laut.de-Kritik

Dezembermelancholie mit Suede-Stimme.

Review von

Suede, Bowie, Interpol, nochmal Suede. Keine Geringeren fallen mir als Referenzen zu Air Of December ein. Aber vielleicht auch ein wenig zu viele. Denn eine Band, die an so viele andere erinnert, muss große Eigenständigkeit beweisen. Sonst wird verkommt sie zum billigen Abklatsch derer, an die sie erinnert.

Mit dem Opener "William" versuchen sie, Suede zu sein. Klappt nicht so richtig gut. Vor allem die Chorus-Interlude-Passagen wirken schüchtern-peinlich. Allein die Stimme könnte im Brett Anderson Cover-Wettbewerb einen der vorderen Plätze belegen. Auch "Embracable" lehnt sich so nah an Suede oder Geneva, dass man Eigenständigkeit kaum findet, auch wenn das Stück musikalisch nicht schlecht ist.

"Girl From Nova Scotia" kommt als Mix aus Bowie und Interpol. Immer wieder spielen Air Of December mit Glam Rock-Versatzstücken zu 90er Britpopklängen. Ausfälle gibt es auf der Platte auch zu verzeichnen: "Life In Wait" geht mit seinem Bläser-Intro und -Interludes überhaupt nicht. Das hört sich nach zwei völlig unterschiedlichen, übereinander geklatschten Einfällen an - Big Band meets Britpop.

Der Gesang ist auf alle Fälle gut, doch leider kommt der Hörer nicht umhin, den ständigen Vergleich mit Brett Anderson zu suchen. Klingt so, als hätte jemand ein Mixtape seiner Songs aufgenommen und diese bis zur Perfektion vorm Spiegel nachgesungen.

Schade, denn eigentlich sind die Stüke der Dortmunder gar nicht so schlecht. Sonst wären sie wohl auch nicht "Heimatkultband" bei EinsLive. Ihren Namen haben sie sich immerhin zum Programm gemacht und schwere Dezembermelancholie in jedes ihrer Stücke einfließen lassen. Schöne Songs, fantastische Stimme - von den Referenzen, vor allem von Suede, können sie sich allerdings nicht lösen.

Trackliste

  1. 1. William
  2. 2. Embraceable
  3. 3. Carnation In Bloom
  4. 4. Girl From Nova Scotia
  5. 5. By Your Side
  6. 6. Ordinary Nightmare
  7. 7. Now Or Never
  8. 8. Lie In Wait
  9. 9. Why So Bad?
  10. 10. Good News
  11. 11. ... But You Lied
  12. 12. Outshined
  13. 13. Shine On

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