Seite 1 von 15

Platz 15: "Grönemeyer", 1979

"Grönemeyer". Nie gehört? Tja, das wäre Herbert wohl auch recht so. Sein gleichnamiges Debütalbum erscheint 1979 – und abgesehen von einer Nachpressung 1989 wars das dann auch. Keine Neuauflagen mehr, sein Streaming-Katalog beginnt heute ganz anachronistisch mit "Zwo" von 1980. Ja, kann es denn so schlimm sein?

Das vergessene Debüt mag zwar musikalisch nicht gleich den siebten Ring der Hölle öffnen, denn selbst dafür ist es zu obskur und allen voran ziellos. Denn genau so schüchtern und unsicher wie Grönemeyer uns auf dem Albumcover entgegenlächelt, setzen Produzent Horst-Herbert Krause (Howard Carpendale, Roland Kaiser, Jürgen Drews) und Schlagerautor Jürgen Triebel (Roy Black, Vicky Leandros) den bei Aufnahmestart 21-Jährigen musikalisch in Szene: Als ungeformte, willenlose Produktionsmasse, die ihren Platz in der deutschen Hitparade finden oder auch nicht finden wird.

Wirklich unterirdisch ist an der schlageresk beschwingten Mixtur aus Songwriter-, Disco-, Funk- und Flöten-Elementen erst einmal nichts. Schon der Opener aus der Feder von Jazzposaunist Bernt Laukamp ist ein solides Stück Musik, dem es aber ebenso wenig wie den folgenden Nummern gelingt, einen roten Faden durchs Album zu legen. Bei einigen Tracks könnten Texte und Musik womöglich als stets bemühte Udo Jürgens-Persiflage durchgehen, auch wenn "Der Fremde" eher ungesunde Erinnerungen an einen mexikanischen Puppenspieler weckt. Dank des dezent übermotivierten Bassmanns Dave King (spielte u.a. für Klaus Doldinger) klingt "Grönemeyer" an guten Tagen vielleicht noch wie eine 36-minütige Version von "Mambo" – bloß ohne Ohrwurmmelodie und Augenzwinkern.

Umso größer die Überraschung, als Grönemeyer im von ihm mitkomponierten Schlusstrack plötzlich ein paar spätere Trademarks einstreut: "Mein Konzert" lässt ihn kurz aufblitzen, den halb singenden, halb Textfetzen nuschelnden Schwerenöter, welcher der Nation Jahre später mit genau dieser Art Klavierballaden die Träne aus dem Knopfloch locken sollte. Ein guter Weg, sich vom kunterbunten Schmierentheater des Cover-Artworks zu verabschieden – so neidisch ein Heintje auf die Frisur wohl auch gewesen wäre.

Anspieltipp:

"Mein Konzert"

"Interessant":

"Pompeji" (Krause: "Wir wollten einen Song wie 'Music' von John Miles schreiben.")

Trotzdem kaufen?

"Grönemeyer"*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!

Seite 1 von 15

Weiterlesen

Noch keine Kommentare