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Olle Kamellen

Von "Family Guy" ist es ja eigentlich thematisch auch nur ein kleiner Katzensprung zu DDR-Denunziantentum, über das Haiyti uns heute einen Track darbietet:

Keine Sorge, ich kann das natürlich erklären. Also: Wolf Biermann. Ihr wisst schon, der wichtige Liedermacher aus der DDR. Scheinbar wurde da so ein Re-Imagined-Album aufgenommen, auf dem sich verschiedene Künstler*innen seiner alten Songs annehmen dürfen. Eine davon ist Haiyti, die den Track "Am Alex An Der Weltzeituhr" neu interpretiert hat.

Das Lied beschreibt auf der Textebene die Geschichte von zwei Brüdern, deren einer den anderen, aus dessen Perspektive der Song berichtet, denunzierte. Dieser musste daraufhin ins Gefängnis. Auf dem Alexanderplatz treffen sie sich wieder, und der Erzähler empfindet es als die größte Strafe, sein ebenfalls alt gewordenes Gegenüber mit seiner Schuld leben zu lassen.

Ziemlich harter Tobak für Robbery, aber gerade die erste Minute hindurch finde ich schon, dass sie eigentlich ein guter Fit für diesen Song sein könnte. Ihre Stimme kann diesen Ausdruck, diesen misstrauischen, von Paranoia zerfressenen Unterton. Sie klingt beißend und distanziert, gerade mit dem minimalen, echoigen Synth und dem Jersey Drum-Kickpattern lässt sich das echt vielversprechend an. Vor einer Weile hatte sie ja auch schon einmal extrem gut einen Song von den Ärzten gecovert.

Aber irgendwo ab der Hälfte geht dem Track in meinen Augen leider ziemlich der Saft aus. Haiyti baut keine Spannungskurve auf, sie leiert einfach durch, da ist kein Schauspiel, keine Entwicklung. Der Beat, der alle acht Bars die Kicks an- und ausstellt, trägt leider auch nicht dazu bei, die ganze Darbietung mehr zum Leben zu erwecken. Es wirkt so in der Summe leider einfach ziemlich undercooked, da hätte noch etwas passieren müssen. Nach dem verheißungsvollen Anfang endet es, als hätte sie es einfach einmal runtergesungen und dann schon irgendwie für gut befunden. Da wäre mehr gegangen.

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