Swans - "Coward"
Das gesamte Frühwerk von Swans ist prall gefüllt mit Momenten, in denen sich einem die Nackenhaare aufstellen. Michael Gira war in seinen jungen Jahren nicht nur ein misantrophisches Arschlosch mit akustischer Tollwut, er war auch ein absolutes Monster im Studio. Bis heute hallen seine destruktiven Schreie in meinen Alpträumen nach und zerren an meinem Verstand.
Auf die absolute Spitze trieb das experimentelle Quartett seinen auditiven Horror aber während seiner berüchtigten Live-Performances. Swans wären nicht Swans, wenn sie die ohrenbetäubendste, ekelhafteste und im Grunde unhörbarste davon nicht auf CD verewigt hätten. "Public Castration Is A Good Idea" legt Zeugnis ab von einem Konzert, das Zuschauer wahrscheinlich mit körperlichen und psychischen Schäden zurückließ, und Michael Giras Darbietung von "Coward" bildet das blutverkrustete, pechschwarze Kernstück.
Die Aufnahme ist bisweilen so laut, dass meine Boxen übersteuern, dürfte aber nicht annähernd widerspiegeln, wie ohrenbetäubend diese musikalische Läuterung vor Ort gewesen sein muss. Gira klingt wie ein in die Enge getriebenes Tier, das sich langsam, aber bestimmt seinen Weg aus der Hölle freikämpft und dabei misanthropische Mantras wiederholt, bis es seinen Verstand verliert. Dieser Song kriecht mit der Intensität eines Presslufthammers in die Ohrmuschel, bis er sich irgendwann in Form tosender Kopfschmerzen im Gehirn manifestiert. Viel weniger Spaß kann Musik kaum machen.
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