Doubletime: Bözemann kam, sah und siegte

Und jetzt?

Ach, Mensch. Ich muss die ganze Chause nochmal umdrehen, weil sie mich irgendwie traurig macht. Da haben wir also diese beiden Männer, denen es objektiv beiden nicht sonderlich gut zu gehen scheint, wenn man mal von außen guckt. Die schlagen sich für die Aufmerksamkeit des Internets in ihren Vierzigern wegen Streiterein in Twitch-Chats, statt das zu machen, was sie eigentlich machen sollten. Dass das Musiker sind, hat man ja mehr oder weniger schon vergessen. Es ist ein klassischer Fall von Schulhofschlägerei und alle amüsieren sich drüber. Am Ende kommen dann übrigens wieder Kommentare wie der hier:

Ich will übrigens wirklich nicht davon ablenken, dass sie sich beide sehr bewusst in diese Situation hinein manövriert haben. Aber es ist doch schon einfach tragisch und hämisch, mit wie viel Inbrunst so viele Leute diesen Bullshit verfolgen. Den ersten Stein will ich gar nicht werfen, ich hab's ja auch verfolgt. Aber ich frage mich eben die ganze Zeit: Und jetzt? Jetzt hat Bözemann gewonnen. Ist der Streit geklärt, ihre Karriere vorangebracht, dem Boxsport Gutes getan worden? Natürlich nicht. Es war Internet-Meme-Unsinn auf dümmstem RTL 2-Niveau auf dem Nacken von zwei instabilen Dudes.

Und würden die nicht viel besser daran tun, gerade Bözemann, der seit 15 Jahren kein Album gemacht hat und gerade von weiß-Gott-was überhaupt lebt, diese Mühe in Musik zu stecken? Es gibt im Deutschrap dieses komische Phänomen bei manchen Artists, dass sie sich einfach keine Mühe geben, es sei denn, ihr grundlegender Status ist in Frage gestellt worden. Deswegen können Dutzende Rapper Disstracks in Spielfilmlänge machen, füllen dann aber ihr Album mit 15 mal dem gleichen, formelhaften Scheißsong. Ich glaube, das ist es, warum mir das alles so dumm vorkommt. Deutschrap macht so oft literally alles, außer sich auf die Musik zu konzentrieren. Aber gut. So war es, so ist es, so wird es bleiben.