Brot und Spiele
The Weeknd ist allerdings nicht der einzige Musiker, der sich dieses Jahr auf dem Regiestuhl versuchte. Auch Travis Scott veröffentlichte parallel zu "Utopia" einen 70-minütigen Film, der am Release-Tag des Albums in Amerika in einigen Kinos zu sehen war. Nun teilte der Rapper das Projekt auch in Gänze auf seinem YouTube-Kanal. Entgegen vieler Erwartungen kommt "Circus Maximus" allerdings nicht als wirklicher Spielfilm daher, sondern als ein glorifiziertes Musikvideo.
Doch angesichts der Liste der Beteiligten fällt der Film selbst dafür eher ernüchternd aus. Nicht nur förderte das Indie-Label A24 den Film, Scott arbeitete dafür auch mit einigen der talentiertesten Köpfe der Filmindustrie zusammen. Unter anderem griffen dem Rapper Gaspar Noe, Nicolas Winding Refn und Harmony Korine bei der Bildgestaltung unter die Arme.
In der ersten zwanzig Minuten trägt das auch durchaus Früchte. Da wird ein etwas bedeutungsschwangeres Gespräch zwischen Rick Rubin und Travis Scott immer wieder von Musikvideos zu einigen der Songs auf "Utopia" unterbrochen, die mit teils wirklich wunderschönen und surrealen Bild-Tonkompostionen auftrumpfen. Besonders der von Refn gedreht Clip zu "Delresto (Echoes)" ist sehenswert.
Anschließend betritt Scott alleine ein mit Boxen und Verstärkern vollgepacktes Kolosseum und spielt für die verbleibenden fünfzig Minuten das ganze Album (auch die Tracks, die wir bereits hörten) ohne Publikum live. Das sieht schick aus, ermüdet aber auch schnell und fügt der Musik keinerlei Mehrwert hinzu. Es wirkt, als wäre Scott nach vier Songs das Budget ausgegangen, um dieses Konzept für das ganze Album durchzuziehen, weswegen er den Live-Auftritt hinten angehängte, um den Eintrittspreis von 25 Dollar zumindest auf dem Papier zu rechtfertigen.
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