Platz 55: Blumfeld - "L'Etat Et Moi" (1994)
Hamburg, 1994. Blumfelds zweites Album nach der "Ich-Maschine" wirft schon Fragen auf - da hatte man sich noch nicht einmal dem Klanginhalt gewidmet. Das Cover verweist auf "50.000.000 Elvis Fans Can't Be Wrong", das neunte Studioalbum des King. Dazu in Großbuchstaben bedeutungsschwanger: "L'ETAT ET MOI". Der Staat und ich. Aber auch: Der Zustand und ich.
Jochen Distelmeyers Erzähler liegt nun auf der Streckbank und findet sich wieder in einem Dilemma. Als politisches Wesen entkommt der Mensch nicht seiner Gesellschaft. Genausowenig kann er vor sich selbst fliehen. Er wird eingeholt von Gefühlen, die sein inneres Gleichgewicht ausmachen. Die Ärmel werden hochgekrempelt und "irgendwie gehts dann doch raus aus den vier Wänden". Schließlich will "L'Etat Et Moi" keine reine Stubenhocker- und Kopfzerbrecher-Platte sein. Tanzen und Denken schließen sich in den Neunzigern nicht aus, wie "Ich - Wie Es Wirklich War" beweist.
Mit diesen Songs kommt bereits die leise Vorahnung auf, dass Blumfeld eine Gruppe für die deutsche Allgemeinheit werden würde. Dies bestätigt sich 1998 auf dem Nachfolger "Old Nobody", wo uns Distelmeyer Honig in die Ohren träufelt.
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