Platz 23: Herbert Grönemeyer - "Ö" (1988)
Der Vorgänger "Sprünge" verkaufte sich 1986 "nur" eine halbe Million Mal. Deutschrocker Herbert Grönemeyer war also schon auf ziemlich hohem Plateau unterwegs, sein 1984er Werk "Bochum" hatte ihn als kauziges Pott-Original deutschlandweit bekannt gemacht. Kommerziellen Druck dürfte er dennoch nicht gespürt haben. Weiterhin fuhr er zweigleisig, dreht Filme mit Bruno Ganz und Burt Lancaster. Sein '86er Auftritt neben zahlreichen Deutschrock-Größen gegen die atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf unterfüttert das Bild des ernsthaften Liedermachers.
"Ö" liefert die nötige Entkrampfung: "Was soll das?" ist eine mit Wut und Witz verfasste Eifersuchtsstudie, "Komet" dient als schillernde Blaupause vieler seiner kommenden Emo-Balladen, "Halt Mich" ohnehin einer seiner vollkommensten Songs. Textlich bleibt er auf "Ö" überraschend: "Vollmond" etwa beginnt mit der Zeile "Du bist voll, ich bin es auch". "Ö" übertrumpft die Verkaufszahlen von "Sprünge" spielend, der Musiker singt Lieder auf Englisch ein und wird zum Star in Kanada. Spätestens jetzt wird auch die Grönemeyer-Imitation salonfähig, im Folgejahr ätzen Bela B. und der Satiriker Wiglaf Droste "Grönemeyer kann nicht tanzen".
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