laut.de-Kritik

Zwischen Conor Oberst, Editors und Arcade Fire.

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Es war eine traurige Nachricht, als Conor Oberst Anfang Juni ankündigte, noch ein Album mit den Bright Eyes aufnehmen zu wollen, um das Projekt danach für immer zur Ruhe zu legen. Drei Monate später, veröffentlicht der Schwede Björn Kleinhenz nun ein Album veröffentlicht, dass sich wie ein Trostpflaster über diese noch offene Wunde legt.

Vieles auf der Platte erinnert an den Songwriter aus Nebraska: die brüchige Stimme, die düster-melancholischen Texte, zarte, harmonische Melodien, gezupfte Gitarren. Orchestral und bombastisch beginnt das Album, erinnert sogar an die Editors, entpuppt sich nach diesem Intro aber schnell als schüchtern und scheu.

"And they wet my eye from time to / Time heals everything", weint Kleinhenz im ersten Song Erinnerungen an eine beendete Beziehung nach, wie es sonst höchstens Fionn Regan auf so poetische Art und Weise hinbekommt: melancholisch, aber immer mit einem Augenzwinkern.

Wer solche Qualitäten besitzt, dessen Songs brauchen nicht viel: "Holy Boredom" beginnt mit leisem Klavier, dezentes Schlagzeug und sanfte Gitarren kommen hinzu, ohne den Song dabei aus der Ruhe zu bringen. Mit Songs wie "Stillborn" gibt es durchaus auch schnellere Folksongs. "Poets Of Senseless Warnings" erinnert dank seinem Arrangement an den Größenwahn von an Arcade Fire.

Dass Kleinhenz mit "Worlds Apart" ausgerechnet ein Stück der großartigen ... And You Will Know Us By The Trail Of Dead auf seinem Album covert, mag auf den ersten Blick überraschen, schließlich sind die Kanadier für ihre lärmenden Arrangements bekannt, für Krach und Vandalismus - schlichter klingen ihre Songs noch besser.

Wer zu dieser Platte die Augen schließt, kann Conor Oberst mit Wandergitarre auf einer verlassenen Parkbank sitzen sehen, so sehr ähneln sich Gitarrenspiel und Stimme der beiden. Und genau wie Oberst wird Kleinhenz einen durch die dunkle Zeit des Jahres begleiten – wie schön, dass einem dann die ein oder andere Zeile auch ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann: "You’re where you want to be now / You're at München Hofbräuhaus".

Trackliste

  1. 1. HAZ920
  2. 2. Fistfighters And Steel
  3. 3. Black Water
  4. 4. Holy Boredom
  5. 5. Red Woods
  6. 6. Stillborn
  7. 7. Worlds Apart
  8. 8. Hungry Hunter
  9. 9. Poets Of Senseless Warnings
  10. 10. Bodilla
  11. 11. Down

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