Moooment!
Okay, nein, ich war gedanklich schon weiter und wollte das hier als nicht-perfekte Umsetzung einer süßen Ideen einfach stehenlassen. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr geht mir auf den Sack, was Katja Krasavice da macht.
Ich sehe, dass sie ihre Statussymbole für das Video extra auf Regenbogen gefärbt hast. Ich weiß, dass Katja bi ist und das so durchaus auf sich selbst beziehen dürfte. Aber können wir ignorieren, wie abartig straight für eine gewollte Pride-Hymne dieses Video ist? Klar muss sie keine Frau küssen, um das Thema aufzuziehen, aber hätten wir nicht ein bisschen fitte Twinks oder ein bisschen mehr Fabolousness bekommen können? Zumindest ein bisschen mehr als "Autos auf einem Flughafen" und "Katja in einem Hotelzimmer"?
Ja, das Outfit ist süß und ich respektiere die Drag-i-ness ihres Looks. Aber davon abgesehen ist das Ganze in Aussage wie in Äshtethik abartig kapitalistisch, gleichzeitig aber auch völlig steril. Niemand in diesem Video hat Spaß, der Song macht keine Stimmung. Es ist einfach nur Katja, die ihre materialistische Erfolgsgeschichte erzählt, behängt mit ein paar Sparkle-Emojis.
Trotzdem wird er nie direkt oder ins Gesicht genug, um ihre teils konservative Fanbase auch nur ein bisschen zu verschrecken. Wir kennen Konservative, die regen sich sonst über alles und jeden auf. Über das hier, tho? Wer könnte überhaupt irgendeine Reaktion auf diesen kalkulierten, leblosen Bullshit haben? Es ist das musikalische Äquivalent dazu, dass Burger King dir deinen Whopper im Pride Month in ein Regenbogen-Papierchen wickelt. Performativer Aktivismus, der souverän nur dort auftaucht, wo wir wissen, dass er die Käuferschaft nicht verschreckt, und wir wissen ganz genau, dass Katja das nicht tun würde, rentierte es sich nicht.
Nein, I don't care. Das hier ist hassenswert auf allen Ebenen und scheitert nur insofern daran, Regenbogenkapitalismus zu sein, dass man glaubhaft in Frage stellen kann, ob das überhaupt das Attribut "Regenbogen" verdient. Ihre Fans in den Kommentaren scheinen schon kaum zu merken, dass das eine Queer-Anthem sein soll. Das platziert Katja in der Hackordnung der selbsternannten Gay Icons firm unter noch den übelsten Opfern dieser Gattung wie Meghan Trainor und Charlie Puth.
1 Kommentar mit 12 Antworten
Was bitte hat die Sexualität mit dem Verhältnis zu Geld zu tun?
Katja Krasavice ihr Engagement für die Queer Community abzusprechen, weil sie gleichzeitig Kapitalismus glorifiziert ist doch mindestens genau so unreflektiert, wie es ihr hier vorgeworfen wird zu sein.
Auch den Vorwurf, sie würde ihre konservative Fanbase nicht abschrecken, halte ich für sehr kurz gedacht. Ich begrüße es sehr, wenn sich Menschen aus dem aktuellen bestimmenden Meinungsdualismus befreien, der lediglich eine Spaltung der Gesellschaft fördert, aber niemandem das eigene Weltbild näher bringt.
Einer konservativen Hörerschafft hingegen das Thema Queer Feminismus näher zu bringen, ohne sie direkt abzuschrecken, ist ein erster Schritt dahin, dass diese Konservativen sich dem Thema tatsächlich öffnen.
Dieser Beitrag strotz meines Erachtens nur so vor klassistischen Annahmen davon, dass jede Person die sich für eine Sache einsetzt, gleichzeitig in allen anderen Bereichen ebenso engagiert sein muss. Ich halte ihn für überheblich, arrogant und unreflektiert.
Du bist hier ja auch auf laut.de, hier erwartet einen nichts anderes
Musst du als Dauergast natürlich wissen.
Zum Text: Komischer Vogel. Naiv bis trollig.
Ynks Schreibe natürlich auch.
"Einer konservativen Hörerschafft hingegen das Thema Queer Feminismus näher zu bringen, ohne sie direkt abzuschrecken, ist ein erster Schritt dahin, dass diese Konservativen sich dem Thema tatsächlich öffnen."
Das Problem ist halt, dass konservative Menschen in der Regel keine kleinen Kinder sind, denen man Ketchup auf ihr Gemüse packen muss, damit sie annähernd was Gesundes essen, sondern erwachsene Personen, die es eigentlich besser wissen sollten.
Und der "Meinungsdualismus", den du hier so kritisierst ist halt Folgender:
A. Wir akzeptieren LGBTQ+ und gestehen ihnen dieselben Rechte und Behandlung wie allen anderen zu.
oder
B. "Ja, irgendwie glauben wir, dass alles, was von der heterosexuellen Norm abweicht, eine psychische Störung ist, obwohl etliche Forscher seit Jahren schon das Gegenteil sagen und bewiesen haben. Die Homos können ruhig machen, was sie wollen, aber nicht hier, nicht vor allen Leuten und vor allem sollten die nicht heiraten oder Kinder großziehen. Die wollen ja auch nur ficken, weil es sowas wie Romantik nur unter Heteros gibt usw."
Da ist die Wahl meines Erachtens nach recht eindeutig. Klar, eine Annäherung an Konservative via Salami-Taktik mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, aber im Endeffekt bestätigt man sie dann doch in der in B beschriebenen Denke, die halt auf falschen Tatsachen basiert und darüber hinaus ausschließend und menschenfeindlich ist. Und ich habe bei meiner Strohmann-Aussage noch versucht, den Median aus Homophobie und naivem Unwissen zu konstruieren. Was ich in Kommentarspalten zu diesem Thema lesen darf ist in der Regel weitaus beunruhigender. Ganz zu schweigen von der Realität auf der Straße, wo queere Personen immer noch regelmäßig von den Konservativen angefeindet werden, die ja einfach "nur genervt sind, dass es in den Medien so präsent ist". Gibt etliche Videos, wo dieses Verhalten sehr gut dokumentiert wurde.
Das Problem ist halt, dass Kapitalismus in sich ein patriarchales Konstrukt ist. D.h. sich als feministische (auch noch queer-feministisch!) Ikone zu stilisieren und gleichzeitig den Kapitalismus zu preisen macht höchstens dann Sinn, wenn man Feminismus auf eine extrem individuelle, Sheryl Sandberg-artige Weise liest. Insofern kann ich Ynks Unbehagen schon gut nachvollziehn.
Finde es auch immer extrem drollig, wie zuverlässig Zeitgenossen von einer "Spaltung der Gesellschaft" erzählen, nur um im selben Post nix anderes als Abspaltung gegenüber ihren ausgewählten Menschengruppen zu betreiben.
»Das Problem ist halt, dass konservative Menschen in der Regel keine kleinen Kinder sind, denen man Ketchup auf ihr Gemüse packen muss, damit sie annähernd was Gesundes essen, sondern erwachsene Personen, die es eigentlich besser wissen sollten.«
Das ist eine klassistische Annahme, die davon ausgeht, dass wir alle gleichermaßen dazu ermächtigt sind Sachverhalte nachvollziehen und bewerten zu können. Weiterhin wird dabei außer Acht gelassen, dass vermeintliche logische Positionen lediglich eine etablierte Norm des dominierenden Teils der Gesellschaft sind.
An deinem Beispiel zum Meinungsdualismus lässt sich schön demonstrieren, warum dieser so gefährlich ist. Damit deine angeblich logische Schlussfolgerung aufgeht, müssen diverse Lebensrealitäten äußert acht gelassen werden. Denn dafür müsste gewährleistet sein, dass »A« auch inhaltlich auch korrekt ist, also das »alle Anderen« schon die Rechte besitzen, die für die LGBTQ+ Szene erkämnpft werden.
Allerdings wurde im allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, das die ratifizierung europäischer Richtlinien zur Gleichbehandlung darstellt, einige Diskriminierungsformen unter den Tisch fallen gelassen.
Bspw. die Gleichbehandlung unabhängig der sozialen Herkunft, die in der EU Charta der Menschenrechte zwar explizit erwähnt wird, in Deutschland aber bewusst gestrichen wurde.
Daraus resultierte auch ein unterschiedliches Gesellschaftliches Engagement für verschiedene Diskriminierungsformen, bei dem das Engagement gegen Klassismus entsprechend vernachlässigt wird.
Somit gibt es eben eine sehr große Masse an klassistisch diskriminierten Menschen, die nicht nachvollziehen können, weshalb andere marginalisierte Gruppen diesen großen gesellschaftlichen Zuspruch und Rücken erhalten, während sie selbst jeden Tag diskriminiert werden dürfen.
Wenn diese Erfahrung dann auf Lebensumstände trifft, die keine Bildung oder positive Statuserfahrungen zulassen, dann entlädt sich dieser Frust eben in Hass gegen über jenen, die den Rückhalt bekommen, den man sich selbst wünscht.
Nun kann man diesen Menschen vorwerfen, dass sie ja besser4 damit umgehen könnten, es ist aber eben ein e sehr primitive und klassistische Perspektive einzufordern, dass alle Menschen die gleichen Voraussetzungen zu dieser „Vernunft“ hätten. Die Überheblichkeit jener die aus einer privilegierten Position heraus diese Vernunft jedoch einfordern, treiben die Spaltung weiter voran.
Helfen würde eben auch, sich von diesem sehr simplen Meinungsdualismus zu entfernen und anstatt Menschen in A und B einzuteilen, ihnen zuzuhören und zu begreifen, dass es eben noch eine ganze Menge zwischen A und B gibt.
PS: Brauche keine Warnungen zum laut.de Forum, bin seit einem Jahrzehnt stiller Mitleser und weiß um das Niveau dieses Springermediums und seiner Miteglieder*innen bescheid.
Aber ich bringe Bildung gerne an Orte, an denen sie am meisten benötigt wird
ich denke auch feministmus und kapitalismus passen nicht weil frauen können trafic mit geld nicht so gut kaufen immer schuhe aber brüder kaufen lieber etf und bitcoin
@goldener-HuSo
Dem stimme ich zu absolut zu. Die Kritik des Autors bezog sich jedoch auf eine Person die eventuell (noch) nicht dazu ermächtigt ist diesen Zusammenhang zu begreifen und setzt damit einen (nämlich seinen) Bildungsstand als Legitimität für eine Meinungsäußerung voraus.
Sich auf theoretischer Ebene mit der Frage zu beschäftigen wie wirksam ein Feminismus ist, der gleichzeitig den Kapitalismus glorifiziert, hätte ich sehr befürwortet.
Die Absprache der Legitimation sich für etwas einzusetzen, ohne alles mitzudenken, was der Autor mitdenken würde, halte ich jedoch für zutiefst klassistisch!
@birdy: Erstmal Zustimmung zu Deinen Ausführungen zum AGG. Dieses Gesetz ist noch recht lückenhaft und darüberhinaus in seiner Anwendung ein äußerst stumpfes Schwert. In der falschen Umgebung bleibt einer betroffenen Person auch mit AGG im Zweifel nur der Weg einer zivilrechtlichen Klage mit all den Schwierigkeiten, die damit zusammenhängen.
Auch Deinem Punkt, dass Klassismus in Deutschland die wohl am wenigesten beachtete Diskriminerungsform ist, stimme ich absolut zu. Und gerade im Kulturbetrieb ist es enorm schwierig, diese in Angriff zu nehmen, dass kenne ich aus eigener beruflicher Praxis.
Wir war nicht bekannt, dass der Aspekt der sozialen Herkunft in Deutschland bewusst gestrichen wurde. Wenn Du da spontan einen Link zu dem Thema hast, würde ich mich freuen.
Aber: woran du in Ynks Kritik machst Du diesen Klassismus fest? Den kann ich in keiner Zeile finden. Seine Kritik bezieht sich, so wie ich sie lese, auf drei Punkte:
1. Der Song ist brunzlangweilig
2. Katja spricht in ihrem Verse das Thema nicht an sondern erzählt zum drölften mal ihre Tellerwäscher:in -> Millionär:in Story
3. Die Gestaltung des Videos ist standartmäßiges materialistisches Geflexe und dazu noch ziemlich hetero.
Und die Punkte erscheinen mir doch alle sehr valid. Und keiner davon bezieht sich auf Katjas Bildungsstandart.
Und gerade was ihre Strophe angeht, muss ich sagen: ja, das finde ich schon ganz schön eklig, irgendwie. Denn bei aller Mühe lässt sich für mich da kein Bezug zu einer queeren Thematik konstruieren. Ja okay, sie definiert sich als bi (sagt sie aber auch nix von in der Strophe, btw) aber ihre ästhetische Präsentation ihrer Bisexualität hat nun wiklich nichts mit queerness zu tun. Das ist halt die Ästhetik für den PornHub-Dude, der auch mal ganz geil findet, wenn sich zwei Ollen lecken. Und das ist ja nun kein Hindernis auf dem Weg zum Erfolg für sie, sondern schlicht Teil ihres Markenkerns. Wo ist da also der Bezug?
Der Krempel, den Katja da veranstaltet, ist genau der Grund, warum queer-Aktivist:innen inzwischen mit post-queer-theory herumhantieren. Weil der Kapitalismus halt Kapitalismus-Dinge tut. Eine Strömung nehmen, schlachten, auffressen und möglichst gewinnbringend wieder ausscheißen.
Und da arbeitet sie halt kräftig mit.
Und das kann man auch ohne Klassismus mal kritisieren.
"Das ist eine klassistische Annahme, die davon ausgeht, dass wir alle gleichermaßen dazu ermächtigt sind Sachverhalte nachvollziehen und bewerten zu können. Weiterhin wird dabei außer Acht gelassen, dass vermeintliche logische Positionen lediglich eine etablierte Norm des dominierenden Teils der Gesellschaft sind."
Selbst wenn das eine klassistische Annahme wäre, ist deine Gegenmaßnahme für niemanden hilfreich. Weil das, was du vorschlägst, ist eine Annäherung an hochgradig menschenfeindlichen Ansichten. Da gibt es einfach keinen Weg hin. Das ist im Übrigen eine Frage, die ich mir ständig stelle, bei Leuten, die eine Annäherung an Konservative fordern: Also wie soll das genau aussehen? Soll man jetzt für AfD-Wähler einen Kompromiss schließen, der vorsieht, dass man nicht alle Ausländer abschiebt, sondern nur einen Teil? Soll man den Holocaust ein bisschen leugnen dürfen, nur damit dümmere oder gesellschaftlich schlechter dastehende Menschen glücklicher sind? Außerdem sind das keine logischen Positionen, sondern Menschenrechte.
"An deinem Beispiel zum Meinungsdualismus lässt sich schön demonstrieren, warum dieser so gefährlich ist. Damit deine angeblich logische Schlussfolgerung aufgeht, müssen diverse Lebensrealitäten äußert acht gelassen werden."
Was für Lebensrealitäten werden außer Acht gelassen, wenn man um die Rechte von LGBTQ kämpft? Hä? Und insgesamt sind deine Ausführungen einfach nur ein sehr elaborierter Whataboutismus.
"Somit gibt es eben eine sehr große Masse an klassistisch diskriminierten Menschen, die nicht nachvollziehen können, weshalb andere marginalisierte Gruppen diesen großen gesellschaftlichen Zuspruch und Rücken erhalten, während sie selbst jeden Tag diskriminiert werden dürfen."
Hä? Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Natürlich gibt es etliche andere marginalisierte Gruppen, aber um die geht es hier erstmal im Speziellen nicht. Natürlich ist Armut kacke und hat eine systematische Komponente, aber hier geht es mit LGBTQ+ um eine Personengruppe, gegen die immer noch seit Jahren gehetzt wird und wo Staaten drauf und dran sind spezielle Gesetze zu ihrem eigenen Nachteil zu fordern, während Teile der hiesigen Öffentlichkeit sie immer noch als minderwertig betrachten.
"Helfen würde eben auch, sich von diesem sehr simplen Meinungsdualismus zu entfernen und anstatt Menschen in A und B einzuteilen, ihnen zuzuhören und zu begreifen, dass es eben noch eine ganze Menge zwischen A und B gibt."
Bruh, ich habe genug mit Homophobie, Rassismus und Menschenfeindlichkeit zutun gehabt, um zu wissen, dass es keine Grauzonen der Feindseligkeit gibt. Es gibt nur Leute, die sie offen ausleben und Menschen, die sie zulassen. Ich war selber mal in der naiven Position zu glauben, Menschen mit zentristischen Ansichten belehren zu können, da fühlt man sich natürlich überlegen, wenn man alle für gleichermaßen dumm hält. Aber irgendwann begreift man, dass es wirklich Dinge gibt, die einfach nur schlecht sind und eigentlich alle dagegen vorgehen sollten.
Da ich gerade mehrere Hausarbeiten schreiben muss, kann ich darauf leider nicht so antworten, wie es das geschriebene eigentlich dringend braucht.
Ich würde an dieser stelle auf die Themenhefte „Rechtsextremismus“ und „Deradikalisierung“ verweisen, die dieses Thema wissenschaftlich aufgearbeitet haben.
Die Eindimensionalität mit der diese Thematik gesellschaftlich behandelt wird ist eine große Gefahr für die Demokratie. Ich versuche verzweifelt einen Weg zu finden, wie wissenschaftliche Diskurse auch populistisch geführt werden können.
Selbst nachdem die AfD in den letzten Jahren immer stärker wurde, kommt niemand auf die Idee, dass der bisherige Umgang offensichtlich keine produktive Wirkung hat.
Das war alles absehbar, da wissenschaftlich nachvollziehbar (siehe Themenhefte).
Wenn nicht bald ein Umdenken stattfindet, wird das Land wohl gespalten werden, wie lange nicht mehr und der Rechtspopulismus wird wieder politische Wirkungsmacht haben.
Ich bin zeitbedingt leider erstmal raus
✌️