. Nevermind That Feat. Rick Ross
  7. 7. Twact Feat. Jinx & Short Dawg
  8. 8. Just Have Fun
  9. 9. Kendrick Lamar Interlude Feat. Kendrick Lamar
  10. 10. Closure
  11. 11. Sapiosexual
  12. 12. Stigmata Feat. Action Bronson & Asaad
  13. 13. Feelin Us Feat. Jay Rock & Ravaughn
  14. 14. Ride Slow Feat. Danny Brown & Delusional Thomas
  15. 15. W.R.O.H. Feat. JMSN

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Ab-Soul

Herbert Anthony Stevens IV aka Ab-Soul repräsentiert den vielleicht experimentellsten Teil der Hip Hop-Supergroup Black Hippy (Kendrick Lamar, Schoolboy …

3 Kommentare mit 6 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Ich bleibe dabei: er ist der Schwachpunkt von TDE. Jay Rock hat die Stimme, Q die Attituede, Kendrick die skills. Abs Texte beeindrucken mich wenig, ehrlich gesagt, und auch da finde ich Kendrick besser, Jay Rock spricht mich eh am direktesten an.

    Ausserdem kann ich es einfach keinem abnehmen, der so aussieht und davon redet, "white bitches ready to blow" zu haben. Not gonna happen. Niemals nicht.

    • Vor 9 Jahren

      apropos, was geht bei jay rock? man hört wenig und auch sein fasebock is nahezu inaktiv

    • Vor 9 Jahren

      Ich fand persönlich immer Jay Rock das schwächste Glied, dann Ab-Soul. Ist eben Geschmackssache.

    • Vor 9 Jahren

      Sodhahn: Neues Album soll dieses Jahr noch kommen. Hoffe stark, dass das eine dicke Angelegenheit wird, habe das 1. Album naemlich dank 'GTA V' wiederentdeckt gehabt, weil es einfach richtig smooth war, im dunk durch die Stadt zu fahren und 'Hood Gon' Love It' im Autoradio laufen zu haben.

    • Vor 9 Jahren

      mein alltime fave von dem album is immernoch "no joke"...das ist so endgeil...wie kann man ernsthaft behauptet er wäre das schwächste glied bei dem verein? der von dir genannte track is auch episch. freu mich auf ein neues album, hoffe aber auf etwas fettere musik...sollte so sein wie vor dieser black hippie sache zb. wie the realist

    • Vor 9 Jahren

      Schwachpunkt?

    • Vor 9 Jahren

      LoL. Ab-Soul is der beste bei Black Hippy

  • Vor 9 Jahren

    Das Ab-Soul einfach auch heftig abflowen kann zeigen ja so Dinger wie Sapiosexual, Album ist aufjedenfall sehr gut. 4 Sterne gehen da schon klar

  • Vor 9 Jahren

    kann die kritik gut nachvollziehen, sehe es ähnlich. sind einige gute tracks drauf aber eben genau den mittelteil finde ich auch eher schwach. 3 punkte daher für mich okay, bleibt insgesamt einfach zu wenig hängen.