Steven Wilson: "Es hat Spaß gemacht!"
Wer hatte die Idee, diese Mini-Shows zu veranstalten?
Das Label. (lacht) Um ganz ehrlich zu sein, fühle ich mich nicht wirklich wohl dabei. Ich bin es gewohnt, meine Musiker und meine Produktion mit all den Lichtern und Leinwänden zu haben. Hier bin ich in einer Situation, wo ich nur mit Gitarre, Laptop und Klavier sitze und fühle mich ein bisschen 'nackt'. Deswegen habe ich Ninet mitgebracht – als moralische Stütze. Aber auch wenn ich mich nicht vollkommen wohl dabei fühle, ist es eben Part der Promotion. Und dafür, dass es etwas ist, das ich von mir aus normalerweise nicht getan hätte, habe ich es echt genossen. Ich habe einen Weg gefunden, es umzusetzen und es hat Spaß gemacht!
Warum finden die Shows gerade in Berlin statt?
Frag das Label, ich hab’ keine Ahnung, haha. Aber ich glaube, die Antwort liegt beim Manager des Ladens (Kulturkaufhaus Dussmann, Anm. d. Red.). Er ist großer Fan von mir und war scharf drauf, das durchzuziehen. Es ist immer schön, zu einem Laden zu gehen, wo die Leute wirklich hinter dir stehen, aktiv dein Album promoten und es ihren Kunden empfehlen. Das trifft in diesem Fall hundertprozentig zu, denke ich.
Wie bist du denn an die Vorbereitungen herangegangen? War von Beginn an klar, dass Ninet dich begleiten würde? Und wie hast du entschieden, welche Instrumente du mitbringst?
Zuallererst habe ich überlegt, welche Songs des Albums ich in einem reduzierten Setting umsetzen würde können. "Pariah" war recht offensichtlich. Das klingt auch nur mit Akustikgitarre und zwei Sängern gut. Weil ich ein bisschen Angst vor der ganzen Sache hatte, entschied ich mich recht früh dafür, Ninet einzubeziehen. Selbst wenn ich es verkacken sollte, wäre sie immer noch fantastisch.
Dann habe ich geguckt, welche Songs ich außerdem mit Akustikgitarre und Klavier spielen könnte. "People Who Eat Darkness" ist vielleicht nicht die offensichtlichste Wahl, weil es diesen aggressiven Rocksound hat. Aber es ist im Kern ein Gitarrensong – ich hatte beim Schreiben nur eine Telecaster auf dem Schoß. Und es funktioniert auch mit Akustischer.
Du warst selbst mal ein wenig musikjournalistisch unterwegs (er schrieb einige Reviews für den Rolling Stone, Anm. d. Red.). Was würdest du über "To The Bone" schreiben?
Oh, wow ... Ich glaube das Album hat etwas, was ich im modernen Pop vermisse. Nämlich, dass Musik sowohl zugänglich als auch sehr anspruchsvoll sein kann. Und ich bilde mir, das erreicht zu haben. Ich versuche, nicht zu viele Reviews zu lesen, aber ein paar habe ich natürlich gesehen. Sie haben das auch aufgegriffen. Das britische Mojo-Magazin meint, es sei die perfekte Balance zwischen Pop und Progressive Rock. Das fasst es zusammen, finde ich. Darauf habe ich abgezielt. Es sollte genießbar sein für Leute, denen konzeptuelle Rockmusik vielleicht sonst gar nicht zusagt. Und umgekehrt: Wenn dir diese Musik zusagt, kannst du tiefer eintauchen, es gibt viele Ebenen. Wenn ich Journalist wäre und und das Album hören würde, würde ich es wohl so interpretieren.
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