laut.de-Kritik
Bloß nicht über die Stränge schlagen!
Review von Alexander EngelenFlypside sind von der Spezies Musiker, die eine Stufe höher in der Nahrungskette stehen als Casting-Bands, also auf dem vorletzten Platz. Sie sind zwar nicht wahllos, nach Vorgaben von Konsumenten-Interessen, zusammengewürfelt. Immerhin. Trotzdem sind sie weit von der sprichwörtlichen künstlerischen Freiheit entfernt. Sie genießen nämlich mächtige Unterstützung aus den höchsten Instanzen der Major Label-Riege. Hinter Flipsyde steht nämlich kein geringerer als Jimmy Iovine persönlich – Interscope-Chef und Boss von Eminem, 50 Cent, Dr. Dre, Jadakiss und The Game. Mister Iovine hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Rock-Rap-Was-Weiß-Ich-Noch-Trio mit seinem Einfluss den Weg in die Charts der Welt zu ebnen.
Und um es gleich auf den Punkt zu bringen: Verdient haben es Piper (Vocals), Steve Knight (Gitarre) und Dave Lopez (Gitarre) nicht. Ihr Sound ist nämlich so Crossover, dass es fast schon schmerzt. Konnte man sich bei einer vergleichbaren musikalischen Kreuzung von Linkin Park und Jay-Z wenigstens an den Raps von Jigga erfreuen, ist "We The People" schlichtweg ein zusammengestückeltes Potpourri aus unterschiedlichen Stilen, die einfach nicht zusammenpassen wollen: Hip Hop, Rock, Latin, Pop. Das geht einfach nicht. Zumindest nicht so.
Mal knarrt die Gitarre, mal scheppert sie. Mal rappt der Sänger wild, mal singt der Rapper sanft. Das Wieso, Weshalb und Warum bleibt dabei aber genauso auf der Strecke, wie eine eigenständige Identität. Die Mischung aus allem - inklusive Latino-Einschlag - gab es vielleicht noch nicht zuvor. Dieses Album liefert denn auch gleich den Grund, weshalb. Es hört sich einfach zu gekünstelt an. Keine Ecken, keine Kanten. Aalglatte Musik von Menschen, die nicht über die Stränge schlagen wollen. In jeder Hinsicht. Als einziger Rettungsanker taugt, wie so oft bei solchen Bands, gerade noch die Produktion. Die ist überzeugend und professionell.
Den Vogel schießen letztlich aber die schrecklichen Weltverbesserer-Texte ab. Kostprobe? Bitteschön:
"That’s right little mama just keep on walkin to school. Don't stop and talk to them fools. Tryin to holla while they sippin on brew. Cause you're gonna loose. Got to stay focused keep your mind on your dreams. Don't get hypnotized by the bling. Deep inside you must believe and you'll succeed. Cause all we're given is a chance."
Gähn! Für ein Bravo-Superposter reicht es aber wohl. Dafür wird Patenonkel Jimmy Iovine schon sorgen!
10 Kommentare
http://laut.de/lautstark/cd-reviews/f/flip…
Flypside sind von der Spezies Musiker, die eine Stufe höher in der Nahrungskette stehen als Casting-Bands, also auf dem vorletzten Platz.[...]
das find ich aber überhaupt nicht! ich mein klar, dass ich positiv schreibe, weil ich sie super finde, aber so eine schlechte kritik haben sie nicht verdient. sie machen selbst ihre musik, sind voll authentisch und machen tolle songs, die nicht so sinnentleert sind wie die meisten amerikanischen hip hop tracks (ok, euer beispiel ist jetzt vielleicht nicht so der hit) aber sonst sind sie super!
http://www.sputnik.de/sputnik/39716
Zitat (« Gitarrist Dave ist Latino, kommt aus Chile und steuert Rock und Latin bei. Das alles verschmilzt zu einer ganz eigenen Mischung, die durch geistreiche Texte ergänzt wird. »):
besonder "geistreiche texte" hört man nicht mehr so oft in letzter zeit ...
mir gefällt es nach dem durchhören
wenigstens einer....
besser als tokio hotel ist noch nicht gut
ich liebe das album und das neue auch
Eines der besten Alben, das vor allem mit einem eigenen Stil überzeugt. Wie ich finde, stört die Kombination von Rap, Rock und Pop kein bisschen, sondern macht ihre Individualität aus. Und an den Texten kann man meiner Meinung auch nix kritisieren - was ist denn schlimm daran, Kritik an Bush und dem Irak-Krieg zu äußern? Nichts, gerade in der Mainstream-Musik fehlt so etwas...