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Frankie Goes To Hollywood - "Relax"

Momente, die Bandgeschichten verändern: Für Frankie Goes To Hollywood war es ein Fernsehauftritt in der Sendung "The Tube". Produzent Trevor Horn sah dort die Formation, die als "neu, ohne Plattenvertrag und aus Liverpool" vorgestellt wurde. Vor allem erkannte er das Potenzial des Songs, den sie da mitgebracht hatten: eine noch sehr, sehr ungeschliffene Demoversion von "Relax", die damals noch den Untertitel "in Heaven everything is fine" trug.

Horn nahm die Newcomer unter Vertrag, nur um hernach alles, aber auch alles nach seinen musikalischen Vorstellungen umzukrempeln. Da er die Bandmitglieder sämtlich für zu schlecht hielt, um seine Vision umzusetzen, blieb vom ursprünglichen "Relax" kaum etwas übrig. Wie die beiden Sänger, Holly Johnson und Paul Rutherford, auf die neue Fassung ihres Songs reagiert haben, darüber existieren, je nachdem, wer sich erinnert, widersprüchliche Berichte. Zumindest ersterem scheint es aber nicht so schlecht gefallen zu haben, als dass er seine Gesangsspuren dafür nicht eingesungen hätte.

Ja, stimmt: Alle Erbsenzähler*innen haben Recht, die jetzt bemäkeln, der Song stamme eigentlich bereits aus dem Jahr 1983. Dass sich "Relax" aber im Jahr darauf zu dem Riesenhit auswuchs, als der er in die Musikgeschichte einging, lag zumindest zum Teil an der Reaktion von BBC-Radio-DJ Mike Reed. Er ließ den Song am 11. Januar 1984 in der "Radio One Breakfast Show" kurz anlaufen, riss dann jedoch die Nadel von der Platte und verkündete über den Äther, derlei Obszönitäten nicht wieder spielen zu wollen. Später meinte er, er habe den Song lediglich aus Zeitgründen abgekürzt, was seine despektierlichen Kommentare allerdings nicht wirklich erklärt.

Nun, ja: Für Frankie Goes To Hollywood bedeutete der BBC-Bann jedenfalls die beste denkbare Werbung. Spätestens danach interessierte sich nicht länger nur die schwule Community für diesen Act. Das Spiel mit der Provokation: voll aufgegangen.

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