Joost Klein - Europapa (Niederlande)
Der gehört dieses Jahr nämlich unseren benachbarten Käse-Connaisseuren aus den Niederlanden. Den meisten dürfte Joost Klein ein Begriff sein, da er zusammen mit Ski Aggu das Höllentor des aktuellen Rave-Revivals meilenweit aufstieß. Doch selbst auf dem kollektiven musikalischen Schleudertrauma, das sich "Friesenjung" nennt, nahm Klein mit Abstand den besten Part ein. Nicht nur war er die treibende Kraft hinter der Konzeption des Songs, dem Niederländer ging diese gesamte Ästhetik einfach viel natürlicher von der Hand als dem Berliner Atzen mit der Skibrille auf dem Kopf.
"Europapa" wirkt wie eine konsequente, für den ESC maßgeschneiderte Weiterentwicklung davon. Klein sieht nicht nur so aus, als hätte man die Quintessenz von Eurodance in Frankensteins Labor zu einem Person herangezüchtet, er schafft es auch, die Ergebnisse dieses Experiments auf seine Musik zu übertragen. Besser als dieser Song wird das Genre in diesem Jahrzehnt nicht mehr. Die Hook wurmt sich schon nach einer Wiederholung so gnadenlos ins Hirn, dass man sie höchstens mit einer Lobotomie wieder los wird. Die Strophen klingen wunderbar bekloppt, und Klein verkauft alles davon mit Energie, als fände in seinem Kopf jeden Tag ein eigener Eurovision statt.
Der Song könnte folgerichtig auch kein besseres Finale haben als die New Kids, die zum Dance-Break überleiten, wo DJ Paul Elstak seine Hardstyle-Kickdrum anschmeißen darf. Nur damit einem Klein im Outro den Dancefloor unter den Füßen wegzieht, um im vielleicht emotionalsten Moment des ganzen Wettbewerbs einen Tribut an seinen verstorbenen Vater zum Besten zu geben. Wie das Song im referenzierte "Papaoutai" arbeitet auch Klein seinen Schmerz mit einem gleichermaßen unwiderstehlichen wie auch bewegenden Rave-Exorzismus auf, der alle Reize dieses Wettbewerbs in knackigen drei Minuten verpackt und nebenbei noch für den Zusammenhalt Europas plädiert. 12 points across the board.
Wertung 5/5
Buchmacher-Ranking: 5
Prognose: 3. Platz
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