Das beschworene "Duell" in der 5. Motto-Show blieb aus. Statt Joey oder Luca schied Kristof aus.
Köln (dani) - Wo nichts Aufregendes passieren will, kreiert man einen Sturm im Wasserglas: "DSDS im Duell-Modus", plärrten die Schlagzeilen. "Luca muss gegen Joey antreten!" RTL versuche, auf diese Weise in Motto-Show Nummer fünf das untalentierte Ei, das ihnen die Jury ins Nest gelegt hat, bequem loszuwerden. Was für ein unglaublicher Blödsinn und ein verzweifelter Versuch, der lahmen 9. Staffel der Casting-Show einen Hauch von Dramatik einzuprügeln.
Abregen, bitte!
Natürlich gab es - wie jeder des Lesens Kundige selbst dem marktschreierischsten Vorbericht unschwer entnehmen konnte - keine Regeländerung. "Solo & Duette": Die verbliebenen sechs Kandidaten trugen zwar neben ihren Einzelsongs jeweils auch einen Titel in Zweierteams vor. Mitnichten bedeutete dies aber, dass hinterher Entweder-Oder-Entscheidungen getroffen werden mussten. Am Ende flog, wie jede Woche, genau ein Kandidat. Die aufgeregte Fangemeinde der gesanglichen Nullnummer Joey Heindle möge sich also bitte wieder abregen.
Erwartungen eingedampft
Zumal Joey seine Sache in dieser Woche besser als erwartet machte. Seine letzten beiden Auftritte hatten die Erwartungen allerdings auch auf ein Minimum eingedampft. An der Seite von Oberlangweiler Luca Hänni gab Joey "Hero" von Enrique Iglesias zum Besten, tanzte zwar solide neben dem Takt, blamierte sich aber zur Abwechslung auch nicht völlig. Entsprechend milde fielen die Jury-Bewertungen aus. Warum Dieter Bohlen allerdings bemängelte, Joey verkaufe seinen schiefen Gesang als seinen eigenen Stil, darf, wer einst den "Pietro-Style" feierte, gerne weiterhin für sich behalten.
"Ihr kriegt mich nicht raus!"
Auch sein Solo war diesmal auszuhalten, auch wenn mir vorher noch nie in diesem Ausmaß aufgefallen war, mit was für einer langweiligen Nummer mit sich beständig wiederholendem Text man es zu tun hatte: Joey Heindle versuchte sich, mit im Schwarzlicht leuchtender Gesichtsbemalung, an "Bitte Hör' Nicht Auf Zu Träumen" von Mannheims eingeborenem Sohn. Richtig erkannte Dieter Bohlen: "Das war sehr weit weg von Xavier Naidoo.", ebenso richtig aber auch der gescholtene Kandidat: "Jetzt bin ich dabei und jetzt kriegt er mich auch nicht mehr raus." Wie wahr: Seine Fans hievten Joey unter die Top fünf.
"Higher" per Hebebühne
Zuvor galt es allerdings noch Einiges zu überstehen. Jesse Ritch und Fabienne Rothe intonierten gemeinsam "Higher" von Taio Cruz und Kylie Minogue. Von einem Duett war bei der abwechselnden Nebeneinanderher-Singerei ohne jede Interaktion etwa so viel zu spüren, wie das Hoch- und Runter-Gefahren-Werden auf separaten Hebebühnen mit einer Bühnenshow zu tun hat. Was soll Fabienne auch machen - sie kann auf den Stelzen, die man ihr Woche für Woche anzieht, einfach nicht mehr bieten.
Brett vorm Kopf?
Das zeigte auch ihr Einzelauftritt: Zielloses auf der Bühne Herumstaksen in blaugelben Plateau-Pumps, dazu ihr dünnes Stimmchen, das die Werbejingle-Nummer "New Soul" noch belangloser erscheinen ließ. Der Kostümbildner, der Fabienne das alberne Brett vor den Kopf verpasste, das sie linkisch auf dem Jurytisch deponierte - wo sich dann Bruce Darnell damit der Lächerlichkeit preisgab - gehört in siedendem Öl gegart. Fabienne sang mittelprächtig, agierte kaum, kam aber trotzdem in die nächste Runde, nach wie vor als einziges Mädchen im Feld.
Die Eidgenossen bleiben im Rennen
Ihr Duettpartner Jesse Ritch stimmte "Higher" im Solo-Durchgang gleich ein zweites Mal an, diesmal getarnt als ein Track von Usher und Pitbull. Wieder einmal durften die Beleuchter ihr blaugrünes Laser-Gewitter abfeuern, das können sie inzwischen vermutlich im Tiefschlaf. Während sich Darnell und Kollegin Natalie Horler in Begeisterung suhlten, befand Dieter Bohlen: "Bisher von dir der schlechteste Auftritt". Trotzdem genug, um weiter um den Titel mitzurennen.
Auch der zweite Schweizer im Feld zog mit: Luca Hänni stimmte im Einzel "You And Me" von Milow an, diesmal, anders als in der Vorwoche, ohne Gitarre und ohne Texthänger. Sein Auftritt wirkte allerdings so wahnsinnig egal, dass man sich zwingen musste, nicht währenddessen versehentlich aufs Klo zu gehen. Du liebe Zeit, Paul Simon besitzt mehr Ausstrahlung als diese Neuauflage von Alexander Klaws. "Prima Auftritt", belehrte Dieter Bohlen alle, die das Besondere wohl verschlafen haben müssen. Aha.
Kinderfasching
In der Duett-Runde zweifellos am unterhaltsamsten präsentierten sich Daniele Negroni und Kristof Hering. Offenbar wirksam von seinen schwulenfeindlichen Vorurteilen kuriert, ging Daniele, gewandet in ein rosafarbenes Cowboy-Kostüm, im "YMCA" der Village People, einem Klassiker auf jeder queeren Party, völlig auf und verpasste der Nummer neben einem leicht angerockten Anstrich obenauf noch einen Rap-Part.
Kristof, in Quietscheentchengelb, zeigte sich ebenfalls stark. Anders als letzten Samstag gelang es ihm diesmal besser, die unter der Woche per Internet kassierten Beschimpfungen und Drohungen zu verdrängen: "Ich will halt einfach nicht klein beigeben." Recht so. Auf der Bühne tobte fröhlicher Kinderfasching. Auch, wenn das nicht die gesangliche Offenbarung bot, gestaltete sich der Auftritt doch vergleichsweise amüsant.
Daniele legte in Runde zwei mit "Forgive Forget" von Caligola ordentlich nach. Sogar Natalie Horler fiel seine Entspanntheit auf der Bühne auf. In dem bescheidenen Rahmen, den DSDS 2012 aufspannt, darf man Daniele inzwischen getrost als den interessantesten Kandidaten in den gelichteten Reihen betrachten. Erstaunlicherweise kam er trotzdem weiter.
Die Schlagerecke verwaist
Kristof Hering dagegen war sofort klar, als er am Ende zusammen mit Joey auf der Bühne stand, dass es für ihn diese Woche nicht mehr gereicht hat. Er beglückwünschte seinen Konkurrenten schon, bevor Moderator Marco Schreyl das Urteil verlesen hatte.
Dabei hatte er zuvor im Einzelsingen ebenfalls einen ausgesprochen passablen Auftritt hingelegt. Roland Kaiser hätte sich vermutlich gegen den pinken Anzug, den albernen Plüschhäschen-Schal und die wieder einmal dürftig bekleideten Background-Tänzer verwahrt. Ob er live ohne Playback sein aufgeschlossenes Freudenmädchen "Joana" aber ebenso sicher besungen hätte wie Kristof, steht gar nicht unbedingt fest.
Den Anrufern war das offensichtlich egal: Sie katapultierten Kristof, der schon in den letzten Wochen mit seinem Ausscheiden gerechnet hätte, aus dem Wettbewerb. Die Schlagerecke steht damit wieder verwaist da. Vielleicht kann man Joey ja dort unterbringen.
14 Kommentare
für diesen joey empfinde ich nur mitleid. der guckt manchmal dermaßen hohl in die welt, das man sich um seine Zukunft ernsthaft gedanken machen muss. ansonsten natürlich wieder unterhaltsame show. das bashing in diesem artikel ist erneut unangebracht.
@Sodhahn (« für diesen joey empfinde ich nur mitleid. der guckt manchmal dermaßen hohl in die welt, das man sich um seine Zukunft ernsthaft gedanken machen muss. ansonsten natürlich wieder unterhaltsame show. das bashing in diesem artikel ist erneut unangebracht. »):
Die letzte Staffel hat genau so ein Hohlbrot gewonnen.
"In dem bescheidenen Rahmen, den DSDS 2012 aufspannt, darf man Daniele inzwischen getrost als den interessantesten Kandidaten in den gelichteten Reihen betrachten. Erstaunlicherweise kam er trotzdem weiter."
sehr gut!
Zitat (« CafPow:
jetzt mal ehrlich. Gebt ihr euch das echt? »):
Mittlerweile ist es wohl so weit, dass die Zielgruppe sich zu fast 100 % dem Lauch-Niveau angepasst hat.
smea:
Träum weiter. Ich hab Enrique vor ein paar Jahren in Zürich gesehen (wurde von meiner besseren Hälfte gezwungen), und es war das Grauen. Viele seiner Fans waren enttäuscht.
Um es nochmals zu sagen: Luca hat besser gesungen.
Und nein, ich schau mir die Show nicht regelmässig an. Aber leider ab und zu.
@sodhan: Willst Du wirklich die Eltern von so einem Typen kennen lernen?
@smea: Hast Du Dir wirklich Enrique live gegeben? Du stehst wohl auch auf Auspeitschen und so was?