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Glückliche Hunde

Die Kollegen von der Juice, zum Beispiel, die leben im Eierkuchenparadies. Im Vorwort des aktuellen Hefts erklären sie jedenfalls wortreich, was ihnen offensichtlich selbst erklärungsbedürftig vorkommt: Warum nämlich gerade einmal ein einziges (!) der (ohnehin wieder erbärmlich wenigen) besprochenen Alben mit einer Wertung unter vier Kronen davon kommt. Ja, Mensch! Die Qualität ist halt so hoch. Schlechte Alben gibts kaum noch.

Komisch. Bei uns schwappen immer noch jede Menge mittelprächtige bis grottenbeschissene Rapalben rein. Aktueller Fall: Silla, dessen "Es War Einmal In Südberlin" ich nur deswegen noch nicht zuende besprochen habe, weil ich immerfort drüber einschlafe.

Die glücklichen Hunde bei der Juice haben dieses Problem offensichtlich nicht. Im raren Fall, dass doch einmal ein nicht ganz so supidupi gelungenes Album dabei sein sollte, lassen sie es dort, so verstehe ich jedenfalls ihr Editorial, dezent unter den Tisch fallen. Gibt ja genug anderes, das man loben kann.

So erspart man sich natürlich manche zermürbende Diskussion. Mit beleidigten Fans ("Ihr habt die Platte doch gar nicht richtig gehört!"), mit verschnupften Anzeigenkunden ("Was fällt euch ein, diese Platte mit zwei Punkten abzuwatschen, wo wir eine sackteure Werbekampagne bei euch geschaltet haben!!"), mit eingeschnappten Künstlern ("Euch geb' ich kein Interview. Ihr wart gemein zu mir!!!"). Verstehe, verstehe.

Wenn es jetzt schon ganz unverschleiert so läuft, dass "Kritik" zum Synonym für "Lob" wird, kann ich auch gleich die Werbe-Zettelchen der Plattenfirma studieren. Die tun wenigstens nicht so, als seien sie etwas anderes als Promo.

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