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Sun Diego - Yellow Bar Mitzvah

Worum geht's?

Um nichts und niemanden sonst, als um Dimitri Chpakov, etwas besser als Sun Diego und noch besser als SpongeBozz bekannt. Dessen Leben bietet eigentlich alles, das großen Romanstoff ausmacht: eine Familiengeschichte mit Krieg und Vertreibung. Eine nicht gerade rosige Kindheit. Opfer und Täter. Dummheit, Drogen, Drama ... geradezu verblüffend, wie sich aus so vielen Actionfilm-Bauklötzchen ein derart lahmer, lebloser Plot stricken lässt.

Die Promo für das Buch bemühte sich im Vorfeld darum, möglichst viel Bohei darum zu machen, dass da endlich einmal jemand, noch dazu ein verkaufszahlenstarker Rapper, seine jüdische Identität zum Thema macht. Chpakovs Judentum kommt allerdings erst zehn Seiten vor Schluss zur Sprache und nimmt gerade einmal zwei Seiten ein. Viel ist in dieser Beziehung also nicht zu holen, dem plakativen Titel zum Trotz.

Wer hat's geschrieben?

Dennis Sand, (warum auch immer) Autor bei der Welt, SpongeBozz' Haus- und Hofjournalist und angeblich ganz, ganz dicke mit ihm: "Dima und ich kennen uns seit sieben Jahren, und über diese Zeit hatte sich zwischen uns eine enge Freundschaft entwickelt." Wäre schön gewesen, hätte Sand diese Offenheit schon an den Tag gelegt, als er, ebenfalls für die Welt, seinem Busenkumpel die Jubelarie "Warum Sun Diego der beste Rapper ist, den Deutschland derzeit hat" auf den kostümierten Leib geschrieben hat. Dann hätte das vielleicht nicht ganz so sehr nach Kumpelfilz gestunken. Aber, gut. Besser spät als nie.

Wer soll's lesen?

Verdient hat das niemand. Wer etwas übers Judentum erfahren will, über jüdisches Lebensgefühl oder darüber, wie es sich anfühlt, als Jude in Deutschland und/oder in der Rapszene unterwegs zu sein, dürfte sich, besonders, nachdem gerade darum im Vorfeld so ein Aufhebens veranstaltet wurde, komplett verschaukelt fühlen: Dieses Thema kommt, wie gesagt, quasi nicht vor. Ebenfalls enttäuscht dürfte sein, wer glaubt, ein Buch von jemandem (oder zumindest über jemanden), der sein Geld mit Sprache verdient, müsste doch mindestens mit sprachlicher Ausdrucksstärke, Wortgewandtheit oder sogar Wortwitz aufwarten: nö, muss es offenbar nicht. Vielleicht ist für die eine oder andere soziologische Fragestellung von Interesse, wie viel Akzeptanz und ehrfürchtige Bewunderung sich erwachsene Männer für kriminelles Gebaren und brutale Selbstjustiz bewahrt haben. Traurig.

Das beste Zitat:

"Dieser Diss lebte nur von meinen Skills. Deswegen hat er auch historischen Wert." (Um welchen Diss es dabei ging? Hab' ich vergessen, so viel zum Thema "historischer Wert".)

Wertung: 1/5. Text von Dani Fromm

Dennis Sand & Dimitri Chpakov - "Yellow Bar Mitzvah: Die sieben Pforten vom Moloch zum Ruhm", riva Verlag, 224 Seiten, gebunden, 19,99 Euro

Sun Diego - Yellow Bar Mitzvah
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