laut.de-Kritik

Dieser Sound klingt so fresh als wäre es 1995.

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Dass die verloren geglaubten Pergamentrollen des Mitneunziger-Boom Bap-Raps unlängst wieder ausgegraben wurden, sollte mittlerweile jedem halbwegs interessierten Head bekannt sein. Am Fundort Durham, North Carolina fand ein Forscherteam namens Little Brother das Rezept der goldenen Ära des Raps und brachte es in die Kopfhörer jedes affinen Hip Hop-Fans zwischen Los Angeles und Osaka. Zwar dürfte überraschen, dass das angesagte Trio um Über-Produzent 9th Wonder vier Jungs aus Florida einen Blick auf die heiligen Schriften werfen ließ, ist aber beim besten Willen kein Grund für traurige Gesichter. Denn Asamov lassen auf ihrem Debüt "And Now ..." den Sound der Mitneunziger in bester Little Brother-Manier hochleben.

Das Ergebnis: Locker-treibende Beats und intelligent-sympathische Raps - klingt ziemlich einfach, ist es aber nicht. Der beste Beweis dafür sind eben Little Brother, die mit genau diesem Schema in der aktuellen Hip Hop-Welt bei Kritikern und Fans für Furore sorgen. Das Quartett Asamov ist jedoch weit von einem Plagiat entfernt. Erstens arbeiten Therapy, Willie Eva Jr. Basic und J-One-Da seit knapp drei Jahren an "And Now ..." (damals kannte man Little Brother wahrscheinlich noch nicht mal in ihrer Heimatstadt Durham) und zweitens klingt ihr Sound eigenständig, irgendwie sonniger als bei den Kollegen aus North Carolina. Kein Wunder, kommen sie doch aus dem Urlaubsparadies Jacksonville, Florida.

Dass es ihnen dort offensichtlich sehr gut geht, unterstreicht "Real Good". Produziert von ... na? Genau, 9th Wonder! Der schustert einmal mehr ein Sample, eine seiner patentierten Basslines und eine Handvoll Piano-Loops zusammen und bestätigt seine simple Genialität. Unglaublich, dass sich dieser Mann in so kurzer Zeit solch einen Trademarksound auf den Leib geschneidert hat.

Der Track bleibt jedoch der einzige Fremdbeat auf "And Now ...". Neben dem Fakt, dass alle vier Mitglieder von Asamov hinter dem Mikro nämlich eine außerordentlich gute Figur machen, muss gesagt sein, dass sie auch bei der Produktion gemeinsam antreten. Als Hauptproduzent profiliert sich zwar Willie Evans Jr., dessen Name hinter einem guten Drittel der Instrumentals steht, trotzdem sind Sound-Ideen und Ausführung Teamarbeit im Hause Asamov. Das bedeutet natürlich Abwechslung. Und so geht es mal nachdenklich zu ("Bad News"), mal driftet die Stimmung durch verwaschene Bläser ins Düstere ab ("Hookslide"), um dann wieder Sample-lastig wie beim Rest ordentlich nach vorne zu gehen ("Fem Fems"). Abwechslung bringen außerdem die Gäste, die sich Asamov eingeladen haben.

Akrobatik, Mr. Lif und Wordsworth und J-Live passen noch perfekt in die Conscious-Rap-Ecke. Bei so vielen Underground-Helden übersieht man fast Hotel-Hustla Cassidy auf "Standing Room Only". Genaues Hinhören wiederholt jedoch nicht den Überraschungseffekt: Der Ruff Ryders-Representer geht neben J-Live, Wordsworth und Asamov schlichtweg unter.

Eines ist klar: "Suckas" wird nichts Stichhaltiges einfallen, wenn Asamov ihr "Supa Dynamite" in der "Boom Box" zünden. Dieser Sound klingt fresh als wäre es 1995. Da vergisst man doch glatt, dass die ominösen Pergamentrollen über so viele Jahre vergraben waren.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Past Futures
  3. 3. Hookslide
  4. 4. Bad News
  5. 5. Dem Fems
  6. 6. Real Good (9th Wonder)
  7. 7. Suckas
  8. 8. Supa Dynamite
  9. 9. Boom Box
  10. 10. Gone Head
  11. 11. Git Loose
  12. 12. Seven
  13. 13. Say Somethin
  14. 14. Help Me Sing
  15. 15. Standing Room Only

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