laut.de-Kritik
Auf den Spuren von Ronnie James Dio.
Review von Jürgen Lugerth"The Last In Line" hieß 1984 das zweite Album des hartmetallischen Gesangshelden Ronnie James Dio, der zwar von der Statur her ziemlich klein, als Sänger, Musiker und Mensch aber überdimensional war. Seine Aktivitäten mit Ritchie Blackmores Rainbow, Black Sabbath und als Solokünstler bleiben bis heute legendär.
Wer sich traut, seine Band so zu nennen, der muss schon einen ziemlich nahen Bezug zu Ronnie haben. Tatsächlich geht das Projekt auf die Kappe von früheren Dio-Musikern: Vivian Campbell an der Gitarre, Vinnie Appice am Schlagzeug und Bassist Jimmy Bain, der leider schon vor der Veröffentlichung in den Rock'n'Roll-Himmel entschwunden ist. Er ruhe in Frieden. Dazu steht am Mikrofon Andrew Freeman, der schon mit sehr unterschiedlichen Formationen wie Lynch Mob oder den Punkern The Offspring unterwegs war.
Eines vorweg: Freeman liefert auf "Heavy Crown" eine starke Performance ab, wenn auch eine Klasse unter Dio, was ja nicht anders zu erwarten war. Dennoch vermengt die Band Dios Sound mit etlichen modernen Facetten des Heavy Metal. Das schon als Video bekannte "Devil In Me" ist ein erdschweres Heavy-Monster mit Gitarrenriffs, die teilweise auf Reggae-Rhythmen treffen.
Das folgende "Martyr" ist ein schneller Rocker in der Art von "Stand Up And Shout", ebenso auch "Already Dead", während "Starmaker" neben der überlegenen Gitarrenpower von Vivian Campbell auch die für Sabbath typische Sound-Lava einfließen lässt. Auf der Reise durch den Rainbow/Dio/Sabbath-Kosmos finden sich kaum Schwachstellen. Ob "I Am Revolution", das ziemlich punkig daherkommt, das fast schon ZZ Top-artig groovende "Orange Glow" oder das atmosphärische Titelstück, das dämonisch dezent in Richtung "War Pigs" grüßt; den Metalfan alter Schule dürfte dies entzücken.
Das in der Machart ein wenig an The Cult oder Mustasch erinnernde letzte Stück "The Sickness" beschließt ein ziemlich prächtiges Rockwerk, das einen bevorzugten Platz im Heavy-Tresor verdient. So bleibt nur die Frage, ob sich auch Last In Line wie so viele "Supergroups" dieser Zeit nach nur einem Album zurücklehnen. Mr. Campbell scheint es gesundheitlich nicht so gut zu gehen und man hat ja immer auch anderweitig viel zu tun. Als Momentaufnahme ist "Heavy Crown" jedoch sehr gelungen, ganz im Gegensatz zum Cover-Artwork.
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