laut.de-Kritik

Frischer und begeisternder Wave-Wind aus Ungarn.

Review von

Amber Smith als Bandname. Klingt zunächst gar nicht so nach Ungarn, doch dahinter steckt eine vierköpfige Band, die seit ihrem Debüt "My Little Servant" aus dem Jahr 2003 zu den erfolgreichsten Acts des osteuropäischen Landes zählt. Ihr Zweitwerk "Reprint" erscheint nicht nur im Heimatland der Musiker, sondern zeitgleich im Rest Europas. Das Album hat eine Menge kräftiger Song-Brisen im Gepäck, die dem Wave-Genre jede Menge frischen Wind durch seine mittlerweile recht ausgelaugten Haarsträhnen pustet.

In Sachen Sound und Gesang haben Amber Smith nichts mit den landläufigen Ungarn-Klischees im Spannungsfeld zwischen der TV-Serie "Arpad, der Zigeuner" und dem netten Weißbart-Opa aus der Balaton-Werbung zu tun. Ihr "Reprint" ist ein spannendes, berührendes und stellenweise großartiges Album mit seinem atemberaubenden Mix aus schwelgerischen Melodien und kunstfertigen Arrangements unter einem schillernden Wavepop-Anstrich. Imre Poniklo ist Sänger und Songwriter der versierten Pusztasöhne. Stimmlich irgendwo zwischen Ville Valo und Alexander Veljanovangesiedelt, hält er die Song-Zügel stets fest in der Hand.

Im Eröffnungstitel "Chemistry/Arithmetic" bauen pluckernde Beats, hypnotische Bassläufe und Imres sonore Stimme eine sofort greifende Spannung auf, die sich zum Ende hin in einem Gitarrengewitter entlädt. "Hello Sun" ist von seiner Grundstimmung her nicht so heiter, wie es der Titel vermuten lässt. Eines der vielen Highlights kommt mit "Sea Eyes" daher – ein glänzendes Beispiel für Amber Smiths Vielschichtigkeit in Sachen Struktur, Gesang und Songaufbau: Nach kurzem Piano-Intro nehmen verhaltene Wave-Gitarren die Melodie auf, untermalt von einem treibenden Schlagzeug. Das ohnehin farbige Arrangement veredeln wirkungsvoll gelegentlich fliehende Streichereinsätze und ein unwiderstehlicher Refrain. Ein ganz tief und ganz weit unten gezupfter Bass eröffnet den Titeltrack "Reprint" und bildet so das kräftige Rückgrat des Songs.

Auf der Referenzliste der Band stehen schleppende Cure-Beats, Motels-Melancholie und Gitarrenlauf-Zitate der Pretenders. Aber niemals ist Amber Smiths Musik eine schäbige, spinnwebenbeladene Retro-Kiste. Ganz im Gegenteil: Mit ihren ganz eigenen, lebendigen und experimentierfreudigen Sounds hauchen sie dem mittlerweile oft zu betulich geratenen Opa Wave neues Leben ein. So etwa in "White" mit seiner träumerischen, echoverhallten Grundstimmung. Flirrende Gitarrenwände erzeugen eine verzaubernde Atmosphäre, bevor sie zum Ende hin unvermittelt heavy loskrachend den Song nach Hause tragen. Mit "Holograms" steht dann ein straighter, vorwärts treibender Rock-Song als Schlussakkord des Albums.

Die Grundstimmung der Songs ist dunkel-melancholisch, wenige Sonnenstrahlen dringen ins Dickicht der oft kauzig-verspielten Texte von Imre Poniklo. Aber von deprimierender, alleiniger Nachtschwärze keine Spur: Es finden sich genügend musikalische Farbtupfer, um einer Hör-Depression vorzubeugen. Der Einsatz von Piano, Streichern und Cello ergänzt sich äußerst harmonisch mit den druckvoll gespielten E-Gitarren.

Starke Songs, glänzende Umsetzung, charismatischer Gesang, frische und überzeugende Song-Ideen: Amber Smith dürfen sich dank ihrer spielfreudigen, von Herz und Seele erfüllten Sounds ganz unaufgeregt dem kritischen Blick der Wave-Gemeinde aussetzen.

Trackliste

  1. 1. Chemistry/Arithmetic
  2. 2. Hello Sun
  3. 3. Lindsay's Song
  4. 4. Sea Eyes
  5. 5. Identity
  6. 6. Reprint
  7. 7. White
  8. 8. July
  9. 9. Caleidoscope
  10. 10. Reprise
  11. 11. Holograms

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