Seite 14 von 23

Still Alman

Ja. Ich will außerdem noch einmal über diesen "Alman"-Song reden. Irgendwie lässt mich das Thema nicht los.

Dani hat den letzte Woche ja schon vor die Flinte genommen, und ich nehme jedes Argument dafür hin, dass damit eigentlich alles gesagt ist. Mag sein, dass er es früher wirklich am Block schwer damit hatte, ein Deutscher zu sein. Aber Nationalstolz einfordern ergibt trotzdem keinen Sinn und ist weiterhin ein komisches Konzept. Der Hiphop.de-Artikel, der argumentiert, sowas wollen "wir" in "unserer" linken Hip Hop-Kultur nicht haben, war aber ebenso ein bisschen Panne. So, Diskussion abgeschlossen, kann man abhaken.

Kann man?

Hach, ich weiß ja nicht. Ich habe irgendwie das Bedürfnis, die ganze Situation weiter auszutarieren, obwohl ich weder ein konkretes Ziel habe noch mit einer der beiden Seiten wirklich sympathisiere. Zum einen finde ich Cashmos ganze Ästhetik hier komplett zum Kotzen. Das ist so klischeehaft, wie er die zensierten Deutschen ins Video stellt und dann vom stolzen Deutschsein rappt. Aber genauso wenig gibt mir die darauffolgende Antwort, die argumentiert, derartige Musik würde seinen Kommentarbereich zu einem Rechtsrock-Äquivalent machen. Ich habe die Kommentare ziemlich lange durchforstet, und bin mir da nicht so sicher.

Klar, es gab Schießbudenfiguren, die sofort die Klan-Roben aus dem Schrank und die Chris Ares-Empfehlungen aus dem Keller geholt haben. Aber ehrlicherweise: Das war eine Minderheit. Wenn es einen dominanten Tenor gab, dann eigentlich vor allem den von Leuten, die selbst ausländische Wurzeln haben und den Song gut fanden. Darüber musste ich eine Weile nachdenken, weil ich das Gefühl habe, dass sich hier ein Disconnect zeigt zwischen dem selbstverständlich linken Hip Hop, den der Artikel uns verkaufen will, und der Hörerschaft, die dieser Song anzieht.

Ich werde jetzt ein bisschen verallgemeinern (sorry dafür), wenn ich die durchschnittliche Cashmo-Hörerschaft zusammenfasse: Ich nehme an, dass wir es vor allem mit Dudes um die Zwanzig zu tun haben, die vielleicht eher eine Ausbildung als ein Studium gemacht haben, die an den Orten leben, die Cashmo beschreibt, die mit Hip Hop aufgewachsen sind und von Urdeutsch bis sonstwie migrantisch alles bedienen. Klassisches Hip Hop-Publikum, also. So sehr ich jeden Beißreflex gegen Cashmos Song verstehe, scheint bei denen (nicht nur unter den Deutschen) gut anzukommen, was für ein Gespräch Cashmo da lostritt.

Seite 14 von 23

Weiterlesen

Noch keine Kommentare