Outkasts Afro-Andre, Barbie-Beyonce und ein glänzend aufgelegter Justin 'ich gewinne alles' Timberlake waren bei den MTV Europe Music Awards in Edinburgh das Salz in der Suppe.
Edinburgh (stj) - Warum lässt MTV eigentlich eine US-Peinlichkeit wie Christina Aguilera seine Europe Music Awards moderieren? Noch dazu, wenn diese dank aufgequollenem Make-Up-Gesicht so krank aussieht, wie ihre Kostüme viel Haut zeigen. Als Dirty Xtina sich noch über den Preis für Best Female Artist freuen durfte, konnte man ob der MTV-Label-Klüngelei nur betreten wegschauen. Gestellte Zickenstreitereien mit der anwesenden Kelly Osbourne wollten sie auch nicht cooler erscheinen lassen. Ganz im Gegensatz zum dreifachen Award-Gewinner Justin Timberlake.
Der Jung muss jedem Musikfan einfach immer unheimlicher werden. Unheimlich talentiert und unheimlich sympathisch. Zuerst feierte er ehrlich und ausgelassen seinen Erfolg in der Best Album-Kategorie, indem er Nachbar Ludacris abklatschte und durch die Halle sprintete. Danach jammte er bei der "Where Is The Love"-Performance der Black Eyed Peas auf der Bühne mit, um im Anschluss eine Beatbox-Einlage für den Freestyle der Peas ins Mic zu blasen. Von aufgesetzter Ami-Arroganz oder der Langeweile eines Panjabi MC (Award für Best Dance) keine Spur. Als er dann gerührt den Pokal für Best Pop von seinen Produzenten The Neptunes entgegen nahm, konnte man ihm nur zustimmen. "Tonight, don't suck for me".
Ein paar suckten gestern dagegen sehr. Beyonce und Best New Act Sean Paul sangen höchstens im Halbplayback, während Missy Elliotts Gesang bei "Pass The Dutch" den Begriff gar nicht verdiente. Ein Eigentor schoss MTV mit der Wahl zum besten Hip Hop-Act, den ein mit Abwesenheit glänzender Eminem gewann. Die meisten Künstler orientierten sich jedoch zum Glück an Justins Spielfreude.
So machte die zweifache Award-Gewinnern Beyonce ihren Faux Pax wieder wett und kam bei den Verleihungen als bauchfreie Barbie im rosa Kleid. The Darkness entfachten mit "I Believe In A Thing Called Love" das erwartete Latex-Feuerwerk. Die 'besten Rocker' der White Stripes schruppten gewohnt dreckig und low-fi. Die Chemical Brothers heizten mit den Flamming Lips auf einer Open Air-Bühne mitten in Edinburgh den Schotten ordentlich ein. Local-lovely Minnie Driver übergab den schüchternen Sigur Ros den Award fürs beste Video, und Outkasts Afro-Andre toppte in puncto Coolness so ziemlich alles.
Dido mimte unplugged den ruhigen Pol natürlicher Schönheit. Kraftwerk überforderten trotz euphorischer Ansage von Kylie Minogue mit Laptop-Elektro das gecastete Partyvolk, während Kylies "Body Language"-Performance arg new age-lastig ausfiel. Coldplay wurden per Videoschaltung in einem kleinen Fahrstuhl als beste Gruppe geehrt, und die Ärzte sind der Best German Act.
Actionstar und Co-Moderator Vin Diesel nölte im schicken Lederrrock die Nationalhymne "Flower Of Scotland" und präsentierte mit dem Best Song-Award den Zuschauer-Preis der Veranstaltung. Zum Brüller des Abends avancierten dabei die schottischen Soccer- und Rugbyfans, die inbrünstig nominierte Songs wie Sean Pauls "Get Busy" oder das Gewinnerlied "Crazy In Love" grölten. Den politischen MTV-Alibi-Preis präsentierte R.E.M.-Gutmensch Michael Stipe (Bono hatte wohl keinen Bock.). Er ging an die unter Hausarrest stehende, burmesische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi. Berechtigt und rührend. Den würdigen Schlusspunkt setzte danach 'Teufelin' Pink mit ihren harten Rock-Track "Trouble".
Auch wenn die Aguilera-Verarsche die oberflächliche Industrieseite von MTV zeigte, boten die Europe Music Awards doch einen perfekten und kurzweiligen Querschnitt über die Mainstream-Musikszene: Tonight, don't suck for MTV.
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