Der Amerikaner galt als Vater der "Rockumentary" und setzte Dylan, Joplin, Bowie, Depeche Mode und Westernhagen in Szene.
New York (mis) - Der amerikanische Regisseur D. A. Pennebaker ist bereits am Donnerstag im Alter von 94 Jahren in seinem Haus auf Long Island gestorben. Dies bestätigte sein Sohn Frazer dem The Hollywood Reporter. Pennebaker gilt als Legende des Dokumentarfilms. Sein 1967er Film "Don't Look Back" über Bob Dylans England-Tournee 1965 prägte einen neuen Stil, den man bald Rockumentary nannte. Während bis dahin Stars stets auf der Bühne abgefilmt wurden, richtete Pennebaker seine Kamera auch backstage auf die Musiker und filmte Dylan etwa im Backstage-Bereich, bei Interviews oder im Hotel.
Seinen ersten Kurzfilm drehte er 1953 ("Daybreak Express") nach einem Stück von Duke Ellington. Pennebaker wurde Anfang der 60er Jahre neben Robert Drew, Albert Maysles, Richard Leacock und Terry Filgate als Vertreter des Direct Cinema bekannt. Er filmte mit einer 16mm-Handkamera und kabellosem Synchronton, was seinerzeit als revolutionär galt.
Pennebakers Ziel war es, den Zuschauer so nah und unmittelbar ins Geschehen zu holen wie möglich. Seine Liebe zur Musik, die er stets mit dem Aufwachsen in Chicago erklärte, weckte sein Interesse an Helden jugendlicher Protestkultur wie Timothy Leary oder Dylan. 1968 drehte er die Festival-Doku "Monterey Pop", ein Meilenstein des Genres. Pennebaker integrierte ganz selbstverständlich Zuschauer und Fans in seinen Film und ließ sie über ihre Gefühle sprechen. Als The Who in "My Generation" ihre Instrumente zerstören und Stage-Hands verängstigt auf die Bühne eilen, um Mikros zu retten, hält Pennebaker genau drauf.
Kinobetreiber sahen in dieser neuen Art der Musikdokumentation damals wenig Profitchancen. Selbst für "Don't Look Back" fand Pennebaker keinen Interessenten, so dass der Dylan-Film in einem Pornokino Premiere feierte. Mit "Ziggy Stardust And The Spiders from Mars" drehte er 1972 die legendäre Tour des jungen Glamstars David Bowie.
1980 filmte Pennebaker gemeinsam mit seiner späteren Frau Chris Hegedus einen Kurzfilm zu Randy Newmans Song "Baltimore", eine Art Prä-Musikvideo, das in der TV-Show "Saturday Night Live" uraufgeführt wurde. 1988 begleitete das Duo Depeche Mode auf ihrer US-Tournee bis zum Abschlusskonzert in Pasadena für den Konzertfilm "101". Der damals 63-jährige Pennebaker konnte mit deren Musik zunächst nichts anfangen, besuchte auf Anraten seiner Kinder hin aber ein Konzert der Band und sah in der frenetischen Reaktion ihrer Anhänger Potenzial. Um die Grenze zwischen Band und Zuschauer noch weiter als bisher aufzuweichen, kamen Pennebaker und Hegedus auf die Idee, Depeche-Mode-Fans auf ihrem Bustrip nach Kalifornien zu filmen, eine frühe Form des Reality-TV.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt seine Arbeit "The War Room" über Bill Clintons Präsidentschaftskampagne 1993, die im Folgejahr als beste Dokumentation für den Oscar nominiert wurde. 1995 begleiteten Pennebaker und Hegedus Marius Müller-Westernhagen auf seiner "Affentour" durch deutsche Fußballstadien. 2013 überreichte Michael Moore dem Amerikaner einen Ehrenoscar für sein Lebenswerk.
Noch keine Kommentare