Keine Bühne für Faschos
(Illustration: Niklas Hengelhaupt für rap.de. Dankesehr!)
Ich bin noch immer unschlüssig, ob es wirklich das richtige Vorgehen ist, gewissen Personen, ihren Äußerungen oder Ansichten keinerlei Raum zu widmen. Hat etwas totschweigen wollen schon jemals funktioniert? Lässt man damit menschen- und/oder intelligenzverachtendes Gedankengut nicht bloß unwidersprochen im Raum stehen? Ist Auseinandersetzung mit einem Thema immer gleichbedeutend mit "eine Bühne bieten"? Räumt man die nicht vielmehr widerstandslos und überlässt sie ausgerechnet denen, von denen man sich wünscht, sie hätten keine Bühne?
Ich weiß das alles doch auch nicht. Es bleibt schwieriges Terrain. Vermutlich wird man wirklich von Fall zu Fall abwägen müssen, wie das jeweils zielführendere Vorgehen aussieht. Nazi-Rap und Nazi-Rapper haben, und das ist gut so, in Rap-Medien-Kontexten bisher keine größere Rolle gespielt. Es gibt sie aber halt trotzdem. Ein Chris Ares und sein völkisches Gedöns verpuffen leider genau so wenig im Nichts wie die, die ihm zujohlen, nur weil in einem Artikel über ihn sein Name nicht fällt. (Wie schön wäre das!)
Ich bin natürlich trotzdem (wie fast immer) ganz beim Kollegen Alex Barbian, der für rap.de ausgeführt hat, warum er das Interview, das Chris Ares nun doch bekommen hat (wenn auch bei einer komplett vernachlässigbaren Plattform), für einen fatalen Fehler hält.
"Rap ist – allein historisch – ein Sprachrohr für Menschen am Rand der Gesellschaft, für sozial Unterdrückte und Opfer von rechtem Hass. Wir sollten 'NS-Rapper' nicht als 'kontrovers' oder 'umstritten' labeln, sondern immer und immer wieder als das, was sie in Wahrheit sind: Nazis."
Voll dabei. Bloß wie labele ich jemanden, über den ich nicht spreche?
"Menschenfeindlichen Positionen keine Redezeit auf unseren Kanälen einzuräumen, hat nichts mit Zensur oder einer Beschränkung der Meinungsfreiheit zu tun."
Seh' ich genau so. Ich fürchte nur, dass, wenn diejenigen, die das könnten, die kritischen Gespräche nicht führen, dan tun es eben die, die sich weniger bis keine Gedanken machen oder denen schlicht das argumentative und journalistische Handwerkszeug fehlt, um die Äußerungen dieser Nazi-Rapper als das zu labeln, das sie sind: Nazi-Scheiße. Dann führen überforderte Radiomoderatoren oder die Betreiber irgendwelcher dubioser Einmannblogs oder Eva Herman freundlich lächelnd höfliche Gespräche mit diesen Rattenfängern, und die Ratten applaudieren. Genau das passiert ja, wie man sieht. Kann es die Lösung sein, denen das Feld zu überlassen? Ehrlich, ich weiß es nicht.
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