Goldsteinzeit
Fangen wir mit drei Songs von Atzen an, die eigentlich nicht so in mein Fachgebiet fallen. Zu allererst wäre da eine neue Single von Kolja Goldstein, eine Phase, die ich im Deutschrap eigentlich für überwunden geglaubt hatte. Aber, nein, da isser wieder, scheißegal, ob die Zeit eigentlich schon relativ glaubhaft gezeigt hat, dass er wahrscheinlich ein Schwätzer ist: Die Leute stehen wieder mit offenen Mündern da und lesen Kaffeesätze über die mögliche Authentizität der Kunstfigur.
Dabei wäre ich bei diesem Song hier sogar dabei, erst einmal zu sagen: Hey, musikalisch ist das überhaupt nicht kacke. Der Kerl hat einen interessanten Flow, sehr viel Druck in der Stimme, oft blökt er ein bisschen, gerade diese wiederholte Line "Eure Herkunft und Nachname langweilt mich / ich find' das alles langweilig" klingt komisch. Aber er variiert viel, hat ein paar starke Pattern dazwischen und macht so schon klar, dass er sehr genau weiß, was er da tut. Der Beat drückt ebenfalls ganz schön, also beschwere ich mich auf diesem Level gar nicht, nur ...
4 Kommentare mit einer Antwort
Musikalisch ist das überhaupt nicht kacke??? Diese generische Grütze wär 2008 schon outdated gewesen.
Ein bisschen offbeat, aber eigentlich ganz geil. Schade, dass er so ein Lellek ist. Die Herkunft Line find ich eigentlich nice.
Oh der Musikant ist gar nicht der kriminellste Kriminelle, wenn jetzt noch rauskommt das ein Müllmann kein Müll, Fall ich komplett vom Glauben ab. Gut das die Zeitung ermittelt hat, hoffe die Journalisten haben sich bei der Recherche 69 mäßig beglückt, weil die so einen investigativen Dienst für die Menschheit geleistet haben. Ist doch egal ob der Nicolas Thomas in Amsterdam die Deals abwickelt oder seine Tulpen gießt Hauptsache das Album knallt. Art und Design war 6/5 und Global war ne solide 4/5 ich freu mich auf mehr. Der letzte Gangsterrapper wo es nicht cringed.
Hilft schon, wenn Gangsterrapper aufgrund eigener Erfahrung vom Ticken Ahnung hat. Muss aber nicht. ("Scheiß auf Authentizität - ich will einfach nur ich selbst sein", ist mMn die interessanteste Line eines gar nicht mal so guten Rappers.)
Mich langweilt es, wenn sich der inhaltliche Vortrag zu 99% darauf beschränkt, wo man die Batzen holt, wie viele Kohle und Mädels man am Start hat, wenn man alles so wo kennt, mit wem man die dicken Deals abschließt, welche Autos man fährt. Die Realität ist mir da lieber: zwar (im Idealfall) viel schnelles Geld, aber auch dauerhaft Stress, Paranoia wegen der Cops, Knasterfahrung oder Angst vor Knast, Junkieelend etc. Deswegen mag ich so was wie 069 von Haftbefehl.
Wem Goldstein und Co da lieber sind, der mag ja wahrscheinlich auch Superman (alleine der Name!) lieber als Batman etc.
Durchaus, aber spätestens seit Haftbefehl ist dazu auf Jahre hinaus auf Deutsch alles gesagt. Warum sollte man sich eine schlechte Variante davon anhören? Das wird erst wieder spannend, wenn sich die Welt weit genug verändert hat oder jemand einen wirklich neuen Blickwinkel findet.