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Ahoi!

Filmreifen Stoff hätte wahrscheinlich auch MoneyBoy zu erzählen. Zumindest erinnert der sich an einen Messerangriff, dem er vor zehn Jahren auf der Hamburger Reeperbahn zum Opfer fiel. "Fast wie im Movie" sei es gewesen, als es jemand "mit einem Knife", den er nur "ganz leicht im Eye" wahrgenommen habe, auf seine "nice shiny Uhr" abgesehen hatte. Die volle Story gibts im Edel-Talk, hier entlang. "Es war ein Pain."

Ich nutze den Aufhänger schamlos als Überleitung, um kurz meine jährlich wiederkehrende Begeisterung fürs Reeperbahn Festival kundzutun, das mich gerade erst wieder völlig erledigt ausgespuckt hat. Es wird jedes Jahr anstrengender, man ist einfach keine zwanzig mehr (und eben auch keine vierzig). Trotzdem: Die Dichte an zauberhaften Wesen dort ist einfach extrem hoch. Weil es aber außer um Bier und die Weltrevolution noch immer um Musik geht, hier meine diesjährigen Highlights im Schnelldurchlauf:

  • Bob Vylan

... hätte ich LIEBEND gerne gesehen, weil ich absolut überzeugt davon bin, dass die live jede Hütte abreißen. Am Tag des Auftritts war der Gig aber plötzlich aus dem Programm verschwunden, niemand weiß, warum. Ich hörte irgendwas von verpassten Fliegern munkeln. Erscheint mir glaubwürdig.

  • K.I.Z.

Tja, dumm, dass ich mich NICHT um ein Einlassbändchen für K.I.Z. gekümmert habe (weil ich zur gleichen Zeit ja Bob Vylan sehen wollte, aaaarrrgh!). Wär' ich da mal hingegangen, das sah schon gut aus. Gibts ja aber zum Glück professionell dokumentiert, bitteschön:

  • Finna

Ich möchte offiziell und öffentlich Abbitte leisten für alle Abfälligkeiten, die mir eventuell irgendwann irgendwo bezüglich Finna entschlüpft sind. Diese Frau ist live so unfassbar viel besser, als ich sie je auf irgendeiner Konserve gehört habe. Spontan eingesprungen für die krankheitsbedingt ferngebliebene Bush.ida, stand Finna ganz alleine auf der Clubbühne im Moondoo, die Nerven muss eine ja auch erst einmal haben, und trotzte nicht nur allen technischen Holprigkeiten, sondern versprühte Energie und Sweetness in einem Ausmaß, das ich NIE für möglich gehalten hätte. Ich bin bekehrt. Sorry für das beschissene Foto. Es war dunkel und schon der vierte Tag.

  • Wa22ermann

Von Wa22ermann, die direkt nach Finna auftrat, hätte ich mir eigentlich wesentlich mehr versprochen. Nicht nur ich offenbar, der Laden war urplötzlich gestopft voll. Was beim Soundcheck noch echt gut klang, versumpfte beim eigentlichen Auftritt dann leider in erbärmlich breiigem Mumpf, in dem die Vocals kaum noch auszumachen waren. Schade, schade. Halte sie tatsächlich für eine der interessantesten Frauen im aktuellen Rapgeschehen. Bild ist noch schlechter, passt aber zum Sound:

  • Chinchilla

Völlig ungeplant hab' ich auf dem Spielbudenplatz ein halbes Set von Chinchilla mitbekommen. Unbedingt auschecken, die Frau war fantastisch. Kein Wunder, macht die sonst große Hallen voll:

  • Poulish Kid

'Ne Nummer kleiner? Okay, geht auch: Irgendwas zwischen Indie und Elektro macht Poulish Kid aus Leipzig. Ist zwar nicht ganz mein musikalischer Tanzbereich, ich hab' mir das trotzdem angeschaut, um zu verifizieren, ob der wirklich so sympathisch ist, wie er mir jüngst im Interview erschien. Ja. Isser, und seine beiden Bandkollegen auch.

  • Clueso

Zu Clueso fällt mir nicht viel mehr ein, als dass er eben ein echt netter Mensch zu sein scheint. Weil das Festival ja auch einen Konferenzteil hat, und ich immer pflichtschuldig das Gefühl, mich da auch irgendwo sehen lassen zu müssen, hab' ich mir seinen Vortrag zum Thema "Durchhalten" angeschaut. Ähem ... ja. Das war ... "nett". Man erfuhr so unerwartete Dinge, wie dass, wer Erfolg haben wolle, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein müsse, eine gute Idee brauche, fleißig arbeiten und sich mit den richtigen Leuten umgeben müsse. Ach. Insbesondere das Ding mit den richtigen Leuten illustrierte er auch gleich: Mit ihm auf der Bühne saßen sein Manager und die Moderatorin, die ebenfalls von diesem Manager vertreten wird. Befreundet sind sie auch alle. Ist ja schön. Bleibt trotzdem ein Inzestbusiness.

  • International Music Journalism Awards

... und natürlich wurden auch in diesem Jahr wieder die International Music Journalism Awards vergeben, ein Preis, bei dem ich seit seiner Einrichtung die Ehre und das Riesenvergnügen habe, zusammen mit ganz, ganz großartigen Menschen in der Jury sitzen zu dürfen. Ich versichere: Wir haben würdige Preisträger*innen gepickt. Solche, die einem das Gefühl geben, dass Musikjournalismus noch lange nicht so am Arsch ist, wie es manchmal scheint. Ich empfehle euch dringend die Gewinnerbeiträge, aber auch alle anderen auf den Shortlists, wenn ihr mal was richtig Gutes lesen, hören oder anschauen wollt.

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