Alice In Chains - "Rooster"
"Down In A Hole" oder "Rooster"? Eine Ode an die Liebe seines Lebens oder eine an den Vater? Tieftraurig, stinkwütend und todesfrustriert klingen beide letzten Singles aus Alice in Chains' "Dirt", in beiden simmert Layne Staleys gemarterte Stimme in Jerry Cantrells Herzblut. Wie soll man da wählen? First come, first serve?
Okay, dann "Rooster", zumal da das Stichwort "serve" gut passt: Jerry Cantrell schrieb den Song aus der Perspektive seines Vaters, der als Soldat in Vietnam diente. Wer keinen Krieg durchlitten hat, dürfte das Ausmaß der Schäden, die das dort Erlebte hinterlässt, kaum ermessen können. Die Familien der, wenn vielleicht nicht körperlich, so doch seelisch tief Versehrten, die diese Hölle wieder zurück ins Leben gespuckt hat, bekommen aber oft genug eine Ahnung von den Verwüstungen.
Cantrell bezeichnete "Rooster" einmal als den Beginn eines innerfamiliären Heilungsprozesses, das Ende der Sprachlosigkeit. "Er hat uns nur einmal spielen sehen", erinnert er sich an den Moment, in dem sein Vater den Song hörte. "Ich werde das nie vergessen. Er stand im Hintergrund und hat all diese Worte gehört. Natürlich war ich nie in Vietnam, und er hat nicht darüber gesprochen, aber als ich das geschrieben habe, hat es sich richtig angefühlt, als seien das wirklich seine Gefühle und Gedanken gewesen. Ich weiß noch, wir haben das gespielt, und er stand in der Nähe des Mischpults, ich konnte ihn sehen. Er stand da in seinem großen grauen Stetson und seinen Cowboystiefeln - er ist ein Oklahoma-Man durch und durch - und am Ende nahm er seinen Hut ab und hielt ihn in die Luft. Dabei hat er die ganze Zeit geweint. Dieser Song bedeutet mir eine Menge. Eine Menge."
Ein weiteres Stück vertontes Privatleben folgte ein halbes Jahr später als dann wirklich letzte Single aus "Dirt": "Down In A Hole" widmete Jerry Cantrell seiner Langzeit-Liebe Courtney Clarke.
Noch keine Kommentare