Rechte Seilschaften
(Nicht im Bild*: Chris Ares, hoffentlich keine Alternative für Deutschrap.)
Richtig wütend, aber auch ratlos und traurig macht es, zu beobachten, wie viel Rückenwind Chris Ares derzeit bekommt. Der beschränkt sich nämlich beileibe nicht mehr auf Featureparts bei ins Trudeln geratenen Kollegen. Seine Single "Neuer Deutscher Standard" zusammen mit Prototyp ist in die deutschen Amazon-Charts eingestiegen, stand dort kurzzeitig sogar auf Platz eins, bei iTunes immer noch in den Top Ten. Zeilen des Kalibers "Wir sind Kämpfer, der Sturm zieht auf im ganzen Lande, geh' mal lieber weg mit deiner Autotune-Migrantenbande" finden offenbar ein zahlreiches Publikum und ballern nicht nur "bei Verfassungsschützern aus der Box".
Seufz.
Doppelseufz.
Ich versteh' ehrlich nicht, was schiefläuft, in diesem Land. Wie es sein kann, dass ein vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestufter Gewalttäter völlig ungehindert seine kruden Ansichten in den Äther blasen darf? Nicht nur ungehindert, sondern unterstützt:
Stefan Sommer hat für seine Reportage für Puls den Strukturen hinter dem Erfolg nachgespürt und stieß dabei unter anderem auf den Arcadi-Verlag, über den der nordrhein-westfälische Verfassungsschutzbericht im vergangenen Jahr schrieb: "ARCADI ist primär darauf ausgerichtet, die IB zu unterstützen, indem es den rechtsextremistischen Akteuren eine Bühne gibt und werbend über deren Aktivitäten berichtet."
Chris Ares selbst bezeichnet seine Arbeit ganz ungeniert als "Metapolitik": "Den linken Meinungskorridor gilt es kontinuierlich zu verschieben. Da sind gerade wir Metapolitiker gefragt. Es gilt immer wieder Worte einzubringen, die dann debattiert werden, die früher vielleicht unmöglich gewesen wären. So können wir diesen Korridor Stück für Stück verschieben."
Die Grenzen des Sagbaren verschieben per Provokation und Gewöhnung Abstumpfung Akzeptanz zu schaffen für eine neue altvertraute menschenverachtende Politik. Ohmann, Völker, hört die Signale. Diese Leute verschleiern ihre Absichten ja noch nicht einmal mehr.
* Die Grafik zur Bebilderung dieses Artikels zeig' ich mit freundlicher Genehmigung von noktara.de, die auch schon rechten Umtrieben in Schlumpfhausen auf den Grund gegangen sind. Zum entsprechenden Artikel gehts hier. Danke!
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