laut.de-Kritik
Siebziger-Disko im Live-Format.
Review von Eberhard DoblerÜber den Tellerrand des gängigen Hip Hop-Beats springen - einigen Fourmusic-Artists wie DJ Friction oder den Turntablerockern liegt das besonders am Herzen. Hip Hop muss in die Clubs. In guter alter Disko-Manier, aber mit aktuellen Sounds. Friction bewegt sich seit längerem auf einem Terrain, das ihn stilistisch weniger einengt. Durch den konsequenten Einsatz von Live-Instrumenten klingt der Stuttgarter DJ diesmal sogar ziemlich organisch. Der Titel "Soul Sonic" hält insofern, was er verspricht.
Soul, Disko, Funk, Electric-Boogie, Breaks: Schon mit seinem zweiten Album lenkte Martin Welzer die Aufmerksamkeit auf die Roots der aktuellen Black Music-Szene. Nebenbei hat Friction eine neue Roughness entdeckt. Der mit dem Londoner MC Ty produzierte funky Old School-Opener setzt diesen Ansatz gleich recht erdig um. Dafür sorgen neben dem Sampler Tommy Wittingers Schlagzeug, Frank Kurucs Gitarre, ein Bassist sowie ein Keyboarder. Die soulige Single "Could Heaven Ever Be Like This" wird so mit Live-Drums, Streichersätzen und Gitarrensolo zur Siebziger-Disko im Live-Format. Rauer gehts beim funkigen "Nasty U" zu. Schön verraucht fließt die relaxte Nummer "Visions Of A Lady" mit den melodiösen Toasts von Jahcoustix.
Frictions Entdeckung Pi Suave steuert französische Raps zu "Dunia" bei. Freestyle rappt zum eher klassischen Hip Hop-Groove "See No, Hear No". Ragga-Toasts zu Four to the floor-Groove bietet "Raggfunkin'". Achtziger-Synthies, Robot-Vocoder und Elektro-Blubber-Bass drücken "The Way You Dance" ihren Stempel auf. Highlights auch die Uptempo-Nummer "Ain't Nothing" sowie die hypnotische Klavier-Nummer "What You Need" - beide Stücke entstanden im Jam mit dem geschmeidigen, 60-jährigen Rhythm'n'Blueser Wayne Martin. Deep und knallig präsentiert sich "Sweetest Thang". "No Stoppin'" wächst mit Anthonys Vocals zur schicken Diskonummer heran. "One Time 4 Your Mind" rundet Frictions dritte dann jazzig und instrumental ab.
Tracks wie das mit abgebremsten House-Bassdrums unterlegte "I Like Boogie" machen Frictions Vorzüge deutlich: der Tune flowt trotz Breaks wie am Schnürchen. Vor allem im Bass-Bereich wirken sie dicht und organisch. Die Armada von Sängern und Musikern, die sich Friction ins Studio holte, macht sich bezahlt. Mit Thomilla ist er derzeit auf DJ-Tour: ein garantiert hörenswerter Abend zwischen elektronischen und Live-geschwängerten Dance-Tunes.
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