Keine Kritik an China
Sprechen wir doch gleich am Anfang über ein ernstes Thema, bevor wir uns in heitere Musik stürzen. Eine der größten Abnehmernationen für koreanischen Pop ist und bleibt China, weswegen viele Gruppen seit der zweiten Generation des Genres sich Mitglieder aus dem Reich der Mitte ins Team holen. Dass die dann aber politisch wie sozial an einige Restriktionen gebunden sind, macht den ohnehin nicht sehr kontroversen K-Pop manchmal zum Eierschalentanz. So geschehen hier:
Lay von EXO ist eins der chinesischen Members, die ihrerzeit den China-Subunit EXO-M gestellt haben. Auch, wenn der Mann schon eine ganze Weile nicht mehr mit der Gruppe aktiv ist, gilt er dennoch als ein offizielles Mitglied. Ob man das nicht langsam überdenken sollte, gibt dieser neue Vorfall zu erwägen: Nachdem Calvin Klein und Converse sich gegen Zwangsarbeits-Bedingungen in China aussprachen, kündigte Lay alle seine Markenbotschafter-Rollen mit ebenjenen auf.
Ob und inwiefern er dabei eine Wahl hatte, steht zwar in den Sternen, aber dennoch erscheint es ordentlich absurd, auf sehr valide Hinweise auf sehr valide Missstände so zu reagieren. So viel legitime ethische Kritik hat die Label-Kultur im K-Pop schon verdient.
Dass die übrigens anschlägt, sieht man indes in den Kommentaren. Dort relativieren EXO-Stans mit hanebüchenen Vergleichen und Parallelen das China-Regime. Man möchte sie in den Arm nehmen und bitten, das nicht zu tun. Vielleicht ist das eine der nervigsten Angewohnheiten, die K-Pop-Stans anderen lästigen Fandoms voraus haben: Sie stürzen sich sehr bereitwillig in Themen, von denen sie offensichtlich keine Ahnung haben, solange sie glauben, sie können ihre Idols gut dastehen lassen. Heißt: Man kann schon einmal ein paar der unmenschlichsten Ausbeutungsverhältnisse der Welt und einen Genozid in Schutz nehmen, solange das die eigene Gruppe von schlechter Presse abschirmt.
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