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"Blauer Hibiskus" vs. "Mama, You Can Bet"

Das Buch: Chimamanda Ngozi Adichie - "Blauer Hibiskus"
Das Album: Jyoti - "Mama, You Can Bet"

Warum passt es?

So wenig ich über kontemporären Jazz und nigerianische Kultur weiß, habe ich doch das Gefühl, dass Jyoti und Chimamanda Adichie eine sehr ähnliche Attitüde präsentierten. "Blauer Hibiskus" ist ein Roman über das Aufwachsen in einer afrikanischen Jetztzeit, die vor allem politische Instabilität und dysfunktional adaptierte christliche Werte prägen. Anstatt aber in große Wehmuts-Erzählungen zu verfallen, beschäftigt sich einiges am Roman mit der pragmatischen Perspektive der Protagonistin, das Beste daraus zu machen. Der Blick richtet sich auf die wunderbar detailliert beschriebenen Beziehungen zur Mutter, zu Verwandten, Cousinen und Cousins und zur ganzen Gesellschaft. Das Buch zeichnet sehr viel aktive Solidarität, sehr viel Empathie, ein über jeden Schmerz erhabenes "Mama, you can bet!" - genau, wie das Jazz-Projekt der renommierten L.A.-Musikerin.

Leseprobe:

Während wir nach Hause fuhren, dachte ich an die Frau, die im Dreck gelegen hatte. Ihr Gesicht hatte ich nicht gesehen, aber ich spürte, dass ich sie kannte, dass ich sie schon immer gekannt hatte. Ich wünschte, ich hätte zu ihr hinübergehen und ihr aufhelfen und den roten Schlamm von ihrem Kleid wischen können.

Auch am Montag, als Papa mich in die Schule fuhr, dachte ich noch an sie. An der Ogui Road wurde er langsamer, um einem Bettler, der an der Straße auf dem Boden lag, einen neuen Naira-Schein zuzuwerfen; daneben verhökerten ein paar Kinder geschälte Orangen. Der Bettler starrte auf den Geldschein, rappelte sich dann auf und winkte uns nach, klatschend und hüpfend. Ich hatte angenommen, er sei lahm. Ohne den Blick abzuwenden, beobachtete ich ihn im Rückspiegel, bis er aus dem Blickfeld verschwand. Er erinnerte mich an die Marktfrau, die im Dreck gelegen hatte. In seiner Freude lag etwas Hilfloses, dieselbe Art von Hilflosigkeit wie in der Verzweiflung jener Frau.

Die Mauern, die die höhere Schule der Töchter des Unbefleckten Herzens umgaben, waren wie die Mauern um unser Grundstück sehr hoch, jedoch anstelle des Stacheldrahtes mit scharfen, grünen Glasscherben besetzt. Papa sagte, diese Mauern hätten seine Entscheidung beeinflusst, als ich mit der Grundschule fertig war. Disziplin sei sehr wichtig, sagte er. Es könne nicht angehen, dass die jungen Leute über Mauern kletterten und dann in die Stadt gingen und sich aufführten, so wie es an den staatlichen Colleges üblich war.

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