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Pt. 4

1. Normaler Samt

Erscheinungsjahr: 2015

Und damit beim Finale: Es ist irgendwie komisch, weil viele meiner Kritikpunkte hier durchaus auch existieren. "Normaler Samt" hat genauso moderne Elemente und ironische Adlibs. Es ist definitiv ein Album für hochgelevelte Konzertsäle. Und es verdient das, denn: Das hier ist ein Album des Sich-Behauptens. Ein Einschwören auf diese seltsame, kleine Nische, die sie gefunden haben, und dass Leute dafür an sie geglaubt haben.

Klingt kitschig, ich mein's aber so: Eine der schönsten Sachen an diesem Album ist die Wechselwirkung aus Anti-Szene und Pro-Hip Hop. Allein auf den ersten Tracks wird man mit so vielen Referenzen bombardiert, dass man wirklich merkt, dass das zwei Typen sind, die bedingungslos dieses Spiel lieben und genau das tun wollen, was sie da tun. Und daraus entstehen zwei Sachen: Erstmal hab ich die beiden davor und danach nie wieder so heiß erlebt. Dieses Album macht eine ganz andere Stimmung als die Herrengedecks. Das ist überraschend wenig niedergeschlagen, sondern regelrecht euphorisch. Das Album ist ein Moment - und es weiß, dass es einer ist.

Zweitens: Das hier ist eins der zitierfähigsten Alben der Deutschrapgeschichte. Zehn Jahre später ploppen mir immer noch wahllos Zeilen im Kopf auf. Wenn ich "keine Zeit" sage, ergänzt mein Hinterkopf sehr oft ein atemloses "um mit euch zu reden / ich schreib' gerade 'ne Folge Mitten Im Leben'". Ich könnte lange weitermachen. "In deinen Mund du Schmutz". "Das ist, was sie machen tut". "Um mit Yassin oder mir ficken zu können müsstest du Yassins oder meine Freudnin sein ... ... ... UND NICHT SCHMUTZ".

Was soll ich sagen? Ich liebe dieses Album. Es hat ziemlich präzise einen Sound um das Geschrei der beiden geschneidert, in dem sie die BoomBap-Sadness davor und die Banger von danach sehr gekonnt balancieren. Es ist atmosphärisch, wenn es atmosphärisch sein möchte und es ist lustig, wenn es lustig sein möchte. Unterhaltsamer hat Deutschrap selten geklungen.

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