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Ein lupenreiner Rassist?

"Lupenreiner Rassist, jetzt, ja?", fragt sich Skinny:


... und beantwortet ausführlich selbst:


Uff. Wenn halbe Bücher erforderlich sind, um Prezident als Rassisten zu entlarven, spricht das in meinen Augen zunächst einmal gegen die postulierte Lupenreinheit, das nur am Rand.

Klar schmeißt er auch hier wieder exakt mit dem Vokabular, mit Formulierungen und Phrasen um sich, mit dem Populisten am rechten Rand des politischen Spektrums (gruselig erfolgreich) Applaus und Wählerstimmen abgreifen. Dass ihm das versehentlich passiert, davon geht wirklich niemand aus. Nö, Prezident weiß haargenau, was er da tut. Er tut es, darauf wette ich, in vollem Bewusstsein und mit voller Absicht. Macht es das besser? Oder noch schlimmer? Möchte ich das spontan entscheiden? (Endlich mal 'ne Frage, die ich beantworten kann: NEIN!)

Dass man Prezidents Wortwahl kritisieren kann, vielleicht sogar kritisieren muss, hatten wir schon. Wenn man ihn dafür aber (wie offensichtlich einkalkuliert) reflexartig verdammt und ächtet (auch das hatten wir schon), verpasst man über der Empörung auf Knopfdruck schon wieder, was Prezident eigentlich sagt.

Ja, und was sagt er denn? Was sagt überhaupt er selbst, und was legt er einem Protagonisten in den Mund, der sich für (Obacht, ich sags jetzt!) einen guten Menschen hält und den einzigen, den einen, weil seinen Weg zur Wahrheit genau zu kennen glaubt? Aus dessen Blickwinkel spricht Prezident ja auch. Perspektivwechsel? Verschiedene Ebenen? Inzwischen egal, weil er hat "Herrenmensch" gesagt? Provokation? Na, sicher! Die ist fluffig aufgegangen. Aber Rassismus? Lupenreiner Rassismus, gar? Ach, ehrlich, ich weiß nicht.

Das Thema sprengt hier definitiv den Rahmen, sorry. Ich parke euch jetzt einfach mal in den (teils erstaunlich ausdifferenzierten) Kommentaren unter dem YouTube-Clip, während ich ein Interviewdate mit Prezident kläre. Statt herumzumutmaßen, was er wie gemeint haben könnte, einfach mal fragen. Wenn ich dann überraschend feststelle, es mit einem lupenreinen Rassisten zu tun gehabt zu haben, werd' ich halt sehr lange duschen müssen.

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7 Kommentare mit 11 Antworten

  • Vor 5 Jahren

    Prezident hat Geschichte studiert. Er hat mal gesagt, dass ihn vor allem Ideengeschichte interessiert. Ich glaube, wenn man sich lange genug damit beschäftigt, kommt man sehr bald zu dem Punkt, die Welt ausschließlich konstruktivistisch zu deuten. Der Mensch verfügt nur über ein Angebot an Wahrheiten, die in Zeit und Raum variabel sind und sich widersprechen können. Ich glaube, Prezident sieht die Welt in Diskursen. Prezident hat Germanistik studiert.

    Prezident ist kein Rassist. Es geht ihm noch nicht einmal darum linke Positionen anzugreifen. Prezident widern Gewissheiten an, weil er weiß, dass sie bloß gemacht sind. Ihn ekeln Menschen an, die ihre Wahrheiten gefunden haben und sie nie mehr hergeben wollen, weil sie es sich mit ihnen so gemütlich gemacht haben. Prezident hasst Gemütlichkeit.

    Für ihn sind idealistische Zeitgeist-Sklaven genauso viel wert wie die alltagsloyalen Ikea-Menschen, die so eingeschränkt sind in ihrem Horizont und daher "zu keiner Transzendenz mehr fähig". Der Track passt perfekt zum Gesamtkunstwerk.

    Eigene Angebote an Wahrheiten kann er dabei natürlich nicht liefern. Dazu müsste man das Spiel mitspielen. Er kann nur dekonstruieren. Armer Geisteswissenschaftler. "Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor."

    • Vor 5 Jahren

      Habe ich im gewissen Maße bei ihm bislang auch so verstanden.
      Ich muss jedoch zugeben, ich fühlte mich bei den lines hinsichtlich „der Wilden“ etc. auch ziemlich unwohl. (Getroffene Hunde?)
      Die Dekonstrunktion der gängigen Weltbilder ist ein interessantes und wichtiges Gedankenspiel, keine Frage. Vor allem in Zeiten der einfachen Lösungen und Populisten, können eigene Gedanken von Vorteil sein. Auch sein Standpunkt bezüglich der überheblichen Dogmen wird schnell deutlich.
      Warum er sich aber an den Grundfesten des Humanismus abarbeiten muss ...
      Provokation, klar. Aber eher so im Haudrauf-Teenager-Style. Oder um es mit Audios Worten zu sagen:
      „Oder ich kalkuliere den Tabubruch und schreibe über Vaginalwarzen und rede mir ein, ich hätte dem Literaturbetrieb mit Schmutz einen Gefallen getan„

    • Vor 5 Jahren

      Wenn wir uns alle damit wohlfühlen würden, würde wohl kaum jemand drüber nachdenken. Ich denke, das ist der Sinn solcher Bilder und die Verwendung belasteter Vokabeln. Wobei ja gerade die Zeile mit den "edlen Wilden" den geheimen Rassismus des lyrischen Protagonisten offenbart. Afrikaner werden bei ihm entmenschlicht und er spricht ihnen quasi die Zivilisation ab. Macht sie zur bloßen Projektionsfläche seiner Utopien.

      Abgesehen davon, will Prezident glaube ich auch einfach Leuten ans Bein pissen. Könnte mir vorstellen, dass ihn die abgöttische Verehrung seitens mancher Hörer ihm auch nicht so recht ist. Also setzt er "ne Kläranlage in ihren Erwartungshorizont".

      Und von wegen getroffene Hunde. Ich gebs zu. Ich rufe ihm innerlich zu: "Och, lass sowas doch sein. Mach uns lieber den Weltschmerz-Prezi, den eloquenten Kneipen-Philopsophen. Son verkaterten Zynismus, aber so das er allen anderen wehtut, nur nicht mir."

    • Vor 5 Jahren

      Guter Post von Gute Nacht.

    • Vor 5 Jahren

      "Prezident widern Gewissheiten an, weil er weiß..."
      lel

    • Vor 5 Jahren

      @Gute Nacht
      Sehr gut auf den Punkt gebracht.

  • Vor 5 Jahren

    Prezi = Rassist ist soo ne schwachsinnige Debatte, das können doch echt nur Leute glauben, die maximal bis zur Tapete vor ihnen denken. Dass da ja jetzt überall so groß drüber diskutiert wird ist für mich genauso müßig, wie ne Diskussion mit nem Flat Earther - die Wahrheit ist offensichtlich. Dass er mit Sprache polemisiert, geschenkt. Aber das hat der doch schon immer gemacht. Und genau so regt er zum Nachdenken an.
    Er hat übrigens auf Facebook (für seine Verhältnisse) recht ausführlich auf Skinny geantwortet, empfehle ich mal reinzuschauen. Da bestätigt er dann nochmal, dass er natürlich KEIN Rassist ist (wer hätte das gedacht^^) und warum Skinny's Argumentation Unsinn ist.
    So, und jetzt voller Vorfreude aufs Album warten!

  • Vor 5 Jahren

    Des teil is mir glaub schlichtweg zu hoch ey...

    Sind lines wie "Hand auf Frauenknie ein handfester Skandal" nicht schlichtweg ne extreme Vereinfachung der ganzen Sache die rausgenommen aus der ganzen Diskussion die eigentliche Intention verfälschen?

    Oder ist die line bezogen auf die Empörungsgesellschaft so gemeint dass eben viele den Sachverhalt genauer so aus dem Kontext reißen und verfälschen wie prezident des macht, aber er hier eben nicht aus der ich-sicht spricht....

    Oder soll des ganze von sprachbildung her so n "Ulysses" Stil widerspiegeln...?

  • Vor 5 Jahren

    Dazu muss man sagen, dass der gute Prezi mit reflexartigen Reaktionen egal welcher Art eigentlich auch hier wieder genau eine seiner (vermeintlichen) Kernaussagen bestätigt bekommt. Es geht nicht mehr darum sich differenziert und selbstkritisch mit einem Thema und sich selbst auseinander zu setzen, sondern hauptsächlich nur noch darum seinen eigenen Standpunkt zu definieren und zu verteidigen. Jemand IST dieses und jenes und MEINT solches und solches. Die inhaltliche Auseinandersetzung endet sofort, da Attribute zugeschrieben werden und Meinungen nur noch ausgetauscht, aber nicht reflektiert werden.

    • Vor 5 Jahren

      Na ja, kann zwar sein. Aber doch eher: Könnte sein, denn diejenigen, die sich die Mühe einer Reaktion gemacht haben, äußern sich doch überwiegend auffällig überlegt (siehe, wie von freddy angesprochen, selbst die zugehörigen yt-Kommis). Auch skinnys Vorwurf, den ich nicht teile, wirkt auf mich in seiner Komplexität überhaupt nicht wie ein Schnellschuss.

      Diesen Punkt würde ich ihm Stand Jetzt unbedingt geben, da scheint bei einer Menge (angesprochener) Leute eine Menge Hirnschmalz in Reaktion geflossen zu sein. Das ist künstlerisch schon ein ziemlicher Erfolg.

      Mit dem Track und der darin transportierten Kritik bin ich allerdings weniger glücklich (GW also auch dazu :D). Zweifeln ist ja was schönes und ganz bestimmt wichtiges, aber es ist doch deshalb nicht falsch, sich auch Überzeugungen zu leisten. Gegen Rassismus, gut zu Kindern, gut zu Tieren, ja, klar, warum denn nicht? Moralisch zu denken und zu handeln wird doch nicht verkehrt, weils vor und neben einem auch schon welche machen.

      Irgendwie kommt mir so die Frage, die er in seinem fb-Post an skinny richtet, nämlich was das ganze soll, schon zum Track selber unweigerlich in den Sinn. Wenn er ein paar Zeilen später dann von #metoo als "Kollektivpsychose" spricht, die sich als "paranoid-psychotischer Welterklärungsversuch" nicht "groß von anderen, zu Recht belächelten, Verschwörungstheorien unterscheiden" ließe, bleibt eigentlich nur noch Kopfschütteln.

      Toller Künstler, hier labert er Bullshit. Gibt's halt, schätze.

    • Vor 5 Jahren

      Das Alberne daran ist doch nicht der Versuch des moralischen Handelns, sondern die vermeintliche, gelebte Deutungshoheit der Moral, die absolut nicht gegeben ist.
      Bei einem großen Teil dieses ganzen "Gegen Sexismus, Rassismus, Hassrede"-Krams geht es doch schon lange nicht mehr um Sexismus, Rassismus oder Hassrede. Da wird einfach breit mit pseudo-moralischem Napalm gestreut und jede abweichende Meinung wird sofort verklärt.

    • Vor 5 Jahren

      Meinst du selber oder meinst du, er meint das (oder beides)?

      In jedem Fall so pauschal eine recht mutige Unterstellung, finde ich.

    • Vor 5 Jahren

      Mutig auf jeden Fall. :D

      Meine ich, ja, allerdings mehrfach überspitzt; nur aus welcher Ecke kommt denn dieser ganze Unfug, dass auf einmal alle Rapper "lupenreine" Antisemiten und/oder Rassisten seien?
      Da wird gar nicht mehr diskutiert, sobald du (als öffentliche Person) zu einem Thema im #metoo oder Rassismus Umfeld eine abweichende Meinung vom Medien-Mainstream hast, wirst du vielerorts ab einer gewissen Reichweite sofort gebranntmarkt. Und der shitstorm wird dann oft unreflektiert in zahlreichen Medien übernommen inkl. ja-sagerischem Alibikommentar.

      Gleichzeitig beschwert man sich aber andauernd über Phänomene wie Trump und scheint nicht zu merken, dass genau diese hohle (nicht im Sinne von dumm) Moral und das überhebliche Abgrenzen mitverantwortlich dafür sind, dass so etwas überhaupt möglich geworden ist.

    • Vor 5 Jahren

      Bisschen oll jetzt schon - sorry dafür, war diskursfaul die letzten Tage. Ich schieb jetzt trotzdem nochmal ne Antwort hinterher, in der Hoffnung, dass das noch ankommt:

      Alle Rapper Antisemiten oder Rassisten habe ich noch aus gar keiner Ecke gehört, wenn ich ehrlich bin. Klingt für mich noch am ehesten nach "Ihh, Unterschicht"-Snobs, wobeis da sicher Überschneidungen zu der von Prezident anvisierten Gruppe gibt.

      Zu dieser Theorie, wonach rechtspopulistische Tendenzen unserer Zeit nicht zuletzt die Schuld linksgrünlastiger Zeigefingerigkeit sein soll: Ok, vielleicht ist da schon was dran. Ich kenne jedenfalls genug eigentlich vernünftige Leute, die das Demonstrativ-Moralische "aus der Ecke" bei einschlägigen Themen ungemein provoziert.

      Was aus dieser Beobachtung dann gerne abgeleitet wird - und das wirkt auf mich halt auch bei Prezident so - ist aber ja, dass deshalb auch die Themen, bei denen man auf diese Art von aufringlichem Über-Engagement trifft, für gering gehalten werden. Oder man nimmt gleich schon aus Prinzip die Gegenhaltung ein.

      Und da finde ich dann auch diese Schuldzuweisung (die ich - siehe oben - bzgl. der Wirkung ja nicht einmal falsch finde) irgendwie fast schon zu weit gegriffen. Wenn mir der Sönke mit seinem ständigen Obst & Gemüse-Gelaber auf den Zeiger geht, ist er vll. der Depp. Wenn ich mir aber deshalb mein Essen bei Mäckes hol, um es genüsslich vor ihm zu verspachteln, bin auf jeden Fall ich es. Wenn die Fans von Künstler xy wendehalsige Trendreiter sind, ok, meinetwegen Trottel. Wenn ich deshalb weiter nur den gleichen Ramsch wie mit 16 pumpe, liegt der schwarze Peter aber wieder bei mir. Und wenn die Großstadt-Demokraten versnobbte Angeber sind und ich deshalb für Trump gestimmt habe, bin doch als mündiger Bürger erstmal ich schuld und nicht die.

      Naja, wieder sehr ins Allgemeine abgedriftet. Bei Prezident, um zum Abschluss noch mal den holprigen Schwenk aufs Kern-Thema zu machen, finde ich seine Haltung ggü PC, Feminismus und #metoo, wie er sie in hiphop.de-Interview & fb-Post artikuliert, merkwürdig und ja, auch Widerspruchs-pflichtig. Die Tracks sind da ja weniger explizit, aber auch seine an sich richtigen Kritikpunkte darin "leiden" aus meiner Perspektive an dem, was von seiner Abneigung auf diese Themen durchscheint.

      Nur meine 2 Pfennige.

  • Vor 5 Jahren

    Cool, Prezident ist jetzt also ein lupenreiner Rassist, ja?
    — Skinny (@SkinnySmallz) 18. Juni 2018

    Und Skinny ist jetzt also ein lupenreiner Hurensohn.

    Ich bin selbst eher so ziemlich links, aber was aus dem linken Lager die letzten zwei Jahre kam, das schließt auch die radikalen Ränder ein, ist bescheuerter als jede Politik von Trump es je sein könnte und mutmaßlich einer der Hauptauslöser für den Rechtsruck der westlichen Gesellschaften, der gerade erst angefangen hat. Wer denkt, dass Trump und der Brexit schon die großen Knaller waren, wird die nächsten Jahre böse überrascht werden.

    So scheiße ich das alles finde, es gibt kaum linkspolitische Alternativen. Welche linke Partei ist überhaupt noch wählbar außerhalb Nordeuropas? In Deutschland und Österreich gibt es zumindest nichts. Und die Rechten wollen Merkel nun stürzen, was derzeit auch nur weiter in den Abgrund führen kann.

  • Vor 5 Jahren

    Skinny und co übernehmen sich bei rap.de/ Versuchen anspruchsvoller Kritiken zu schreiben usw scheitern aber an ihrem eigenen Unvermögen/