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Null-Null-Fugee

Wie umfassend ich Pras Michel aus den Augen verloren habe, wurde mir erst klar, als ich dieser Tage im Spiegel las, Leonardo DiCaprio habe gegen ihn ausgesagt.

Upps? Was da los?

Der Versuch, diese zunächst einmal harmlos anmutende Frage zu klären, führte mich in einen vor Jahren schon angelegten und seitdem immer wieder aufgequirlten Nachrichtenmatsch, von dessen Existenz ich tatsächlich nicht den leisesten Schimmer hatte. Ich blick' zugegebenermaßen auch nicht so richtig durch: Das Fugees-Mitglied soll ein chinesischer Spion sein, erfahre ich im österreichischen Kurier, er könnte einer 22-jährigen Haftstrafe entgegenblicken.

Öh. Hä?

Pras Michel, das schreibt nun wieder der Spiegel, wird zum Beispiel beschuldigt, auf illegale Weise Einfluss auf die amerikanische Politik genommen zu haben. Angeblich hat er unerlaubterweise riesige Wahlkampfspenden vom zweifelhaften malaysischen Investor Jho Low entgegengenommen, weitergeleitet, außerdem ihre Herkunft verschleiert, denn: Ausländische Staatsbürger*innen dürfen sich in den US-amerikanischen Wahlkampf eigentlich gar nicht einmischen.

Die trotzdem geflossenen Summen soll Jho Low zuvor aus einem malaysischen Staatsfond geklaut haben. Mit dem unterschlagenen Geld habe er unter anderem seinen luxuriösen Lebensstil und diverse Filmproduktionen finanziert, daher die Verbindung zu DiCaprio. Jho Low wird neben Diebstahl und Veruntreuung Geldwäsche vorgeworfen, er ist inzwischen untergetaucht.

So weit, so (wahrscheinlich) gesetzeswidrig. Wie das aber Pras Michel zu einem Agenten Chinas (!?) machen soll, erschließt sich mir spontan nicht.

Ich habe also noch etliche andere, teils schon mehrere Jahre alte Artikel gelesen. Denen nach hat Pras sich unter anderem für die Auslieferung des chinesischen Geschäftsmanns Guo Wengui aus den USA nach China eingesetzt, sei dabei Verschwörungstheorien aufgesessen und soll diese verbreitet haben - aber, ehrlich: Ich steig' echt nicht durch. Was schreiben denn hochoffizielle Stellen?

Das Justizministerium der Vereinigten Staaten von Amerika hat in einer Presseerklärung immerhin explizit ausgeführt, wofür sich Pras Michel alles verantworten soll, darunter Verschwörung, Geldwäsche und Lobbyismus auf Geheiß und im Interesse der chinesischen Regierung, Zeugenmanipulation und Falschaussagen.

Uff, da kommt einiges zusammen, im Falle einer Verurteilung drohen über zwanzig Jahre Haft. Die Mühlen der amerikanischen Justiz mahlen offenbar aber extrem langsam: Obiges Statement des Justizministeriums stammt aus dem Juni 2021. Bis Pras Michel jetzt also tatsächlich vor Gericht steht, sind fast zwei Jahre vergangen.

Er plädiert übrigens auf nicht schuldig.

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Was kostet so ein Feature? Killt ChatGPT Rap? Was will Shirin David? Ist Pras Michel Chinas Agent? War Nina Chubas Hype Maßarbeit? R.I.P. Jah Shaka.

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