Platz 10: "Geschwisterliebe" (1986)
Der von Farin im zarten Alter von 15 Jahren geschriebene Song über einen inzestuösen Liebesakt gehörte schon länger zum Liveprogramm der Ärzte, aber erst 1986 konnte man sich durchringen, ihn auch auf Platte zu pressen. Damit fing der ganze Ärger an. Nachdem die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien erst auf die Berliner aufmerksam wurde, entdeckte die Behörde auch die älteren Stücke "Claudia" und "Schlaflied" - Die Ärzte galten fortan als Skandalband.
Das verhängte Aufführungsverbot umgingen Die Ärzte, indem sie den Song live instrumental spielten und ihre Fans singen ließen. Mit unmissverständlichen Ansagen klärten sie vorher ihre Anhänger auf: "Wenn ihr dieses Lied singt, macht ihr euch strafbar, und das wollen wir nicht, nein. Ihr habt eure Jugend noch vor euch, ihr seid so jung. Macht eine Bankkaufmannslehre oder werdet drogenabhängig, aber singt nicht dieses Lied." (Alabama München, 1987)
Diese Albernheiten stachelten die Gesetzeshüter erst recht an. Irgendwann hatte jemand eine fantastische Idee für einen Straftatbestand, und so hieß es in der Urteilsbegründung: Die Band Die Ärzte habe im Konzert an einer Stelle das Wort "Liebe" gesungen und dadurch das Publikum zum Mitsingen animiert. Dass dieses Wort erst nach etwa dreieinhalb Minuten, also am Schluss des Songs auftaucht, wurde geflissentlich ignoriert. Als Strafe wurden 1500 DM angesetzt, das geschätzte Monatseinkommen der Band. Die Summe wurde logischerweise anstandslos bezahlt. "Geschwisterliebe" ist bis heute indiziert und darf weder beworben noch aufgeführt werden.
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