Shadows
Einer meiner Lieblings-YouTuber, Todd In The Shadows, hat sich ebenfalls mit dieser Geschichte auseinandergesetzt und hat ein paar interessante Punkte gemacht:
Das ist schon sein zweites Video zum Thema, und es schlängelt sich dieses Mal um eine interessante These: Die letzten zwanzig Jahre Musikjournalismus waren geprägt vom Fechten zwischen "Rockism" und "Poptimism", aber gleichzeitig bedeutet für jedes andere Genre als Pop der Pop-Hybrid immer noch eine Beleidigung. Pop-Country, Pop-Rock und, natürlich: Pop-Rap. Es gibt keinen Pop-Rap-Optimismus, und Kendrick gibt hier mit schockierendem Erfolg die Rolle des Gatekeepers, des Realkeepers.
Er fragt sich, woran das liegt, und kommt mit der Idee heraus, dass Genre-Respekt ja grundsätzlich mit sozialer Relevanz verbunden sei. Rock sei damals die Sprache der Rebellion gewesen, selbiges gelte heute für Hip Hop. Der neugefundene Respekt für Pop läge nur daran, dass er ja das Medium und der Ausdruck der queeren Bewegung sei.
Ich bin mir in diesem Punkt echt nicht so sicher. Insbesondere, weil ich ihn eigentlich schon immer als einen für mich archetypischen Poptimisten verstanden habe: 2010 stand er der queeren Bewegung noch überhaupt nicht nahe, war aber einer der ersten Menschen, die ich mitbekommen habe, die gesagt haben: "Yo, Katy Perry kann auch gute Songs machen." Er hatte die künstlerischen Ansprüche gut in Zusammenhang mit ihrer handwerklichen Umsetzung gebracht. Er hatte das Medium handwerklich ernst genommen.
Wenn man jetzt sagt, dass Kunst nur gut ist, wenn sie relevant ist, verkürzt man manches und überhöht vieles. Sam Smith und Kim Petras sind bestimmt wichtige queere Charaktere, trotzdem ist ihre Musik meistens nicht gerade der Oberhammer. Dasselbe gilt auch für den Beef: Todd liest ihn als seismische Bewegung: "Shit matters now again." Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er da nicht einiges ziemlich doll verkürzt.
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