Dauerwerbesendung
Aber, halt, nicht schon wieder ablenken lassen. Eigentlich sagte ich gerade "Spirituosen-Dauerwerbesendung" ... and here we go:
Ganz ehrlich: Egal, wie interessant das Gespräch sein mag - wenn es um ein Genre mit einer dermaßen jungen Zielgruppe wie Hip Hop und dann noch um jugendliche Social Media-Themen wie TikTok geht, find' ich so ein aggressives Hochprozentigen-Branding schon mindestens fragwürdig. Glaube kaum, dass die dezent am unteren linken Bildrand versteckte Bitte, man möge den Beitrag nur mit volljährigen Personen teilen, irgendeine/n Minderjährige/n abschreckt ... aber, seis drum, ich bin ja auch nicht die Abstinenzbeauftragte der Nation. Ich lehn' mich trotzdem gut gelaunt aus dem Fenster und vermute, dass da eine ambitionierte Agentur Havana Club Maßnahmen nahegelegt hat, um in der Außenwahrnehmung stärker mit Hip Hop verquickt dazustehen ... Platz 41 in einem entsprechenden Ranking reicht wohl noch nicht, um sich effektiv an die Rap-affine (und eben junge) Zielgruppe ranzuwanzen.
Abgesehen von dem unangenehmen aufdringlichen Shoppingkanal-Setting: Bisschen Moderation wäre doch sehr schön gewesen. Dann hätten vielleicht nicht KEZ gefühlt 75 und Marvin Game 20 Prozent der Redezeit bestritten, und die (weit interessanteren) übrigen Teilnehmer*innen der Runde hätten die restlichen fünf nicht untereinander aufteilen müssen. Okay, bei der massiv überspannt rüberkommenden Aisha Vibes find' ich das jetzt nicht ganz so schade, aber von den angenehm unaufgeregten Megaloh und Abija hätte ich gerne mehr gehört.
Sehriban Cirik sagte in eineinhalb Stunden nicht viel mehr als einmal "Wir kommen langsam zum Ende". Kein Wunder, dass der früher abrauschende Marvin Game offenbar vergessen hatte, dass diese Runde eigentlich zwei Hosts hatte. Stoffelig wirkte trotzdem, dass er sich zwar von Toxik mit Handschlag und Schulterklopfen verabschiedete, dessen Kollegin aber keines Blickes würdigte.
Tja. Ansonsten sprach, wie gesagt, im Wesentlichen KEZ über die Vor- und Nachteile von Instagram, TikTok, Majordeals, Independent-Strukturen, Musik als Haupt- und Nebenberuf ... und er zog historische Parallelen: "Stell' dir vor, du hättest damals Picasso oder Michelangelo gesagt: 'Du musst alle zwei Wochen ein Bild machen und das darf nur drei Farben haben', hätten wir dann jetzt eine Mona Lisa? Nein." Oha, mutig! Von Kunstgeschichte weiß ich zwar nicht besonders viel, aber war nicht gerade die Mona Lisa eine Auftragsarbeit eines stickreichen Florentiner Händlers, der seine Gattin porträtieren ließ? Also genau das, was KEZ da (ich nehme zumindest an, dass er das meint) als problematisch hinzustellen versucht: Kunst, um damit Kohle zu machen?
1 Kommentar
Ich hoffe einfach das es keine Erwachsenen gibt die so was unironisch gucken. Und das die Jugendliche Zielgruppe von Tiktok die Aufmerksamkeitsspanne hat ein so langes Video ÜBER Tiktok zu schauen kann ich mir nicht vorstellen. Ich denke von dieser Werbung geht keine Gefahr aus. Außerdem berauscht sich die Jugend nur noch an Hustensaft und Eistee.